Mit Rolf Janko bekam die Band einen weiteren Gitarristen, und Ralph Gelhard saß nun am Schlagzeug, denn Bernd Brosig zog es wie Heinz Lenz ans Mikrofon. Der mehrstimmige Gesang war ein typisches Merkmal der schwäbischen Antwort auf die Beatles – und das Colombo-Swingtett war Geschichte. Von nun an spielte die CS-Beat-Band, die von der Lokalzeitung als „Hollywood im Remstalformat“ bezeichnet wurde, zum Tanz auf. Das Quartett war in der Hully-Gully-Grotte in Aichschieß zu hören, stand zum ersten Beatgottesdienst weit und breit pünktlich um 9 Uhr morgens in Endersbach auf der Matte und gab dort „A whiter Shade of Pale“ von Procol Harum zum Besten – einen Song, den Bernd Brosig als eine Hymne an Drogen bezeichnet: „Wenn das der Pfarrer gewusst hätte.“ Die Jungs selbst haben die Finger von dem Zeug gelassen. „Wir waren eher die Schwiegermuttertypen“, sagt Lenz, der zu dieser Zeit erst 14 war und bei einem Auftritt die Bühne vorzeitig verlassen und durch das Klofenster türmen musste, um einer Jugendschutzkontrolle zu entgehen.

 

Auf den professionell wirkenden Bandfotos aus dieser Zeit tragen die Jungs spitze Boots mit hohen Absätzen, Schlaghosen und Frisuren, bei denen die Haare das Ohr knapp halb bedecken. Dafür sind sie von so manchem, dem „die Affenmusik“ nicht passte, als „Langhaardackel“ beschimpft worden. Die Noten und Texte der englischen Songs reimten sich die vier durch x-faches Abspielen von Kassetten selbst zusammen – mehr oder weniger. „Wir haben mal vor englischen Studenten gespielt. Die fanden uns toll, wollten aber nach dem Konzert wissen, in welcher Sprache wir gesungen haben“, sagt Brosig und lacht.

Die jungen Fans hat das damals wenig gekümmert – sie kamen scharenweise zu den Auftritten der CS-Beat-Band, die in ihren Anzeigen „intime Beleuchtung“ und „Barbetrieb“ versprach und das Ganze mit „Yeah! Yeah! Yeah!“ überschrieb. Die Konzerte waren in mehrere Runden mit jeweils fünf Musikstücken gegliedert, wobei Nummer drei stets ein Stehblues war. „Der Song der Wahrheit“, so nennt ihn Bernd Brosig: „Da hat sich gezeigt, ob man bei einem Mädel landen kann.“ Falls ja, standen die Chancen gut, dass man die Auserwählte später mit dem Auto nach Hause fahren durfte – nach einem kleinen Fummel-Zwischenstopp im „Café Feldweg“, abseits der Straße, versteht sich. „Unsere Auftritte waren ein Heiratsmarkt, eine der wenigen Chancen für die Jugend, sich zu treffen“ sagt Heinz Lenz. Und die seltene Gelegenheit, richtig laut die Lieblingsmusik zu hören. Am einzigen Familienradio, das in der guten Stube stand, durfte der Nachwuchs meist gar nicht erst den Sender verstellen.