Der Autor Akif Pirincci hat nach seiner Hass-Rede auf der Pegida-Demo in Dresden nicht nur die Justiz am Hals. Er muss sich für sein Blog “Der kleine Akif” auch einen neuen Webmaster suchen. Der hat seinen Job gekündigt – jedoch nicht, ohne sich entsprechend zu verabschieden.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Nach den Hassreden auf der Dresdner Pegida-Kundgebung haben sich zahlreiche Politiker entsetzt gezeigt. Vertreter der Bundesregierung machten klar, dass sie die Pegida nicht länger als eine Gruppe besorgter Bürger betrachten, sondern als eine zumindest in Teilen rechtsradikale Bewegung. Die Dresdner Justiz leitete gegen den Redner Akif Pirincci nach einer KZ-Äußerung Ermittlungen wegen Volksverhetzung ein. Der deutsch-türkische Autor Pirincci, der auf Einladung des Pegida-Gründers Lutz Bachmann bei der Kundgebung am Montagabend aufgetreten war, hatte in seiner Rede Muslime attackiert und Flüchtlinge als „Invasoren“ bezeichnet. Nach Kritik an Politikern, die er „Gauleiter gegen das eigene Volk“ nannte, sagte er: „Es gäbe natürlich andere Alternativen. Aber die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb.“ Die Menge reagierte mit Gejohle und Applaus.

 

Pirincci hat seine Rede angekündigt

Pirincci hatte im Vorfeld aber auf seiner eigenen Website geschrieben, er werde in Dresden „einen hübschen Text vorlesen, der in Sachen Wutrede in diesem Lande Maßstäbe setzen wird“. Darin werde es um „die Verbrechen gehen, die man diesem Volk gegenwärtig antut“.

Akif Pirincci hat mit seiner Hassrede nicht nur die Justiz auf den Plan gerufen, sondern auch einen seiner engsten Mitarbeiter vergrault. Der Mann nennt sich Thorsten und betreut nach eigenen Angaben das Blog „Der kleine Akif“ des Autors.

Eine fulminante Abrechnung

Verabschiedet hat sich Webmaster Thorsten mit einem Text, der an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig lässt - gepostet auf dem Blog von des Autors. Es ist eine fulminante Abrechnung mit Pirincci. Der Titel: „Von der Scham“. Was den Leser erwartet, wird schon durch das Bild deutlich, das dem Text voran gestellt ist. Es ist das 1992 in Rostock-Lichtenhagen entstandene Foto eines Mannes, der ein Deutschland-Trikot trägt, sich eingenässt hat und den rechten Arm zum Hitlergruß hebt. Der Text scheint kein Fake zu sein und die Seite ist wohl auch nicht gehackt worden. Das schreibt nach eigener Recherche der Deutschlandfunk, der mit dem Webmaster Kontakt hatte.

Der Webmaster schreibt in seinem Text von der Scham, die „wir Deutsche, vielleicht wie kein anderes Volk auf der Welt empfinden, und sei es nur unbewusst“. Sie gründe sich auf die Verbrechen, die Deutsche in der Zeit des Nationalsozialismus begingen, darauf „nicht rechtzeitig aufgestanden zu sein“ und die „Welt in einen unvorstellbaren Vernichtungskrieg geführt zu haben“.

Fremdschämen für den „lieben Akif“

Das sei eine Scham, so heißt es weiter, die „du, lieber Akif, leider nicht nachempfinden kannst“. Der Autor empfinde offensichtlich auch keine Scham, „den Heimkehrenden, geflüchteten Landsleuten aus den vom Feind besetzten Gebieten Vertriebenen die kalte Schulter gezeigt zu haben und sie so behandelten, wie deinesgleichen wünschten, wir würden die Flüchtlinge der Gegenwart noch heute behandeln“. Das Fazit des Webmasters Thorsten: „Ich schäme mich nicht nur fremd, für dich, Freund Akif. Ich schäme mich für mich. Dafür, dir bei der Errichtung deiner Plattform zur Verbreitung deines Unsinns behilflich gewesen zu sein“.

Der Text war nicht nur eine Abrechnung mit dem Autor, sondern auch eine fristlose Kündigung. „Du wirst dir wohl einen neuen Webmaster suchen müssen“, heißt es am Ende des Briefes.