Bernhard Maier, 28 Jahre Bürgermeister und acht Jahre Landrat, feiert gelassen seinen 70. Geburtstag. Der langjährige Renniger Bürgermeister und Böblinger Landrat hat den Klinikverbund und die S 60 voran getrieben, und seine Heimatstadt vorangebracht.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Renningen - Es ist fast ein wenig wie im Heimatfilm. Der Blick fällt auf eine hügelige Landschaft. Kleine Wälder, grüne Wiesen, auf der Pferde grasen. Die Landstraße nach Merklingen wirkt fast wie die einer Modellbahnanlage.

 

„Hier verbringe ich meine Freizeit“, sagt Bernhard Maier. „Die ist größer geworden. Früher hatte ich einen Arbeitsanteil von 140 Prozent. Heute sind es noch 40.“ Früher, das war die Zeit, als er Landrat war. Selbst davor, als Bürgermeister von Renningen, war Maier unermüdlich im Einsatz, um die Umwandlung vom Bauerndorf in eine prosperierende Kleinstadt zu gestalten.

Seit sieben Jahren ist Maier im Ruhestand. Wobei diese Formulierung in die Irre führt. Für die Freien Wähler sitzt er als Verkehrsexperte in der Regionalversammlung. Sein politischer Rat ist nach wie vor gefragt und geschätzt. Und um einige offizielle Termine kommt er auch nicht herum. Wenn zum Beispiel am 10. Juni allerlei Honoratioren seinen 70. Geburtstag nachfeiern und ihm zu diesem Anlass die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt angetragen wird.

Doch bevor der Alt-Landrat mit den diversen Amts- und Würdenträgern das Glas erhebt, sind erst einmal die eigenen Familienmitglieder und enge Freunde dran. Denn heute vollendet Bernhard Maier sein 70. Lebensjahr. Er verbringt sein rundes Jubiläum daheim in Malmsheim. Dort, wo alles begonnen hat.

Ist doch der kleine Bernhard ein echt Malmsheimer Bub. Aufgewachsen mit Kühen, Schweinen und anderem Getier. Sein Vater war Mechanikermeister. Aber eine Nebenerwerbslandwirtschaft, die hatte man damals eben. Gerade auf den Dörfern. „Mein Vater hat schnell gemerkt, dass meine praktische Seite nicht so ausgeprägt ist“, erinnert sich Maier an den Beginn seiner beruflichen Laufbahn. So führt die denn nicht auch in eine Werkstatt oder einen Hof, sondern nach dem Gymnasium in Weil der Stadt direkt ins Heimsheimer Rathaus. Bernhard Maier schlägt die höhere Verwaltungslaufbahn ein.

Die Qualitäten des jungen Beamten bringen ihn schnell ins Landratsamt Leonberg. „Ein legendäres Landratsamt“, erinnert sich Maier an jene Behörde, die es seit mehr als 40 Jahren nicht mehr gibt. „Die Stimmung war gut, und wir haben viel auf den Weg gebracht.“ Der spätere Staatssekretär Wolfgang Rückert und der nachmalige Rutesheimer Bürgermeister Wilfried Reichert gehören damals zu seinen Weggefährten.

Nach der Auflösung des Kreises heuert Maier beim damaligen Bürgermeister von Höfingen, Heinz Schultheiß, an. Als Höfingen Teil der Stadt Leonberg wird, schlägt für den erst 24-jährigen Beamten seine Renninger Stunde. Schon bei den Eingemeindungsverhandlungen hatte Bernhard Maier engagiert die Interessen Malms-heims vertreten. Er wird Erster Beigeordneter in der fusionierten Rankbachstadt.

Dann führt das Schicksal Regie: Der Bürgermeister Gottfried Bauer erleidet einen Herzinfarkt, der junge Beigeordnete übernimmt allein die Geschäfte und wird schließlich zum Verwaltungschef gewählt.

In seiner Ära bekommt Renningen eine Realschule und ein Gymnasium und wird offiziell zur Stadt ernannt. Sein größter Coup war die Umgehungsstraße. „Das war ein echter Befreiungsschlag“, sagt Maier noch heute mit leuchtenden Augen. „Früher ist die B 295 direkt am Rathaus vorbeigelaufen. Das ist unvorstellbar.“

Der junge Bürgermeister engagiert sich in der Kreispolitik, wird Fraktionschef der der Freien Wähler. Mit seinen Kollegen von CDU und SPD, Wolfgang Rückert und Peter Pfitzenmaier, sorgt er dafür dass die Interessen des Altkreises Gewicht haben.

Schon damals wird ihm die Position des Landrats angetragen. Doch Maier ist klug genug, zu warten, bis der Amtsinhaber Reiner Heeb offiziell in den Ruhestand geht. Nach 15 Jahren als Fraktionschef wird Bernhard Maier im Jahr 2000 mit 55 Jahren zum Landrat gewählt. Einstimmig.

Dass die Zukunft der Krankenhäuser zu einem der größten Probleme des Kreises werden, kann der neue Landrat damals nicht ahnen. Doch er packt es an: Unter seiner Ägide wird der Klinikverbund gegründet. In nächtlichen Geheimverhandlungen schafft er es, selbst das städtische Krankenhaus Sindelfingen mit ins Boot zu holen.

Das Straßennetz wird in seiner Amtszeit deutlich ausgebaut. Sein größter Treffer ist aber ist eine Bahnverbindung: die S 60, die die Räume Böblingen/Sindelfingen und Leonberg miteinander verbindet.

Heute juckt es ihn nicht mehr in den Fingern, wenn er die aktuelle Kommunalpolitik beobachtet. Er verbringt seine Zeit lieber mit seiner Frau und den drei Enkeln oder spielt Tennis. So hält er sich auch mit öffentlichen Ratschlägen zurück. Nur eine Anmerkung hat Maier vor einem guten Jahr gemacht: Früher wurden die drei Zentren des Kreises, Böblingen/Sindelfingen, Leonberg und Herrenberg gleichberechtigt behandelt. Eben, früher.