Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst hat sich in einer Streitfrage innerhalb der katholischen Kirche überraschend deutlich positioniert. Die Kirchenreformer spenden Applaus.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Stuttgart - Überraschend deutlich hat sich der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, in einer Streitfrage innerhalb der katholischen Kirche positioniert und sich dafür ausgesprochen, das Diakonenamt künftig für Frauen zu öffnen. „Es ist ein Zeichen der Zeit. Frauen sollen zu Diakoninnen geweiht werden“. Das sagte der Theologe am Wochenende bei einer Diskussion anlässlich des Festaktes zum 100. Geburtstag des Katholischen Deutschen Frauenbunds in Stuttgart-Hohenheim. Von den Verantwortlichen des Frauenbundes erntete er umgehend Zustimmung. Man werde den Vorstoß des Bischofs sicher unterstützen. Dieser sei ganz im Sinne des Mottos im Jubiläumsjahr: „Mutig, kraftvoll, leidenschaftlich“, hieß es.

 

Der Papst hat eine Studienkommission berufen

Fürst werde in der Bischofskonferenz für seine Position werben, sagt der Sprecher der Diözese Uwe Renz. An eine direkte Eingabe beim Vatikan denke der Bischof allerdings nicht. Die Weiheämter sind in der katholischen Kirche bisher Männern vorbehalten. Kritiker befürchten, dass eine Öffnung für Frauen perspektivisch auch den Weg zum Priester- und Bischofsamt freimachen könnte. Auch deshalb gibt es heftigen Widerstand von Traditionalisten. Von den Reformern der Gruppe „Wir sind Kirche“ erhält Fürst kräftigen Applaus. „Sein Votum ist gut und richtig. Man kann nur hoffen, dass die anderen Bischöfe ihn unterstützen“, sagt der Sprecher Christian Weisner. Er erinnert daran, dass die deutschen Bischöfe bereits bei der Würzburger Synode Mitte der 70er Jahre für das Diakonat der Frau plädiert hätten.

Papst Franziskus hat 2016 eine Studienkommission berufen, die die Rolle von Diakoninnen in der Frühzeit der Kirche untersuchen soll. Christian Weisner sieht neue Spielräume eröffnet: Der Papst ermutige die Bischofskonferenzen konkrete Vorschläge einzureichen. Die Deutschen sollten sich mit den Österreichern und Schweizern zusammentun und im Vatikan einen Antrag einreichen, Frauen zu Diakoninnen zu weihen.