Auch Möller sprach von „einem strukturellen Rassismus in Deutschland“, der sich etwa im Arbeitsrecht zeige: „Deutsche haben mehr Rechte als Ausländer und die haben wiederum mehr als Asylsuchende.“ Wie wolle man Jugendlichen klarmachen, dass Vielfalt toll sei, wenn Armutsflüchtlinge vor der Küste Italiens oder Spaniens mit Kanonenbooten zurückgedrängt würden? Möller plädierte für „eine freundliche Unaufmerksamkeit“ gegenüber Hautfarbe, Herkunft und Religion.

 

Warum es den Religionsgemeinschaften nicht gelinge, einzugreifen – schließlich predigten sie Nächstenliebe, wollte Schorlau von Dekan Eberhard Gröner wissen. Der erwiderte, das Problem der meisten Religionen sei nun mal, dass sie „andere eher als Objekte der Missionierung“ sähen und eine Ausgrenzungstendenz gegenüber Andersgläubigen an den Tag legten. „Als Kirche haben wir jahrhundertelang einen sehr exklusiven Wahrheitsanspruch vor uns hergetragen“, so Gröner, außerdem weise die Theologie einen „strukturellen Antijudaismus“ auf. Deshalb müsse es „zunächst eine interne Auseinandersetzung mit uns selbst“ geben. Er sprach sich dafür aus, andere „einfach sein zu lassen“. Jagoda Marinic bemängelte, dass die Interkulturalität in Deutschland meist nur mit Defiziten in Verbindung gebracht werde – es gehe dabei nie um die Stärken und das Können der Betroffenen, sondern stets um die Probleme und Schwächen, die durch gut gemeinte Programme und Projekte getilgt werden sollten. Sie hält es für wichtig „Momente der Begegnung zu kreieren“.