Viele Reiseziele sind plötzlich teuer geworden, weil der Euro stark nachgegeben hat. Aber nicht alle. In einigen Reiseländern ist die Währung noch weicher als daheim. Auf in die Wechselkurs-Wellness!

Was kostet der Trip in die Ferne? Das fragen sich viele Urlauber mitten während der Buchungssaison und kurz vor der großen Reisemesse ITB in Berlin. Dieses Jahr wird es für viele etwas teurer sein als erwartet. Schuld ist natürlich die Euro-Krise. Für 100 Euro bekommt man aktuell je nach Tageskurs zwischen 111 und 113 US-Dollar - im März 2014 waren es noch fast 140 Dollar. Die 17 Prozent Währungsverlust spüren nicht nur US-Urlauber schmerzhaft. Schließlich rechnet die halbe Ferienwelt in Dollar ab. Für den preisbewussten Reisenden bleibt da nur: die wenigen Länder ansteuern, deren Währung noch stärker in die Knie gegangen ist. Wir haben uns auf eine kleine Währungsweltreise gemacht. Großbritannien? USA?

 

Nein, das wichtigste Reiseziel der Deutschen außerhalb des Euro-Raums bleibt die Türkei. Jahrzehntelang sackte die türkische Lira zuverlässig Jahr für Jahr wertmäßig ab und machte so den Urlaub zwischen Alanya und Antalya noch mal günstiger. Und jetzt? Gibt es für 100 Euro gerade mal 282 türkische Lira. Am 10. März 2014 waren es noch 310. Das sind mehr als elf Prozent Währungsverlust. Kein Wunder, dass das Reiseland aktuell in der Urlaubergunst schwächelt. Dabei gibt es aktuell noch ein probates Mittel, zu Vorjahrespreisen zu verreisen: Man bucht einfach aus dem Katalog. Am besten gleich all-inclusive, da schlagen dann auch keine teuren Nebenkosten mehr zu Buche. Wer hätte das gedacht: Auch Skandinavien-Urlauber profitieren vom aktuellen Währungstrend. Die schwedische Krone sackte binnen Jahresfrist um acht Prozent gegenüber dem Euro ab. In Norwegen waren es sogar fast zehn Prozent. Schuld daran ist das billige Öl, das die Nordkap-Scheichs weniger verdienen ließ. Teuer ist Norwegen immer noch, ein Big Mac kostet umgerechnet 5,45 Euro.

Mittagessen im Strandlokal für unter vier Euro

Für Urlauber bleibt die Talfahrt der norwegischen Krone trotzdem eine gute Nachricht. Sie können sich auf den Fjells und Fjorden rund 20 Prozent günstiger umschauen als im vergangenen Jahr, verspricht der Norwegische Tourismusrat. Lebensfreude und niedrige Preise: Brasilien macht Lust auf Urlaub für kleines Geld. Dafür sorgt auch der brasilianische Real, der im Jahr nach der Fußball-WM wieder auf Abstiegskurs ist. Im September bekam man für einen Euro nur 2,9 Real, heute sind es schon mehr als 3,15. Das macht aus Euro-Sicht elf Prozent Währungsgewinn. Die Kaufkraft ist an den Sambastränden ohnehin gut: So findet man ein Mittagessen im Strandlokal für unter vier Euro, das Abendessen ab sechs Euro, Softdrinks kosten ab 0,50 Euro, ein Bier ab einem Euro, jeweils zuzüglich zehn Prozent für Service. Andere Fernreisen sind dagegen teurer geworden: Der Emirati-Dirham legte um 17 Prozent zu, die indonesische Rupiah um 14.

Selbst Inflationswährungen wie die indische und philippinische sind heute um 18 Prozent teurer als vor einem Jahr, ebenso der thailändische Baht. Im weltweiten Vergleich bleiben die Garküchen von Hua Hin und Phuket aber weiter preiswert. So kostet ein gebratenes Nudelgericht 2,20 Euro; im Restaurant zahlt man etwa vier Euro. Softdrinks schlagen mit 90 Cent, lokales Bier mit 1,60 Euro zu Buche. Auch die Thai-Massage am Palmenstrand kann man sich leisten: Eine Stunde kostet um 250 Baht. Das sind jetzt eben 6,75 statt 5,55 Euro. Ebenfalls ein günstiges Reiseland geblieben ist Südafrika - trotz seiner plötzlich vergleichsweise harten Währung. Wer heute reist, der tauscht 13 Rand gegen einen Euro.

Vor einem Jahr gab es noch 15. Trotzdem lässt es sich im Land am Kap weiter gut leben. Für elf Euro isst der Gast an Kapstadts Waterfront ordentlich zu Abend. Die Flasche der ausgezeichneten lokalen Biere Mitchell’s oder Castle gibt es für 1,20 Euro dazu. Auch Taxis sind mit 11 Rand pro Kilometer (ca. 83 Cent) ein preiswertes Vergnügen. Den Mietwagen (ab 120 Euro pro Woche) bucht man besser schon zu Hause. Im Gleichschritt mit dem Dollar teurer geworden ist die Karibik. Nur Kuba blieb vergleichsweise preiswert. Für 100 Euro bekommt man aktuell 112 Pesos. Das sind zwar fünf weniger als vor einem Jahr, aber im Vergleich zu den 20 Prozent Aufschlag auf den Dollar ein Schnäppchen. In den mittlerweile zahlreichen kleinen privaten Gaststätten kauft man ein lokales Bier oder einen Softdrink für rund 1,20 Euro. Die Piña Colada an der Strandbar schlägt mit 3,70 Euro zu Buche. Schwertfisch und Schalentiere stehen um 13 Euro auf der Karte.

Nastarowije! Prost! Wenn es nur nach dem Währungskurs ginge, müssten jetzt alle Urlaub in Russland machen. Für einen Euro bekommt man heute rund 75 Rubel, vor einem Jahr waren es nur 48. Das bedeutet fast 57 Prozent Währungsgewinn. Die meisten Urlauber haben aber „keine Lust auf Putin-Land“. Wer es trotzdem wagt, der sich in den halbleeren Moskauer Mittelklassehotels selbst zu Rubelkursen noch mal sieben Prozent günstiger einmieten. Noch besser sind die Wechselkurse nur in einem Land: Gegenüber der ukrainischen Griwna stieg der Euro binnen Jahresfrist um 90 Prozent.