Das Hohenloher Freilandmuseum widmet eine Schau der volkstümlichen Verehrung von Reformatoren.

Wackershofen - Schon wieder Reformation! Das mag so manchem in den Sinn kommen, der angesichts der Flut an Veranstaltungen und Publikationen im Luther-Jahr des Themas schon etwas überdrüssig geworden ist. Bekanntlich ist aber auch das derzeitige Reformationsjahr nur eines von zahlreichen Jubiläen, die über die Jahrhunderte rund um den Reformator Martin Luther und seine Mitstreiter gefeiert wurden. „Der Brauch, geschichtlicher Ereignisse und Gestalten regelmäßig feierlich zu gedenken, ist selbst eine Hervorbringung der Geschichte“, schreibt Dorothea Wendebourg, Professorin für Kirchengeschichte in Berlin, in einer Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung, „er verdankt sich der Reformation.“

 

Im Zentrum steht auch Johannes Brenz

Die Lebensverhältnisse der Menschen früherer Zeiten in unserer Region zu erforschen und der Öffentlichkeit zu präsentieren: So definiert Museumsleiter Michael Happe die Aufgabe des Hohenloher Freilandmuseums (Kreis Schwäbisch Hall). In diesem Sinn konzentriert sich eine umfangreiche Sonderausstellung unter dem Titel „Ein feste Burg ist unser Gott“ in Wackershofen auf die volkstümliche Verehrung und Rezeption von Reformatoren und Reformatorinnen im 19. Jahrhundert. Sein Augenmerk legt die Schau natürlich auf Johannes Brenz, der als „Luthers Mann in Württemberg“ von 1522 bis 1548 in Schwäbisch Hall die Reformation durchsetzte. Anhand von mehr als 100 Exponaten – Druckgrafiken wie Gemälde, Gesangsbücher wie Fotografien, Kleinmöbel wie Ziergeschirr – vor allem aus der Region wird die „Konjunktur der Verehrung“ im 19. Jahrhundert gezeigt: „Man wollte leben, arbeiten und beten wie Luther“ (Happe).

„Der technische Fortschritt ermöglichte Massenware“, macht Elmar Hahn auf einige Devotionalien aufmerksam, die sich wohl zu Tausenden in den Stuben der Bauern und Bürger befanden: das Wormser Luther-Denkmal als kunstvolle Postkarte, die Spieluhr in Luther-Gestalt oder gar Bettwäsche, die mit der berühmten Liedzeile „Ein’ feste Burg ist unser Gott“ bestickt ist. Über allem thront die Wartburg als Leitmotiv protestantischen Denkens. „Bei manchen Exponaten erhoffen wir uns eine Zuordnung durch die Besucher“, sagt der Museologe Hahn. Er hat zusammen mit der Religionspädagogin Sarah Peters die Ausstellung konzipiert, die „eine menschliche Geschichte“ erzählen soll.

Der Lehrer inszeniert sein Zuhause lutherisch

Als „kleine Außenstelle“ ist zudem im Schulhaus, das aus Satteldorf auf das Ausstellungsgelände der Freilandmuseum kam, der Lehrerhaushalt „lutherisch“ inszeniert – etwa mit einem ausladenden Luther-Stuhl, der im Stil des 19. Jahrhunderts gehalten ist. Allerdings zeigt er nichts Originales, sondern ist eine späte Fantasie. „Gemeinsam mit den Schülern haben die Lehrer sogar Luther-Bäume gepflanzt“, sagt Hahn. Einen begleitenden Aufsatz zu diesem wie anderen Phänomenen gibt es unter anderem in einer reich bebilderten Publikation, die die Ausstellung vertieft.