Der Remshaldener Unternehmer Christian Imle hat seine Lagerhalle für die 150 Flüchtlinge umgebaut, die bisher in der ehemaligen Hauptschule gelebt haben. Schon bald sollen die Asylbewerber einziehen.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Remshalden - Erst im Oktober sind die ersten Flüchtlinge in die ehemalige Hauptschule in Geradstetten gezogen, am 7. Dezember steht für die 150  Asylbewerber schon wieder ein Umzug bevor: Christian Imle, Inhaber eines Sanierungsunternehmens in Geradstetten, hat sein 1300-Quadratmeter-Lager zur Gemeinschaftsunterkunft umgebaut. „Wir haben neuen Boden verlegt, neue Wände eingezogen und Sanitärtrakte installiert“, erzählt er. Das habe eine halbe Million Euro gekostet.

 

Das Thema Asylunterkunft ist für ihn nicht neu: „In dem Bereich arbeiten wir schon lange mit der Kreisbaugesellschaft zusammen.“ Die Idee, den Flüchtlingen eine Halle zur Verfügung zu stellen, sei in einer Bierlaune entstanden. „Das wurde immer konkreter – bis ich nicht mehr Nein sagen konnte.“ Imles Mitarbeiter im Büro, das neben der alten Lagerhalle bleibt, werden bald Tür an Tür mit den Flüchtlingen arbeiten. Das sei kein Problem, sagt Imle: „Wir haben das gemeinsam entschieden. Und warum sollten wir es nicht tun – die Flüchtlinge sind doch Menschen.“

Idealismus ist ein Motiv – der Verdienst ein weiteres

Als Motiv gibt Christian Imle Idealismus an – „zumindest ein Stück weit. Wo soll denn der ganze Platz herkommen, um die Flüchtlinge unterzubringen?“, meint er. Aber freilich, räumt er ein, bekomme er vom Landratsamt Miete für die Halle. Und zwar mehr, als das gemietete Ausweichlager in Großheppach kostet. Auch den Umbau seines Lagers will er sich damit „zumindest zum Teil“ refinanzieren.

Derzeit werden im Rems-Murr Kreis drei neue Asylunterkünfte bei Gewerbetreibenden realisiert: In Kernen kommen 50 Asylbewerber in ein Fabrikgebäude in der Kirchstraße. Ins ehemalige Best-Western-Hotel in Winterbach sollen rund 200 Flüchtlinge einziehen, die Wohnplätze im Ex-Jugendheim Schönbühl in Weinstadt werden aufgestockt. Wie viel Geld ein Unternehmer wie Christian Imle für eine Flüchtlingsunterkunft bekomme, hänge jeweils vom Einzelfall ab, erklärt die Pressestelle des Landratsamts. Imle betont, finanzielle Interessen stünden für ihn nicht im Vordergrund: „Unser Aufwand ist mit Geld nicht zu bezahlen.“

Der Unternehmer hofft, auf andere Weise von der Unterkunft zu profitieren: Einerseits könnte er Fachkräfte finden, andererseits vielleicht Pluspunkte bei der Gemeinde sammeln. Denn Imle plant einen Neubau im künftigen Gewebegebiet Breitwiesen. Das Interesse an den Flächen dort ist so groß, dass man mit den Bewerbern fast vier Industriegebiete füllen könnte.

In die Ex-Hauptschule kommen wohl wieder Asylbewerber

Vom Remshaldener Bürgermeister Stefan Breiter heißt es jedoch: „Herr Imle hat sich durch die Flüchtlingsunterkunft weder einen Vor- noch einen Nachteil geschaffen.“ Dankbar sei er trotzdem: „Der Arbeitskreis Asyl hat im Ort schon viele Kontakte geknüpft und gibt Sprachunterricht. Da die Flüchtlinge im Ort bleiben, kann all das weiter bestehen.“

Die Lagerhalle des Unternehmers ersetzt die Ex-Hauptschule als Unterkunft. Dennoch könnten dort für einen knappen Monat wieder Flüchtlinge einziehen. Es gibt eine entsprechende Anfrage des Landratsamts. „Ich habe das mit dem Gemeinderat besprochen und dem Landratsamt Bedingungen gestellt. Wir wären dazu bereit – aber nur, wenn man uns garantiert, dass für Sozialarbeiter, Sicherheitsdienst und einen Hausmeister gesorgt ist“, so Breiter. Am 19. Januar, Punkt 12 Uhr, muss das Gebäude geräumt sein. Buchstäblich in letzter Minute, denn dann muss der Umbau zur Realschule beginnen – wertvolle Zuschüsse gingen verloren, wenn dieser Termin nicht eingehalten würde.