So viele Polizisten wie derzeit waren im Stuttgarter Bahnhof lange nicht mehr zu sehen. Viele Menschen sind besorgt.

Stuttgart - Der Stuttgarter Hauptbahnhof am Donnerstag: Polizisten patrouillieren nach den Terrorwarnungen schwer bewaffnet mit Maschinenpistolen in der Bahnhofshalle und vor den Gleisen. Sie beobachten das rege Treiben und die Fahrgäste im Bahnhof sehr genau. Einen Tag nach den massiven Warnungen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), dass Deutschland im Fadenkreuz islamistischer Terroristen steht, wurden die Schutzmaßnahmen auch im Südwesten an neuralgischen Punkten wie Bahnhof und Flughafen erhöht.

Die Stuttgarter lassen sich in ihrem Alltag aber nicht einschränken. Die Sorge bleibt. Die Fahrgäste am Bahnhof befürworten die starke Polizeipräsenz größtenteils. "Ich fühle mich beruhigt mit den vielen Polizisten", berichtet eine 73-jährige Rentnerin aus Stuttgart, die ihren Namen nicht nennen wollte. "In größeren Städten wie Frankfurt oder Berlin ist die Gefahr vielleicht größer, aber nicht in Stuttgart", sagt ein Ehepaar aus dem Stadtteil Vaihingen. Den Sinn des Polizeieinsatzes sehen sie dennoch kritisch: "Ich weiß nicht, wie die Polizisten verhindern könnten, dass etwas passiert."

Anders erleben Serhan Tomurck (19) und Onur Koluman (20) die Situation: Polizisten kontrollieren die Personendaten der beiden Türken. "Wir haben dunkle Haare und sind nicht rasiert, da haben sie uns überprüft", sagen sie. Die beiden Freudenstädter finden das aber nicht schlimm: "Sie kontrollieren jetzt wohl öfter. Das ist okay. Ich fühle mich ja auch beschützt", sagt Tomurck. Auch am Flughafen laufen mehr Beamte Streife als sonst, aber weniger als am Hauptbahnhof. "Ich habe ehrlich gesagt noch gar keine Polizisten gesehen", bemerkt ein 23-jähriger Student aus Karlsruhe. Es sei ihm aber auch egal, er habe keine Angst vor Anschlägen. Ähnlich sieht das Eugen Hensinger. Der 31-jährige Industrieelektroniker ist auf dem Weg zu einer Geschäftsreise nach China. "Das Thema wird hier ziemlich übertrieben, ich denke nicht, dass Gefahr droht", sagt er.

Stuttgarter Innenministerium warnt vor Panikmache


Eine Diplombiologin, die aus Berlin kommend in Stuttgart landete, zeigt sich hingegen beängstigt: "In anderen Ländern gab es schon Anschläge und da hat man nach der Warnung schon Bedenken, vor allem an solchen Verkehrsknotenpunkten." Die Polizisten geben ihr ein gutes Gefühl: "Man fühlt sich schon wohler und hofft, dass es hilft." Das Stuttgarter Innenministerium warnt unterdessen vor Panikmache. Für die Polizei gelte jetzt "erhöhte Wachsamkeit", sagte eine Ministeriumssprecherin.

Auch de Maizière forderte die Bevölkerung auf, sich trotz der Hinweise auf einen möglichen Anschlag nicht von den Lebensgewohnheiten abbringen zu lassen. Wegen der akuten Terrorwarnungen müssen sich die Bürger voraussichtlich längerfristig auf erhöhte Sicherheitsvorkehrungen einstellen.