Am Dienstagnachmittag wurden die ersten S-Bahnen mit modernem WLAN auf die Strecken geschickt. Bis Sommer 2019 sollen alle Fahrzeuge damit ausgestattet sein. Wir erklären, wie es funktioniert.

Stuttgart - Seit Dienstagnachmittag fahren vier besondere S-Bahnen in der Region, erkennbar an den WLAN-Symbolen außen am Führerstand und innen an den Eingangsbereichen. Diese Wagen sind mit neuem WLAN ausgestattet. Jede Woche werden zwei weitere Fahrzeuge dazukommen: Bis zum Sommer 2018 sollen alle 60 ET 423 der Linien S 4, S 5 und S 6/60 sowie die Wagen der Schuster- und der kleinen Teckbahn umgerüstet werden, danach sind bis Sommer 2019 die 97 ET-430-Fahrzeuge dran, die auf den Linien S 1, S 2 und S 3 fahren. Insgesamt investieren der Verband Region Stuttgart und die Bahn rund fünf Millionen Euro in Umrüstung und Betrieb der „größten WLAN-Flotte“, wie Dirk Rothenstein, Chef der S-Bahn Stuttgart, sagt.

 

Region finanziert überwiegend

Im Jahr 2016 war mit einem Versuch für WLAN in S-Bahnen in zwei Fahrzeugen begonnen worden, der insgesamt erfolgreich verlief. Nachdem der regionale Verkehrsausschuss im Frühjahr grünes Licht für die Umrüstung und – heftig umstritten – einen hohen finanziellen Zuschuss gewährt hatte, sind nun die ersten S-Bahnen mit einer nochmals verbesserten WLAN-Ausstattung unterwegs. Die Region gibt für die Ausrüstung 3,5 Millionen Euro, die aus der Strafzahlung der Bahn für Verspätungen kommen, und finanziert den Betrieb mit jährlich 400 000 Euro. Die S-Bahn selbst investiert laut Rothenstein „etwas mehr als eine Million Euro“. Dieses Finanzierungspaket war im Verkehrsausschuss auf heftige Kritik gestoßen – vor allem der Umstand, dass die Bahn ihre Strafzahlungen quasi wieder erhält und zudem vollständig die möglichen Werbeerlöse aus einem S-Bahn-Portal einstreicht.

Doch das war am Dienstagmittag, als das neue Angebot von Regionaldirektorin Nicola Schelling und Rothenstein vorgestellt wurde, kein Thema. „Die S-Bahn Stuttgart ist damit Vorreiter bei der Digitalisierung“, freute sich der S-Bahn-Chef. Und die Regionaldirektorin war „sehr glücklich, dass wir eine Lösung gefunden haben.“ Die Nutzung von WLAN sei ein „enormer Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Auto“. Pendler könnten Arbeiten auf der Fahrt erledigen.

Neues Portal von Bahn und Region

Bahn und Region bieten zudem ein gemeinsames Portal Wifi-bahn mit regionalen Informationen (auch der Stuttgarter Zeitung), aktuellen Fahrgastinformationen über Störungen sowie Unterhaltungselemente wie Spiele und Quiz (auch für Kinder) an. Dieses Portal soll erweitert werden. Schelling und Rothenstein denken daran, dass über das Portal auch die Anschlussmobilität organisiert werden kann – also die Miete eines Carsharing-Autos oder eines Elektrobikes.

Die Ausstattung einer S-Bahn mit WLAN dauert rund drei Arbeitstage. „Wir schaffen zwei S-Bahnen pro Woche“, sagt Projektleiter Roman Scharmach. Die PC-Box mit Rechner, Router, Modem und Festplatte wird über dem Eingangsbereich eingebaut. Dazu kommen drei Innenantennen, die die Signale der Endgeräte an den Router übermitteln, sowie zwei Außenantennen auf dem Dach zur Verbindung mit dem Mobilfunk. „Wir gehen davon aus, dass wir damit auch in Tunnels störungsfrei arbeiten können“, sagt Rothenstein. Insgesamt werden in allen S-Bahnen mehr als 40 Kilometer Kabel verlegt.

Und wie funktioniert’s? Am Endgerät WLAN aktivieren, das Netzwerk „Wifi@DB“ auswählen und Nutzungsbedingungen akzeptieren – und falls gewünscht auf www.wifi-bahn.de oder direkt über die kostenfreie App „Wifi@DB Regio“ auf das Portal gehen. Aber natürlich kann über WLAN auch jeder andere Dienst heruntergeladen werden. „Wir bieten das WLAN kostenfrei und unbegrenzt an. Sollten aber zu große Datenvolumen für Filme und Software-Updates heruntergeladen werden, kann es später auch eine Begrenzung geben“, sagte Schelling. Schließlich trägt der Regionalverband auch noch die Kosten des übertragenen Datenvolumens.