Seit zehn Jahren bietet die Evangelische Jugend Stuttgart in Ostheim eine Nachmittagsbetreuung an – eine Erfolgsgeschichte. Doch personell kommt das Projekt an seine Grenzen.

S-Ost - Schule ist heute nicht mehr nur ein Lernort, sondern für viele Schüler ein Lebensraum, in dem sie den Großteil ihres Tages verbringen. Vor diesem Hintergrund betreibt die Evangelische Jugend Stuttgart (Ejus) eine vielseitige Nachmittagsbetreuung an der Ostheimer Realschule. Die Kooperation mit der Schule begann vor zehn Jahren. Am Freitag feierte die Ejus gemeinsam mit Schülern und Lehrern das Jubiläum.

 

Zwar kooperiert die Ejus auch mit anderen Stuttgarter Schulen; in Form der umfassenden Nachmittagsbetreuung an drei Tagen die Woche ist das Angebot jedoch einmalig. Anfangs betreuten drei Mitarbeiter an zwei Nachmittagen etwas mehr als 20 Schüler der Klassen 5 bis 8. „Ziel war es, den Schülern mit einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung eine attraktive Alternative zum Sofa oder der Straße anzubieten“, erklärt die Referentin für schulbezogene Jugendbildung bei der Evangelischen Jugend, Dorrit Brandstetter. Insbesondere die vielen Schüler aus sozial schwachem Elternhaus und Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund, die daheim keine angemessene Betreuung hatten, sollten Unterstützung finden.

Enorme Nachfrage

Das freiwillige Angebot, welches durch das Jugendbegleiterprogramm des Landes und der Stadt gefördert wird, wurde gut von der Schülerschaft angenommen. Schnell stieß das kleine Team allerdings an seine Grenzen. Das Angebot, bestehend aus einer Hausaufgabenbetreuung und Gruppenaktivitäten mit Schwerpunktthemen wurde nach kurzer Zeit ausgeweitet. „Die Nachfrage war enorm“, so Dorrit Brandstetter. Mittlerweile nutzen rund 80 Kinder die Freizeitangebote an drei Nachmittagen. An den restlichen zwei Tagen haben die Schüler Unterricht am Nachmittag, so dass an fünf Tagen die Woche eine Ganztagesbetreuung angeboten werden kann.

Das Betreuer-Team aus Jugendlichen, Studierenden, angehenden Pädagogen und mittlerweile auch Lehrkräften ist auf knapp 50 Ehrenamtliche angestiegen. Je nach Neigung und Interesse können sich die Schüler für unterschiedliche Gruppen anmelden. Es gibt Sport-, Theater- und Bastel-AGs, musikalische Workshops, Tanz- oder Kochkurse.

Seit Neuestem gibt es eine Wohnzimmer-AG, bei der die Teenager in einem umfunktionierten Klassenzimmer ganz entspannt chillen können. „Das ist völlig legitim, wir wollen ja auch das soziale Miteinander fördern“, findet Dorrit Brandstetter. Mit dem außerschulischen Angebot stärke und fördere man die Kernkompetenzen, erklärt Brandstetter. „Wir schauen auf die individuellen Stärken eines Schülers und nicht auf seine Fehler“, erklärt sie. Das kräftige das Selbstbewusstsein der Kinder und unterstütze sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung.

Der Rektor lobt das Projekt

„Für die Schüler ist das eine Bereicherung, die sich auch in ihrem Alltag niederschlägt“, so Rektor Wolfgang Schlosser. Wenn es nach ihm ginge, könnte das Projekt weiter wachsen: „Seit dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung sind wir mehr denn je auf Unterstützung angewiesen.“ Lehrer könnten der heterogenen Schülerschaft nicht in vollem Maße gerecht werden. Eine individuelle Förderung sei bei den knappen Lehrerstunden nicht möglich. Die Evangelische Jugend sieht sich jedoch an ihren Grenzen. „Ohne eine hauptamtliche Leitung ist das nicht zu bewältigen“, so Brandstetter.