Österreich hat gewählt – und ist nach rechts gerückt. Im Wahlkampf wurde das Land politisch polarisiert. Entsprechend extrem fallen die Reaktionen im Netz aus.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Rechtsruck in Österreich. Nach einer wochenlangen Schmutzkampagne haben sich die Prognosen der Umfrageinstitute erfüllt. Die konservative ÖVP ist bei der Nationalratswahl mit über 31 Prozent stärkste Partei geworden. Das sind mehr als sieben Prozentpunkt mehr als bei der Wahl 2013. Die rechtspopulistische FPÖ verbuchte ebenfalls deutliche Zugewinne. Sie blieb aber mit 26,0 Prozent knapp hinter der sozialdemokratischen SPÖ, die auf 26,9 Prozent kam. Das ganze Land hat sich politische deutlich nach rechts bewegt – das sorgt natürlich für entsprechende Reaktionen.

 

Die Schweizer Tageszeitung „NZZ“ kann dem Ergebnis der Wahl auch Positives abgewinnen. Der Kommentator des Blattes schreibt, der Sieg der Liste Kurz sei eine Chance für Österreich, wo sich das Modell der großen Koalition zwischen Konservativen und Sozialdemokraten totgelaufen habe. „Dies zeigte die politische Blockade der letzten Jahre, und dies zeigte die Schlammschlacht zwischen dem Wahlsieger Sebastian Kurz und dem Nochkanzler Christian Kern während des Wahlkampfs“, schreibt die „NZZ“.

Andere sehen das schon etwas skeptischer. Ein Twitter-Nutzer, der sich „Karl Krause“ nennt, glaubt sich daran zu erinnern, dass der Grüne Bundespräsident Österreichs, Alexander van der Bellen, keine Minister der rechtspopulistischen FPÖ ernennen wolle. Sollte sich das als wahr erweisen, dürften auf Österreich noch stürmische Zeiten zukommen.

Andere Österreicher, die den Rechtsruck ebenfalls kommen sahen, versuchten, die Situation mit Humor zu nehmen. So sendete Gregor Barcal ein Foto aus der Wahlkabine. Das Foto kann allerdings auch so interpretiert werden, dass die Linken für den Herrn Barcal nicht wählbar sind. Wichtig allerdings ist, dass nicht zu sehen ist, wo das Kreuzchen gemacht wurde – ansonsten wäre der Stimmzettel bei einer geheimen Wahl wohl ungültig.

Eindeutiger ist die Reaktion von Claudia Zettel. Sie scheint sich den Rechtsruck in Österreich nur mit der Zufuhr einer großen Menge Alkohols zu ertragen. Das Problem: am Morgen danach wird das Erwachen umso schrecklicher.

Doch es geht auch anders. Aus dem Nachbarland Deutschland melden sich natürlich die Gesinnungsgenossen der rechtspopulistischen FPÖ zu Wort. Alexander Gauland, der Neu-Bundestagsabgeordnete der AfD, gratuliert zum Sieg und dem Rechtsruck in Wien. Weniger erfreut dürfte er über das Abschneiden seiner Partei bei den Wahlen in Niedersachsen sein. Dort zogen die Rechtspopulisten mit 6 Prozent in den Landtag ein – nach den Erfolgen der vergangenen Monate ein eher bescheidenes Ergebnis.

Auch in Serbien wird der Sieg der Rechten mit einigem Wohlwollen gesehen. Serbiens Premier Aleksandar Vucic gratulierte Noch-Außenminister Kurz zum Erfolg. Wir erinnern uns: Kurz war es, der während der Flüchtlingskrise die Schließung der Balkanroute maßgeblich vorangetrieben hatte. Auch Vucic setzt in Serbien verstärkt auf nationalistische Töne. Was diese Rückkehr zum Nationalstaat auf dem Balkan zu bedeuten hat und welche Rolle dann Österreich spielen wird, muss sich noch zeigen. Denn die FPÖ propagiert eine Art „Austria first“, was für die Balkanstaaten einige Nachteile mit sich bringen könnte.

Und was macht Wien? Das wählt rot! Wie eine sozialdemokratische Insel im rechtspopulistischen Meer sieht die Hauptstadt Österreichs bei der Wahlanalyse der Tageszeitung „Der Standard“ aus. Parallelen zum roten München im CSU-Land Bayern sind natürlich rein zufällig.

Der Twitter-Nutzer namens Jannik wiederum scheint mit dem Ergebnis der Wahl in Österreich nicht zufrieden zu sein. Was ihn erstaunt ist, dass offenbar die jungen Wähler ihr Kreuz bei der rechtspopulistischen FPÖ gemacht haben – das zumindest legt eine Wahlanalyse der Schweizer Tageszeitung „NZZ“ nahe. Jannik vermutet, dass die Jugend in Österreich irgendwie nicht ausgelastet ist.

Interessant ist die Frage, wie sich Österreich nun im Konzert der anderen Staaten positionieren wird. Diese Frage scheint auch den Twitter-Nutzer namens „RationalAuthority“ umgetrieben zu haben. Er erinnert daran, dass in Ungarn und der Slowakei schon seit Jahren die Rechtspopulisten das Sagen haben. Was er nicht erwähnt, sind die Parlamentswahlen in Tschechien, bei denen der nächste Ruck nach rechts drohen dürfte.

Und was will uns der Twitter-Nutzer Sergej zur Wahl sagen? Seine Botschaft bleibt irgendwie im Unbestimmten. Ist der Morgen nun gut, weil er glaubt, dass sich die Politik nach dem Rechtsruck endlich in die richtige Richtung entwickeln wird? Oder ist es Ironie, die er uns über Twitter mitteilen will? Wir wissen es nicht.

Und hier noch ein Gespräch im Sender „N24“ darüber, dass die „harte Rechte“ in Österreich nun salonfähig geworden ist.