Dritte Liga statt Champions League: Der RCD Mallorca ist abgestiegen. Den Ex-Club des früheren EnBW-Chefs Utz Claassen plagen seit Jahren Geldprobleme.

Barcelona - Vorigen Frühling feierte der Real Club Deportivo Mallorca seinen 100. Geburtstag, und auf der Urlaubsinsel blühten die Visionen. „Nächstes Jahr werden wir in der ersten Liga sein“, erklärte der Trainer Fernando Vázquez. „Ich sehe eine vielversprechende, glänzende, außergewöhnliche Zukunft.“

 

Weil er ein erfahrener Coach mit langjähriger Erstliga- und Aufstiegserfahrung ist, vertrauten ihm die Anhänger natürlich. So wie sie auch dem deutschen Unternehmer und ehemaligen Vereinsinhaber Utz Claassen gern glaubten, als er 2015 fabulierte, bald werde auf Mallorca „regelmäßig Champions League gespielt“. Oder dem jetzigen Eigentümer Robert Sarver, zugleich Präsident des NBA-Clubs Phoenix Suns, der 80 Prozent der Anteile des Ex-EnBW-Chefs Claassen im Jahr 2016 erwarb und seine Akquisition definierte als „Erstligist, der zufällig in der zweiten Liga spielt“.

Jetzt ist Real Mallorca abgestiegen – in die dritte Liga. Nicht mal beim Tabellenletzten Mirandés gelang ein Sieg, der die Hoffnung auf den Klassenerhalt noch bis zum letzten Spieltag bewahrt hätte. Wo die Fans nach zahlreichen Protesten in den vergangenen Wochen still trauerten, titelte das „Diario de Mallorca“ von der „größten Schande seit 36 Jahren“. So lange war der RCD nicht mehr aus dem Profibereich gefallen, der in Spanien nur die ersten zwei Spielklassen umfasst. Auch ist Mallorca der erste ehemalige Champions-League-Teilnehmer, den dieses Schicksal ereilt.

Elf Millionen Euro Etat reichten nicht

Wem das alles arg nach 1860 München klingt: Auch Mallorcas Zukunft ist unklar, weil bis zum Jahreswechsel noch acht Millionen Euro an Kredit- und Steuerschuld abbezahlt gehören. Die Geldprobleme begleiten den Fußball auf der Lieblingsinsel der Deutschen seit Langem. Noch 2010 hätte sich der Finalist im Europapokal der Pokalsieger von 1999 und spanische Cupsieger von 2003 sportlich für die Euro League qualifiziert – doch die Uefa erteilte wegen eines parallelen Konkursverfahrens keine Startlizenz. 2013 folgte der Gang in die zweite Liga. Seitdem steckte der Verein im Abstiegskampf. Das epochale Talent Marco Asensio musste wegen Liquiditätsengpässen für nur 3,5 Millionen Euro an Real Madrid verkauft werden.

Dank der neuen Investoren und des vergleichsweise üppigen Etats von elf Millionen Euro sollte dieses Jahr eigentlich alles besser werden. Zu dem Konsortium gehört neben Sarver und dem Ex-Tennisprofi Andy Kohlberg auch der ehemalige Basketballstar Steve Nash. Als er kam, hieß es, er würde seinen Kumpel Alessandro Del Piero als Sportdirektor installieren. Del Piero ward dann nie gesehen, und die Geschäfte übernahm der Schweizer Ex-Profi Maheta Molango. Seine Kaderplanung gilt als katastrophal, drei Trainer, zuletzt Ex-Nationalspieler Sergi Barjuán, konnten es auch nicht retten. Ziel sei es nun, in der dritten Liga konkurrenzfähig zu sein, so Molango.

Claassen wollte deutsche und englische Touristen begeistern

Spaniens Profiligen verlieren einen Traditionsclub, aber keinen Zuschauermagneten. Knapp 10.000 Besucher pro Partie kamen diese Saison ins Estadio Son Moix. Zu den gescheiterten Masterplänen gehörte nicht zuletzt Claassens Idee, die deutschen und englischen Touristen zu begeistern. „Mit Cristiano Ronaldo als Gegner kannst du einen Charterflieger aus Hamburg oder Düsseldorf voll machen“, wie er mal sagte. Gleichwohl könnte auf Mallorca nächste Saison doch noch Zweitligafußball geboten werden. Atlético Baleares kämpft im Play-off um den Aufstieg aus der dritten Liga. Der traditionelle Arbeiterclub der Hauptstadt Palma wird inzwischen vom Berliner Hotelunternehmer Ingo Volckmann geführt und beschäftigt auch Ex-Nationalspieler Malik Fathi und könnte das königliche Real überholen.