Bei der Reform der Lehrerausbildung haben sich Grüne und SPD in Teilen angenähert. Die SPD-Fraktion ist auf die Linie der Grünen eingeschwenkt, das Studium auf die Bachelor und Master-Struktur umzustellen und das Staatsexamen aufzugeben.

Stuttgart - Bei der umstrittenen Reform der Lehrerausbildung haben sich Grüne und SPD in Teilen angenähert. Es bleibt aber noch Diskussionsbedarf. Bei ihrer Klausurtagung in Freiburg ist die SPD-Fraktion auf die Linie der Grünen eingeschwenkt, das Studium auf die internationale Bachelor und Master-Struktur umzustellen und das Staatsexamen aufzugeben. Die Fraktionen versprechen sich davon eine höhere Flexibilität der Studenten, was deren spätere Berufswahl betrifft. Die Absolventen sollen nicht von Anfang an auf die Lehrerlaufbahn festgelegt sein. Strittig ist zwischen den Fraktionen die Dauer der Ausbildung.

 

Es wird ein Lehramt für die Sekundarstufe eins (Klasse fünf bis zehn) geben. Dessen Absolventen können an allen Schularten einschließlich des Gymnasiums unterrichten. Das Lehramt für die Sekundarstufe zwei befähigt zum Unterricht an der Oberstufe der Gymnasien und beinhaltet die Lehrbefähigung für die Sekundarstufe eins. Diese Lehrer können von Klasse fünf bis zwölf beziehungsweise 13 unterrichten. Die Sekundarstufenlehrer eins und zwei sollen zehn Semester studieren – sechs Semester bis zum Bachelor und vier im Masterstudium. Beim Bachelor stehen die Fächer im Vordergrund, die pädagogischen Schwerpunkte folgen im Master. Die Lehrer für die Sekundarstufe zwei erwerben ihren Bachelor an der Universität, die anderen studieren an der Pädagogischen Hochschule.

Die Feinheiten müssen noch ausgearbeitet werden

In den Masterstudiengängen sollen Pädagogische Hochschulen und Universitäten zusammenarbeiten. Die Absolventen der Bachelorstudiengänge sollen aber auch die Möglichkeit bekommen, Masterstudiengänge zu belegen, die nicht ins Lehramt führen. Die „Feinheiten“ müssen laut SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel noch ausgearbeitet werden. Doch so weit besteht Einigkeit zwischen SPD und Grünen.

Anders bei den Grundschullehrern. Die SPD hält eine Studiendauer von acht Semestern für ausreichend (sechs Semester Bachelor und ein zweisemestriger Master ). Edith Sitzmann, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, erklärte, die Grünen hielten auch für Grundschullehrer ein zehnsemestriges Studium für erstrebenswert. „Wir müssen das mit der SPD nochmals diskutieren und weiter verhandeln“, kündigte Sitzmann an.

Die Opposition kritisiert den „Einheitslehrer“

Die CDU kritisiert, die Koalition habe sich auf einen „Einheitslehrer light“ verständigt. Bis zur zehnten Klasse werde der Einheitslehrer Standard, moniert auch die FDP. Georg Wacker, der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, wettert, das sei eine klare Ansage zur „Zerschlagung des bei Grünen und SPD ungeliebten Gymnasiums“. Damit sind die Fronten in der Bildungspolitik unverändert starr. Die Regierungsfraktionen zeigten sich zwar offen für die Forderung von Handwerk und Arbeitgebern nach einem Schulfrieden. Allerdings sehen Schmiedel wie Sitzmann die Opposition am Zug. „Die Tür ist offen, aber die Herrschaften marschieren nicht rein“, sagte Schmiedel an die Adresse von CDU und FDP. Sitzmann erklärte, die Koalition werde „nicht alles, was jetzt beschlossen ist, vergessen“. Sozusagen um des Friedens willen. Das Ziel bleibe ein zweigliedriges Schulsystem mit Gemeinschaftsschule.

Unterschiedlich legen SPD und Grüne auch den Stand der Debatte über die Musikhochschulen aus. Im Oktober soll es eine Anhörung aller Beteiligten geben. Anders als für die Grünen ist für die SPD noch nicht gesetzt, dass 500 Studienplätze an den fünf Hochschulen abgebaut werden müssen. Man müsse klären, wo Bedarf sei, und dürfe „nicht alles über einen Leisten scheren“, versuchte Schmiedel vor der Anhörung möglichst vieles offenzuhalten. Das Einsparziel von vier bis fünf Millionen Euro bei den Musikhochschulen will jedoch auch die SPD erreichen.

Grüne und SPD loben ihre Sparanstrengungen

Beim Sparen sieht sich die Koalition ohnehin auf einem guten Weg. Bei der Haushaltskonsolidierung liege man über Plan, betonte Schmiedel und konterte energisch Vorwürfe von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), Grün-Rot könne nicht haushalten. Das strukturelle Defizit von 2,4 Milliarden Euro sei bereits um eine Milliarde gesenkt, lobten Sitzmann und Schmiedel sich selbst und ihre Regierung. Die Nettokreditaufnahme für 2014 soll um 260 Millionen Euro gesenkt werden.

Die Fraktionen haben sich auch auf das Modell zur weiteren Haushaltskonsolidierung verständigt. Jedes Ministerium erhält einen Orientierungsplan, der die Einsparsumme prozentual vorgibt. Die Ausgestaltung obliegt den Ministerien. Die Grünen wollen politisch sicherstellen, dass der Kultusminister nicht mehr als 11 600 Lehrerstellen einsparen muss; das durch die Reform frei werdende Personal müsse der Polizei in der Fläche erhalten bleiben und die steigenden Studierendenzahlen müssten sich im Etat der Wissenschaftsministerin niederschlagen. Die SPD hebt hervor, es bleibe bei 500 zusätzlichen Stellen in der Finanzverwaltung. Die Prüfer bedeuteten einen wichtigen Einnahmeposten.