Das Südwestfernsehen will mehr Information bieten – und was macht man da? Man gräbt die alte Sendung „Pro & Contra“ wieder aus und verdoppelt die Sendezeit der „Landesschau aktuell“.

Stuttgart - Die jüngste Affäre um schon vor dem Ereignis gesendete Jubelarien zu interaktiven Grillparties scheinen den Südwestrundfunk (SWR) etwas zur Vernunft gebracht zu haben. Der zweitgrößte Sender in der ARD will in Zukunft verstärkt auf die Information setzen. Die Botschaft, die SWR-Intendant Peter Boudgoust und die Landessenderdirektorin Stefanie Schneider am Donnerstag von Stuttgart in die Welt sandten, lautet: Uns ist der Journalismus wichtig. Als Reaktion auf das peinliche, vorab gesendete Resümee der Grillparty mit dem TV-Koch Johann Lafer vom 1. Mai will die Infooffensive im SWR selbstredend aber niemand verstanden wissen. Die Reform sei lange zuvor vorbereitet worden.

 

Vom 3. November an wird die Rundfunkanstalt die Sendezeit seiner Hauptnachrichtensendung „Landesschau aktuell“ von derzeit 15 Minuten auf eine halbe Stunde verdoppeln – sowohl in Baden-Württemberg wie in Rheinland-Pfalz. Moderieren werden in Stuttgart zwischen 19.30 Uhr und 20 Uhr Stephanie Haiber und Dieter Fritz, die dem Zuschauer im Ländle schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten vertraut sind. Baut der SWR hier auf Bewährtes, will er doch „hintergründiger, qualitativ hochwertiger und journalistisch relevanter werden“, wie die Landessenderdirektorin Schneider betont.

Dafür wird die Sendung „Pro & Contra“ wiederbelebt. Das Strickmuster der 45-Minuten-Sendung, das der Vorgängersender SDR dreißig Jahre lang im Ersten verantwortet hat, bleibt sich gleich. Zwei Anwälte und Sachverständige sollen bei einem Streitthema aufeinander losgehen. Das Publikum entscheidet und Clemens Bratzler und Brigitta Weber moderieren. Die Reihe soll im Herbst beginnen und je nach Erfolg sechs- bis zehn Mal im Jahr ausgestrahlt werden.

Der Heimattümelei sind keine Grenzen gesetzt

Ebenfalls im Herbst geht die Doku-Reihe „Der Südwest-Check“ an den Start. Hierbei werden Familien vorgestellt, die man hierzulande als „Reigschmeckte“ bezeichnet. Sie wollen sich in Baden-Württemberg, aber auch in Rheinland-Pfalz und im Saarland heimisch machen. TV-Teams begleiten sie bei ihrem Neustart in Biberach, Andernach oder Saarlouis, wobei laut SWR das „subjektive Erleben der Familien“ neben den „nüchternen Fakten“ im Vordergrund stehen soll. Letztlich aber geht es um das, um was es dem SWR immer und am liebsten geht: das Lebensgefühl und die Lebensqualität im Südwesten.

Der Heimattümelei jedenfalls sind keine Grenzen gesetzt. So geht der SWR vom 11. bis 16. August mit der Kollegen der fünf öffentlich-rechtlichen Sender des Bayerischen Rundfunks, des eidgenössischen SRF und des österreichischem Staatsfunks ORF sowie Radio Lichtenstein am Bodensee auf eine „interaktive Erlebnisreise“. Gechartet wird dafür das „Eventschiff“ MS Sonnenkönigin. In Funk, Fernsehen und Internet sollen „Prominente“ die Regionen um den See vorstellen und „Wissenswertes, Skurriles und Unterhaltsames“ bieten. Ob auch gegrillt wird, war nicht zu erfahren.