Vier Monate lang hat Jürgen Honeck Tag für Tag mehrere Stunden im Lesesaal des Hauptstaatsarchivs in Stuttgart verbracht, Quellen gesucht – und gelesen, gelesen und nochmals gelesen. Ein Glück, dass sein Arbeitsplatz in einer Stuttgarter Privatschule, wo er mit viel Enthusiasmus als Geschichtslehrer tätig ist, um die Ecke liegt. Gleich zu Beginn seines bereits dritten Buchprojekts hätte den 58-Jährigen freilich beinahe der Mut verlassen. Und zwar, als er das bislang wenig beachtete, aber sehr aufschlussreiche Tagebuch des königlichen Leibarztes Berthold von Fetzer zum ersten Mal in den Händen hielt und aufschlug. 2500 Seiten, vollgeschrieben „in Sütterlinschrift mit spitzer Feder“.

 

Allein um die erste halbe Seite zu entziffern hat Jürgen Honeck vier Stunden gebraucht. Ein mühseliges Geschäft, doch schließlich sei er Historiker, sagt er, „und in Handschriften kann man sich einlesen“. Das Wissen, dass er wohl als einer der Ersten die Schilderungen Fetzers genau unter die Lupe nahm, hat Jürgen Honeck beflügelt. Motiviert hat ihn aber auch der Schreibstil des Leibarztes. „Der war top. Fetzer war ein gebildeter Mann, ein Literat.“ Mit der Übung kam die Freude am Lesen. Und die sollen auch seine eigenen Leser haben, wünscht sich Jürgen Honeck. So sehr ihm daran liegt, wahre Begebenheiten zu berichten, so wenig behagt ihm die Vorstellung von Geschichte als einer Ansammlung von Zahlen und blutleeren Fakten in verklausulierter Sprache.

Wenn Jürgen Honeck über eine historische Person schreibt – seien es Prinz Napoleon Bonaparte oder Friedrich, Wilhelm oder Karl I. von Württemberg – dann schreibt er über Menschen aus Fleisch und Blut und nicht „über eine Anhäufung von Zellen“. Historische Themen packend in ein Buch zu packen – das ist Jürgen Honecks Ehrgeiz, denn: „Die Geschichte ist voll von tollen Geschichten.“

So wie die Affäre Woodcock, die zwar im 19. Jahrhundert spielt, aber dennoch reichlich Sex, Intrigen und Crime bietet. Für das Schreiben hat sich Jürgen Honeck einen strengen Plan auferlegt: montags bis freitags ist von 17 bis 19 Uhr Schreibphase, am Samstag von 12 bis 15 Uhr. „Dann fällt der Hammer.“ Wovon sein nächstes Buch handelt, ist noch nicht klar, aber soviel ist sicher: es wird eine wahre Geschichte sein.