Adidas ist nach einer Reihe strategischer Fehlschläge kein Börsenliebling mehr. Die Unterbewertung des Unternehmens lockt inzwischen Hedgefonds und Spekulanten an. Sie wollen zuerst bei der US-Tochter Reebok zugreifen.

München - Der fränkische Sportartikler Adidas ist nach einer Serie von Fehlschlägen zum Spekulationsobjekt geworden. Auf jüngste Gerüchte um den Einstieg eines Hedgefonds beim Herzogenauracher Dax-Konzern selbst folgt nun ein Bericht, nach dem asiatische Investoren die Adidas-Tochter Reebok kaufen wollen. Davon will die angesehene US-Zeitung „Wall Street Journal" erfahren haben. Eine Offerte über 1,7 Milliarden Euro durch eine Investorengruppe unter Einschluss der in Hongkong ansässigen Beteiligungsgesellschaft Jynwei Capital sowie von Fonds aus Abu Dhabi stehe unmittelbar bevor, schreibt das Blatt.

 

Adidas bezeichnet das als Gerücht. „Dazu nehmen wir grundsätzlich keine Stellung", sagte eine Konzernsprecherin. Die Reaktion der Aktienmärkte war eine andere und eindeutig. Die seit Monaten unter Druck stehende Adidas-Aktie legte nach Bekanntwerden des Zeitungsberichts trotz eines insgesamt sinkenden Dax um zeitweise sieben Prozent auf gut 58 Euro zu. Die Adidas-Investoren sind seit einiger Zeit nicht mehr mit dem Kurs des langjährigen Konzernchefs Herbert Hainer einverstanden und verlangen nach einer anderen Strategie. Die könnten reiche Investorengruppen oder Hedgefonds den Franken aufzwingen.

Die 2005 für 3,1 Milliarden Euro erworbene US-Tochter ist allerdings nicht das Hauptproblem von Adidas. Nach großen Problemen, sie auf Kurs zu bringen, scheint das Schlimmste überwunden. Reebok ist mittlerweile neu als Fitness-Marke positioniert und wächst seit fünf Quartalen in Folge. Die Bruttomarge liegt bei knapp 40 Prozent. Andererseits wollte Adidas mit Reebok ursprünglich den Weltmarktführer Nike an dessen Heimatmarkt angreifen, was gründlich misslungen ist. Nike wächst seit einiger Zeit vor allem in den USA stärker als Adidas und hängt ihren fränkischen Verfolger immer mehr ab.

Die Adidas-Aktie hält mit dem Konkurrenten Nike nicht mit

Im Gegensatz zum Adidas-Papier entwickelt sich die Nike-Aktie derzeit glänzend. Würde Adidas ihre US-Tochter zum genannten Preis an die Investorengruppe verkaufen, wäre das ein Verlustgeschäft, zumal die Franken in den letzten acht Jahren zusätzlich zum Kaufpreis viel Geld in Reebok investiert haben. Freiwillig will sich Hainer wohl nicht davon trennen, schätzt die Branchenexpertin der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Barbara Ambrus. „Das ist ein Zerschlagungsszenario", sagt sie zu einem solchen Ende der Firmenehe. Sie könne aber dennoch kommen, wenn Hedgefonds und andere Großanleger weiter Druck auf die Herzogenauracher ausüben.

In deren Kreisen wird auch eine Ablösung von Hainer als Adidas-Chef gefordert, heißt es in Finanzkreisen hartnäckig. Er ist der dienstälteste Chef eines Dax-Konzerns und seit 13 Jahren an der Spitze der Franken. Sein Vertrag läuft noch bis 2017. Zuletzt erlebte Hainer aber gehörig Gegenwind. Er musste Gewinnprognosen kassieren und die Golftochter Taylor Made zum Sanierungsfall erklären.

In Russland, dem für Adidas drittgrößten Markt weltweit, stehen die Franken wegen der Ukraine-Krise vor einer ungewissen Zukunft. Nike läuft dem Konkurrenten derzeit in jeder Hinsicht davon. Um die eigenen Anleger zu besänftigen, hat Hainer soeben ein Rückkaufprogramm für eigene Aktien im Volumen von 1,5 Milliarden Euro verkündet. So wie es aussieht, könnte aber noch mehr Kurspflege nötig werden, um sich selbst an der Konzernspritze zu halten und Adidas nicht endgültig zum Spielball eines Hedgefonds zu machen.