Ob Fahrradfahren, joggen, spazieren gehen oder einfach nur verweilen – der Renninger See und auch die Landschaft drum herum bieten viele Möglichkeiten. Heute ein Angelsee, diente das Gewässer einst als Löschsee und zum Bierkühlen.

Renningen - Die Vögel zwitschern, der Wind rauscht durch die hohen Baumkronen, Blätter rascheln. Es geht ein angenehmes Lüftchen, am blauen Himmel ziehen ein paar Schleierwolken vorbei. Wer am Renninger See entlang spaziert, der findet dort vor allem eines: Entspannung pur. Knapp zwei Kilometer östlich von Renningen liegt das Gewässer eingebettet zwischen Feldern, Wiesen und Wald. Das Naturdenkmal, ein Ort zum Erholen.

 

Doch wer glaubt, in dem idyllischen Gewässer dürfe man baden, der irrt gewaltig. „Baden, Bootfahren und Füttern verboten“ steht da auf einem großen Schild, das auf das Naturschutzgebiet hinweist. „Die meisten Leute halten sich auch daran“, erklärt Günter Marohn, der Gewässerwart des 1. Renninger Anglerclubs. Dass jemand im See plansche, sei natürlich trotzdem schon vorgekommen.

Seit vielen Jahren haben die Renninger Angler den See, einen ausgewiesenen Angelsee, gepachtet. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, in und um das Gewässer nach dem Rechten zu sehen. „Hege- und Pflegemaßnahmen“, nennt es Günter Marohn. Der Angelsport an sich bleibe dabei aber allerdings etwas auf der Strecke. Das liege zum einen daran, dass sich immer weniger Menschen für das Angeln interessierten. „Das altbekannte Nachwuchsproblem, mit dem auch andere Vereine zu kämpfen haben“, sagt Rolf Vogel, ebenfalls seit vielen Jahren aktives Mitglied im Renninger Angelclub und einstiger Gewässerwart. „Außerdem verbringen wir die meiste Zeit damit zu putzen“, ergänzt sein Nachfolger, Günter Marohn.

Hie und da zeugten weggeworfene Flaschen, Zigarettenschachteln oder Lebensmittelpackungen von Partynächten und gemütlichen Grillabenden am See. Dennoch: „Bei uns hält sich der Dreck aber in Grenzen“, betont der Gewässerwart Marohn. Was die Sauberkeit rund um den Renninger See angeht, bekommen die Angler auch Unterstützung von der Stadt Renningen. Einmal im Jahr organisiert die Verwaltung die Bach- und Flurputzete, zusammen mit freiwilligen Bürgern wird dann auch am Renninger Naturdenkmal der wilde Müll aufgesammelt.

Es ist früher Nachmittag. Martin Schlerer sitzt auf einer Bank in der Sonne und blickt aufs Wasser. „Es ist ein bisschen wie Urlaub“, sagt der 53-jährige Renninger, der sich für eine verspätete Mittagspause am See entschieden hat. Wann immer er Zeit hat, kommt er hier raus. Mal sportlich unterwegs, joggt er mit seinem Hund auf den Feldwegen rund um den See. „Manchmal aber“, erzählt der IT-Berater, „bin ich auch einfach nur faul.“ Dann sitzt er nur da und lässt die Seele baumeln.

Dass nur einige hundert Meter entfernt täglich tausende Autos und Lastwagen über die Bundesstraße 295 Richtung Weil der Stadt oder Leonberg donnern, ist hier am See schnell vergessen. „Mit ein bisschen Fantasie kann man den Verkehrslärm sogar als Meeresrauschen interpretieren“, erzählt Martin Schlerer und lacht. Dass es solch ein Natur- und Freizeitangebot „quasi direkt um die Ecke“ gibt, gefällt ihm sehr gut. „Hier kann man wunderbar entspannen und muss dafür nicht ewig fahren.“

Apropos fahren  Autos sind auf den Wegen rund um den Renninger See gar nicht gerne gesehen. Lediglich den Anliegern, also den Pächtern der Felder und den „Stücklesbesitzern“, ist es erlaubt, dort motorisiert unterwegs zu sein. Doch daran hält sich längt nicht jeder.

Ein junges Pärchen braust mit seinem Cabrio in Richtung See, stellt den Wagen mitten auf eine Wiese. Zwei riesige Hunde springen heraus, einer stürzt sich sofort bellend in den See. Und erweist sich als geübter Schwimmer. Herrchen und Frauchen werfen einen Ball ins Wasser. Tapfer holt der Vierbeiner ihn ein ums andere Mal, bringt ihn an Land.

Gerne sehen es die Angler zwar nicht, wenn die Hunde im See planschen . „Solange sie aber nur Bälle aus dem Wasser holen, geht das ja noch“, erzählt der Vorsitzende des Renninger Angelclubs, Dieter Hiemer. Problematischer sei es, wenn die Hundebesitzer Stöcke ins Wasser werfen. Denn diese treiben laut Hiemer dann auf dem See herum und die Angler müssen sie wieder herausfischen.

Warum der Renninger See ein Naturdenkmal ist? Wegen der Lage und der schönen Natur drum herum, erklärt Dieter Hiemer. „Der See ist einfach sehenswert“, so der Vorsitzende des Angelclubs. Und natürlich auch wegen der Flora und Fauna. So habe er kürzlich zwei Ringelnattern entdeckt. „Hier kommt sogar der selten gewordene Eisvogel vor“, ergänzt Rolf Vogel. Im Wasser tummeln sich ebenfalls viele Lebewesen. Neben zahlreichen Fischarten gibt es Teichmuscheln. Im vergangenen Jahr wurde der See wegen Sanierungsarbeiten abgelassen. „Da haben wir neben Aalen und Hechten sogar eine Rotwangenschildkröte aus dem See geholt“, erzählt Dieter Hiemer. Inzwischen ist der See wieder voll mit Wasser, nach und nach siedeln die Angler wieder Fische an.

Die Sonne steht über dem See. Eine Libelle fliegt übers Wasser. Außer der Bundesstraße ist nichts zu hören. Und die klingt mit geschlossenen Augen wirklich fast wie Meeresrauschen.