Der Nabu ist ein Kritiker des Gartenschau-Projekts „Kunstlichtung“ in der Waiblinger Talaue. Er hat nun errechnet, dass bei einer Pflanzung von 220 Silberweiden von der großen Wiese nichts übrig bleiben würde.
Waiblingen - Die Silberweide in der Waiblinger Talaue ist ein stattliches Exemplar. Rund 25 Meter hoch, beansprucht der Baum mit seinen ausladenden Ästen rund um seinen Stamm eine Fläche mit einem Durchmesser von rund 14 Metern, schätzt Bruno Lorinser, der Vorsitzende der Nabu-Gruppe Waiblingen. Anhand der Daten dieses Baumes haben die Waiblinger Naturschützer nun probeweise errechnet, wie viele solcher Silberweiden – die Bäume können bis zu 35 Meter Höhe erreichen – auf der 2,86 Hektar großen Wiese in der Waiblinger Talaue Platz finden könnten.
„Es sei denn, man verwandelt die Bäume selbst in eine Art Kunstwesen und stutzt sie ständig und radikal auf den Stamm und wenige Äste zurück. Das würde schon gehen, aber dazu müssten regelmäßig Pflegemaßnahmen gemacht werden“, sagt Lorinser. Das bedeute viel Aufwand und Geld – und das Ergebnis sei nicht gerade das, was man unter naturnah verstehe.
Weiden seien sehr wuchsfreudige Bäume, die bis zu mehrere Meter im Jahr wachsen könnten, und das eher in Buschform, denn als Hochstammbäume, wie es die Pläne vorsehen. Erschwerend komme hinzu, dass sich die Bäume gegen radikales Zurückschneiden zur Wehr setzten, erklärt Bruno Lorinser: „Sie reagieren darauf, in dem sie noch stärker austreiben.“
Mit der Visualisierung wolle der Nabu die Menschen zum Nachdenken anregen, sagt dessen Vorsitzender. Als Informationsmaterial soll sie im Internet eingestellt werden, außerdem planen die Naturschützer, die Unterlagen an die Waiblinger Gemeinderäte zu schicken. Letztere hatten bei einer Sondersitzung zur Gartenschau im Mai unterschiedliche Ansichten zu den Projekten geäußert. Während etwa Hans-Ingo von Pollern (CDU) die „Kunstlichtung“ als „hochattraktiv“ bezeichnete und Volker Escher (DFB) von einem „tollen Projekt“ sprach, verwies Alfonso Fazio (Ali) auf die Folgekosten bei der Baumpflege. Roland Wied (SPD) betonte, diese schöne Fläche sei eine Seltenheit, „ein Wert, den wir dann nicht mehr haben“.