Beim Brand in einem geplanten Flüchtlingsheim in Remchingen (Enzkreis) geht die Polizei inzwischen von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Das teilte ein Sprecher am Samstagvormittag mit.

Remchingen - Ein früheres Vereinsheim im Enzkreis soll zur Flüchtlingsunterkunft werden und geht in Flammen auf - die Polizei geht von Brandstiftung aus. Verletzt wurde bei dem Feuer in der Nacht zum Samstag in Remchingen glücklicherweise niemand. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen vorsätzlicher Brandstiftung gegen unbekannt und schließen einen fremdenfeindlichen Hintergrund nicht aus. „Schon wegen der Auswahl des Objektes“, so Kriminaldirektor Karl-Heinz Ruff. Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (SPD) verurteilte die Tat und kündigte an: „Die Polizei wird alles daran setzen, die Straftat aufzuklären und verstärkt in der Region ihre Präsenzmaßnahmen.“

 

Ein Autofahrer hatte kurz nach Mitternacht das Feuer in dem Haus nahe der B10 bemerkt. Bis die Feuerwehr kam, brannten schon zwei Stockwerke und das Dach aus. Das dreistöckige Gebäude muss wohl abgerissen werden. Es entstand ein Sachschaden von etwa 70 000 Euro.

Der Schaden für den Ort und den Kreis ist aber unvergleichlich größer: Allein im Juli muss der Enzkreis 150 Flüchtlinge aufnehmen, berichtete Landrat Karl Röckinger am Samstag. Dass das gerade von der Gemeinde Remchingen angebotene Gebäude nun ausfällt, sei ein „schwerer Rückschlag“ bei der schwierigen Suche nach Unterkünften.

2016 hätten die Flüchtlinge einziehen sollen

In das abgebrannte Haus hätten ab 2016 nach einem Umbau Flüchtlinge einziehen sollen. Der Remchinger Bürgermeister Luca Prayon sprach von einem „Schlag ins Gesicht all der Bürger, die sich seit Jahren engagiert für Flüchtlinge einsetzen“. In Remchingen gibt es laut Polizei zwar eine „niedrige einstellige Zahl“ von Anhängern der rechten Szene; die seien bislang aber nur durch Propaganda aufgefallen.

Die Brandursache ist noch nicht bekannt. Die eigens eingesetzte „Ermittlungsgruppe Meilwiese“ analysiert nun unter anderem den Brandschutt nach möglichen Brandbeschleunigern. Ein Polizeisprecher berichtete von einer „enormen Hitzeentwicklung“. Das Dach ist vollkommen zerstört. Schwarze Rußspuren an den Fenstern zeugen von der Heftigkeit des Feuers. Die Zahl der Vergehen gegen Asylbewerberheime im Südwesten ist Gall zufolge mit fünf Straftaten - rechtsextremistische Schmierereien und Sachbeschädigungen - im ersten Quartal vergleichsweise niedrig. 2014 wurden 19 Vergehen gezählt, etwa rechtsextremistische Schmierereien und Sachbeschädigungen.

Die für den Enzkreis zuständige SPD-Bundestagsabgeordnete Katja Mast verurteilte die „feige und durch nichts zu rechtfertigende kriminelle Tat“. Hunderte engagierten sich im Enzkreis für Flüchtlinge und „sorgen so für Mitmenschlichkeit und eine offene Willkommenskultur“, betonte sie.

Der Brand fügt sich in eine Reihe ähnlicher Vorfälle in ganz Deutschland ein. Erst in der Nacht zum Donnerstag hatte es einen Brandanschlag auf ein ebenfalls leerstehendes Flüchtlingsheim im oberbayerischen Reichertshofen gegeben. Am Samstagmorgen brannte im unterfränkischen Waldaschaff (Landkreis Aschaffenburg) ein Papiercontainer in einer Garage, die zu einer Unterkunft mit 30 Flüchtlingen gehört. Verletzt wurde auch dort niemand. Google hat unterdessen eine umstrittene interaktive Landkarte, auf der mehrere hundert Heime für Asylbewerber in Deutschland verzeichnet waren, aus dem Netz genommen.