Im Oktober konnte der Remsecker Naturkindergarten in Nackarrems seinen zweiten Standort eröffnen – mit mehreren Monaten Verspätung. Ein Hindernis waren ausgerechnet die Naturschutzbestimmungen.

Remseck - Kim, Julia, Noemi und Finn sind zwischen zwei und sechs Jahre alt, und sie scheinen eine Gefahr für die Natur am Neckarremser Hummelberg zu sein. Die vier Kinder gehen in den neuen Watomi Naturkindergarten, der auf einer Wiese zwischen den Tennisplätzen im Remsecker Stadtteil und einem langen Gestrüpp liegt, hinter dem sich eine Baumgruppe und ein Tümpel befinden. Dem Kindergarten wäre diese Lage fast zum Verhängnis geworden. Bei besagtem Gestrüpp handelt es sich um ein Naturdenkmal, das im ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten des Landkreises, Michael Klumpp, einen Beschützer fand, der das erste Baugesuch für den Hort abgelehnt hat. Die Betreiber und die Stadtverwaltung sehen dieses Veto als Ursache dafür, dass der Naturkindergarten erst im Oktober 2013 mit einem halben Jahr Verspätung öffnete.

 

Naturschutzbeauftragter lehnt Baugesuch in erster Runde ab

Als die Stadt ihr Grundstück bei den Neckarremser Tennisplätzen im Mai 2012 zur Verfügung stellte, war das für den Trägerverein die letzte Rettung. Dessen Vorsitzende Heike Gebbert hatte vorher lange nach einem passenden Fleck für einen zweiten Naturkindergarten gesucht. Die Flächen, die sie ins Auge gefasst hatte, kamen aber aus verschiedenen Gründen nicht in Frage. Dem Verein blieb nur die Wiese der Stadt. Nachdem der Gemeinderat Rems-ecks im Mai 2012 auch die Fördergelder freigegeben hatte, fing Heike Gebbert mit der Planung an. Den Eröffnungstermin legte sie auf Februar 2013 fest. Im Glauben, dass die Verwaltung wie versprochen mit der Naturschutzbehörde im Landratsamt die Formalitäten um das Baugesuch klären würde.

Anfang 2013 kam das böse Erwachen. Michael Klumpp hatte als ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter das Baugesuch von der Stadt und den Watomis abgelehnt. „Das ist eine Wiese direkt neben einem Naturdenkmal, auf der seltene Blühpflanzen wachsen, die für den Naturschutz wichtig sind“, sagt Klumpp. Weil er all das habe erhalten wollen, habe er einen Standort näher an Neckarrems vorgeschlagen. Den lehnte wiederum der Verein ab.

Die Feuerstelle fehlt nur wegen eines Missverständnisses

Dass die Pläne für den zweiten Naturkindergarten der Watomis an diesem Punkt nicht verworfen wurden, ist wahrscheinlich einer gewissen Hartnäckigkeit der Stadt und dem Leiter der unteren Naturschutzbehörde Utz Remlinger zu verdanken. „Ohne die Kompromissbereitschaft von Herrn Remlinger hätten wir den Naturkindergarten heute noch nicht“, sagt Heike Gebbert. Der Chef der Naturschutzbehörde schaltete sich im Frühjahr 2013 in die Diskussion ein und lud zu einem Treffen zwischen der Stadt, Michael Klumpp und dem Naturkindergarten. Nachdem die Watomis zustimmten, ihren Bauwagen auf den unteren Teil der kommunalen Wiese zu stellen, wo er weiter vom Naturdenkmal weg steht und keine seltenen Pflanzen wachsen, erhielten sie schließlich die Genehmigung für den Kindergarten. Eine Feuerstelle sei ihnen damals aber untersagt worden, sagt Heike Gebbert.

Die Stadt blieb jedoch hartnäckig. „Es kann nicht sein, dass Leute durch ihren engen Blick auf das Thema Naturschutz so etwas verhindern“, sagt Oberbürgermeister Karl-Heinz Schlumberger. Also sprach die Verwaltung noch einmal mit dem Landratsamt. Mittlerweile ist klar, dass es sich wenigstens in diesem Punkt um ein Missverständnis handelte. Ein offizielles Verbot für die Feuerstelle habe es laut dem Kreishaus nie gegeben. Utz Remlinger wehrt sich auch dagegen, dass seine Behörde die Verzögerungen verschuldet habe. „Ein Jahr ist für ein Genehmigungsverfahren nicht übermäßig viel Zeit“, sagt er. Es gebe für den Naturschutz eben wichtige Bestimmungen und Regeln, die man so gut wie möglich einhalten müsse.