Durch das Landesprogramm „Beki“ sollen Kinder lernen, sich ausgewogen zu ernähren. Das Landratsamt sucht dafür neue Beraterinnen.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Rems-Murr-Kreis - Was sie über Erdbeeren wissen? Die elf Kinder, die im Untergeschoss der Gewerblichen Schule Backnang an den Tischen sitzen, müssen nur kurz überlegen. „Die sind gesund und schmecken süß“, weiß ein Mädchen. Ein anderes ergänzt: „Aber manchmal auch sauer. Vor allem, wenn sie direkt neben dem Baum wachsen.“ Petra Scharberth-Zender schmunzelt: „Vielleicht kriegen die ja weniger Sonne ab.“ Die Backnangerin ist Beraterin im Landesprogramm Bewusste Kinderernährung (Beki). Und im heutigen Kurs dreht sich alles um die Erdbeere.

 

Jeden Morgen ein Nougathörnchen, zu Mittag gibt’s Döner

Kurze Zeit später haben sich die Teilnehmer ihre Hände gewaschen und Schürzen übergestreift. Sie probieren aus, was sich aus den Früchten alles zaubern lässt und bereiten zusammen Erdbeerbowle – alkoholfrei natürlich –, ein Süppchen, ein Fondue und sogar einen Auflauf aus den Beeren zu. Sie lernen, dass Essen machen richtig Spaß machen kann – und dass gesundes Essen richtig lecker sein kann. Vieles wissen sie auch schon. Etwa, dass man die Beeren erst nach dem Waschen zerschneiden sollte, weil sie sonst wässrig schmecken. Dass sich das junge Gemüse schon etwas mit frischem Obst auskennt, ist nicht selbstverständlich. Da hat Petra Scharberth-Zender schon ganz anderes erlebt. Sie erzählt, zwar ernährten sich heutzutage viele Kinder sehr ausgewogen, manche auch vegetarisch. „Aber dann gibt es auch welche, die außer Schnittlauch und Petersilie kein einziges Kraut kennen oder keine Gemüsesorten aufzählen können“, sagt sie. „Andere kriegen jeden Morgen ein Nougathörnchen zum Frühstück, mittags gibt es dann Döner.“ Heute erzählt ein Mädchen, dass es zum Mittagessen „süßes Stückle“ gab. Scharberth-Zender will mal nicht so sein: „Naja, bei der Hitze kann man ja auch nicht immer warm kochen.“

Die 53-jährige Backnangerin ist seit zehn Jahren nebenberuflich Beki-Fachfrau. Mit den Kids die Erdbeeren zu zerlegen und dem Nachwuchs nebenbei etwas über die süßen Früchtchen beizubringen, macht ihr sichtlich Spaß. Dass sich die Kinder nach einem Kurs sofort gesund ernähren, ist unwahrscheinlich. Aber das erwartet sie gar nicht. „Sobald jemand wiederkommt und sagt, sie haben zuhause ein Rezept nachgekocht, ist doch schon etwas erreicht“, sagt sie. Laut der Weltgesundheitsorganisation ist in Deutschland jeder dritte Jugendliche übergewichtig – auch dagegen soll Beki etwas bewirken.

Für Erwachsene existiert ein ähnliches Programm

Das Beki-Programm des Ministerium für Ländlichen Raum Baden-Württemberg existiert seit 35 Jahren. Im Rems-Murr-Kreis leisten derzeit drei freiberufliche Beraterinnen die Hauptarbeit und geben Kurse für Eltern , Kinder und Pädagogen. „Wir suchen derzeit nach Verstärkung“, meint Claudia Nickel vom Landwirtschaftsamt Backnang. Sie wünscht sich Frauen – gern auch Männer – mit einer Hauswirtschaftsausbildung, Diätassistentinnen, Ernährungswissenschaftler oder Dorfhelfer. „Man sollte auch gut mit Kindern umgehen können“, betont Nickel. Das gilt zumindest für die Programme für Kids. Denn das Beki-Programm hat auch ein Pendant für Erwachsene: Im Rahmen von „Mach’s Mahl“ können sich die Teilnehmer beim Brotbacken im Welzheimer Backhäusle, beim Testen neuer Maultaschenrezepte oder dem Zubereiten von Antipasti ausprobieren. Auch dafür werden noch Betreuer gesucht.