Der Regionalpräsident und die Regionaldirektorin gelten als Führungsduo des Verbands Region Stuttgart. Gesellt sich dazu nun Fritz Kuhn? Der Stuttgarter OB will Bopps Stellvertreter werden.

Stuttgart - Wenn sich Mitte September die am 25. Mai neu gewählte Regionalversammlung konstituiert, dann ist die erste Sitzung der bis 2019 amtierenden Regionalräte von Wahlen geprägt: Der Regionalpräsident und seine beiden Stellvertreter werden bestimmt. Und wenn alles so kommt, wie jetzt geplant, dann könnte es künftig spannend werden in der Regionalpolitik: Aus dem regionalen Führungsduo, das aus dem ehrenamtlichen Regionalpräsidenten und der hauptamtlichen Regionaldirektorin besteht, könnte ein Trio werden – weil erstmals in der 20-jährigen Geschichte des Verbands Region Stuttgart ein Stuttgarter Oberbürgermeister ein regionales Amt anstrebt.

 

Die Grünen haben (wie berichtet) Fritz Kuhn als ersten stellvertretenden Verbandspräsidenten nominiert – er könnte somit Vize des Regionalpräsidenten werden, für den die CDU wieder den seit 2007 amtierenden Thomas Bopp vorgeschlagen hat. Da die Christdemokraten die größte Fraktion stellen und Bopp sich über Parteigrenzen hinweg Renommee erworben hat, gilt seine Wahl als sicher. Auch Kuhn muss wohl nicht bangen. Zwar sind Grüne und SPD bei der Prozent- und der Sitzzahl gleichauf, doch haben die Grünen am 25. Mai nicht nur regionweit 86 Stimmen mehr ergattert, ihnen hat sich auch der einzige ÖDP-Regionalrat Karl-Heinz Bok aus Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) angeschlossen, sodass sie nun mit 16 Mandaten hinter der CDU (30 Sitze) und vor der SPD (15 Sitze) zweitstärkste Kraft sind. Die Genossen werden wohl die bisherige Bopp-Vize und Feuerbacher Bezirksvorsteherin Andrea Klöber erneut als zweite Stellvertreterin ins Wahlrennen schicken.

Bopp gilt als starker Mann in der Region

Zwar sind die Kompetenzen eines Regionalpräsidenten begrenzt, doch Bopp hat sich längst zum Sprachrohr der Region entwickelt – mal starker Mann, mal versierter Problemlöser, zumal die personellen Durststrecken auf dem Posten des Regionaldirektors nach dem Tod von Bernd Steinacher und der Krankheit von Jeannette Wopperer ihn zwangen, einen Teil dieser Aufgaben mit zu übernehmen. Mit der Wahl von Nicola Schelling zur Regionaldirektorin ist dieses Vakuum zwar wieder gefüllt, doch Bopp wird im Hintergrund weiterhin die Fäden in der Hand halten. Hinter diesem Duo fällt für die beiden Bopp-Stellvertreter außer einigen Repräsentationsterminen wenig ab – wie gering die Gestaltungsmöglichkeiten sind, musste schon mancher ambitionierte SPD-Mann auf diesem Posten erfahren.

Doch mit der Person Kuhn könnte sich das ändern, weil er die Autorität mitbringt, die ihm das Amt des Stuttgarter Oberbürgermeister verleiht, ohne den – darin sind sich alle Fraktionen einig – eine Weiterentwicklung der Region nicht möglich ist. „Damit will ich als Oberbürgermeister ein klares Bekenntnis zur Region ablegen“, begründet Kuhn seine Kandidatur. Er hebt sich damit von seinem Vorgänger Wolfgang Schuster ab, der, obwohl für die CDU auch Regionalrat, vor allem durch Vorbehalte gegenüber dem Verband und seinem Personal auffiel. Bopp jedenfalls begrüßt die Kandidatur Kuhns ausdrücklich. „Es ist gut, dass er sich die Zeit nimmt“, sagt er, „die Region kann dadurch nur gewinnen.“

Das Vorschlagsrecht der großen Fraktionen wird akzeptiert

Auch die Freien Wähler, die als viertstärkste Kraft ihren bisherigen Vizepräsidenten Rainer Gessler verlieren, akzeptieren das Vorschlagsrecht. „Das ist guter Brauch, daran halten wir uns“, signalisiert Alfred Bachofer, bisher Regionalrat und nun Pressebeauftragter der Fraktion. Allerdings erinnert er schon daran, dass die Grünen vor fünf Jahren mit der inzwischen ausgeschiedenen Regionalrätin Beate Wittkopp eine Kampfkandidatur gegen den Bewerber der Freien Wähler initiiert hatten – wenn auch ohne Erfolg.

Altbekannte an der Spitze der Fraktionen

Zumindest an den Fraktionsspitzen bleibt aber alles beim alten: Joachim Pfeiffer (CDU), Ingrid Grischtschenko (Grüne), Harald Raß (SPD), Andreas Hesky (Freie Wähler), Kai Buschmann (FDP) und Christoph Ozasek (Linke, denen sich der Pirat Ingo Mörl angeschlossen hat) sind bereits fraktionsintern gewählt. Gespräche finden momentan über die Größe und Besetzung der drei Ausschüsse für Planung, Verkehr und Wirtschaft/Verwaltung statt, die jeweils 31 Sitze haben sollen. Darin wären dann alle Fraktionen und auch die AfD, die mit drei Räten Gruppenstatus hat, vertreten. Nun wird für REP-Einzelregionalrat Ulrich Deuschle eine Lösung gesucht.

„Bei nur sechs Regionalversammlungen im Jahr findet die eigentliche Arbeit in den Ausschüssen statt. Deshalb habe ich immer die Meinung vertreten, dass jeder Regionalrat in mindestens einem Ausschuss mitarbeiten sollte“, sagt Bopp. Auch Kuhn weiß, dass er bei wichtigen Themen in die Ausschüsse muss. Er ist in allen drei stellvertretendes Mitglied. Er kann, muss aber nicht kommen – ein Kompromiss mit seiner enormen Arbeitsbelastung als OB.