Die deutsche Wirtschaft nimmt Trumps Ankündigungen von Strafzöllen ernst. Die deutsche Automobilindustrie verweist darauf, dass sie schon heute mehr viele Autos in US-Werken produziert.

Berlin - Die wirtschaftspolitischen Ankündigung des künftigen amerikanischen Präsidenten Donald Trump haben die deutschen Unternehmen aufgeschreckt. „Wir nehmen die Äußerungen ernst“, erklärte Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Trump hatte in einem Interview Strafzölle von 35 Prozent gegen deutsche Automobilhersteller angekündigt, wenn diese Autos in Mexiko bauen ließen und in die Vereinigten Staaten einführten.

 

Trumps Äußerungen führen zu Verunsicherung. Während sich der neue BDI-Präsident Dieter Kempf vor einigen Tagen noch dafür aussprach, Trumps Pläne mit Gelassenheit aufzunehmen, wird er nun deutlicher: „Handelskonflikte schaffen nur Verlierer“, sagte Kempf. Der künftige US-Präsident habe Recht, dass die Stärkung der Industrie der Schlüssel zur Schaffung von mehr Jobs in den USA sei. Doch dieses Ziel sei nicht mit Strafzöllen und Handelsbeschränkungen zu erreichen, mahnte der BDI-Chef. Die deutsche Wirtschaft hält sich mit Warnungen nicht mehr zurück: „Trump wird der eigenen Wirtschaft schaden, wenn er versucht, die Autobauer aus Mexiko zu drängen“, sagte der BDI-Präsident. Denn eine Zerschlagung von Wertschöpfungsketten verteuere die Produkte.

Wissmann erwartet Widerstand des Kongresses

Nach wie vor geht die Wirtschaft zwar davon aus, dass Trump nicht alle seine vollmundigen Versprechen umsetzt. „Im US-Kongress dürfte es gegen Importsteuer-Pläne erheblichen Widerstand geben“, sagte VDA-Präsident Wissmann. Irritationen löst aber aus, dass der US-Präsident für langfristige Investitionsentscheidungen keine Planungssicherheit mehr bieten will.

Gerade für die deutsche Autoindustrie ist der US-Markt von besonderer Bedeutung. Gemessen an den Stückzahlen ist der US-Markt für die Autobauer in Deutschland der zweitgrößte Exportmarkt – hinter Großbritannien. Im vergangenen Jahr wurden aus Deutschland 545 000 Neuwagen in die Vereinigten Staaten ausgeführt. Daneben sind die USA auch noch ein wichtiger Produktionsstandort. Die deutsche Autoindustrie baute ihre US-Fertigung in den vergangenen Jahren stark aus. Seit 2009 wurde die Pkw-Produktion dort vervierfacht. Die Vereinigten Staaten sind für deutsche Hersteller und Zulieferer der zweitgrößte internationale Produktionsstandort. Im vergangenen Jahr stellten die deutschen Automobilfirmen in den Vereinigten Staaten rund 850 000 Wagen her. Die US-Produktion liegt damit deutlich über der Zahl der exportierten Wagen. Die Zahlen zeigen: Anders als von Trump dargestellt lassen die deutschen Autohersteller schon jetzt viele Fahrzeuge in den Vereinigten Staaten fertigen.

Hohe Zölle für Geländewagen

Dazu tragen auch die Zölle bei. Personenwagen, die amerikanische Hersteller nach Europa einführen, werden mit zehn Prozent Zoll belegt. Pkw, die europäische Hersteller in die USA exportieren, unterliegen einem Zoll von nur 2,5 Prozent. Bei Geländewagen steigt der Zoll für Exporte in die USA jedoch auf 25 Prozent.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nahm zu Trumps Ankündigungen keine Stellung. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte, mit Strafsteuern werde die US-Autoindustrie schlechter, schwächer und teurer. Wenn Trump darüber klage, dass zu wenig US-Autos in New York zu sehen seien, müssten die Amerikaner bessere Autos bauen, sagte Gabriel.