Der Gemeinderat gibt die Idee auf, die Bundesstraße um zwei Spuren zu erweitern. Die Renninger beharren aber auf einem Ausbau des Lückenschlusses zur B 464. Dem Verkehrsminister ist jedoch der Flächenverbrauch zu groß.

Renningen - Wer der Verkehrsdebatte am Mittwoch im Renninger Gemeinderat gelauscht hat, ist von einer Vielzahl von Fachbegriffen verwirrt worden. Was ist die Variante 10b? Was die Variante 8 Plus? Was zum Beispiel sind Holländer-Rampen? Nein, das sind keine Holzschuh-Absprungschanzen, sondern autobahnähnliche Auffahrten. Solche will der Gemeinderat am sogenannten „Lückenschluss“ zwischen B 464 und B 295 für die Auffahrt nach Warmbronn.

 

Aber beginnen wir mit den einfachen Botschaften. Die erste: einen vierspurigen, autobahnartigen Ausbau der B 295 wird es nicht geben. „Das Regierungspräsidium hat uns mitgeteilt, dass es keine Aussicht gibt, dieses Projekt in die Priorisierung des Bundes hineinzubekommen“, erklärte der Bürgermeister Wolfgang Faißt. Sprich: es ist völlig illusorisch, dafür eine Finanzierung zu finden. Der Rathauschef betonte noch einmal, dass es gar nicht seine Idee gewesen sei: „Das war eine fachliche Feststellung unseres Verkehrsplaners.“

Allenfalls kommen dreispurige Abschnitte

Also, die B 295 bleibt, wie sie ist, allenfalls weitere dreispurige Abschnitte wären theoretisch denkbar. Immerhin hat sich ganz konkret schon etwas geändert: Das Landratsamt hat aus Richtung Weil der Stadt ein Tempo-70-Schild aufgestellt, bevor es den Berg hinunter geht. Das haben die Anwohner im Ortsteil Kindelberg immer gefordert. Kurios: für kurze Zeit standen sogar zwei 70er-Schilder dort – eines bergauf, eines bergab. Dann ist allerdings die grüne Staatssekretärin Gisela Splett an der Stelle vorbeigefahren – und ließ das von Renningen in Richtung Weil führende Signal gleich wieder abbauen. „Es entspricht nicht den Vorschriften“, erklärte der Stadtbaumeister Hartmut Marx.

Es ist also ein wenig wie bei der berühmten Echternacher Springprozession, zwei Schritte vor, einer zurück. Das gilt auch für das komplexe Thema Lückenschluss. Und da kommen wir auf die vielen Varianten zu sprechen, die mit vielen Ziffern und Buchstaben betitelt sind. Im Kern geht es um zwei Lösungen: Einmal die 10b, das ist ein richtiger Ausbau der Kreuzung, inklusive einer Südrandstraße, über die man vom Renninger Ortskern direkt in Richtung Magstadt kommt – inklusive der zwei erwähnten Holländer-Rampen.

Das fordert der Gemeinderat seit Jahren und dabei bleibt es auch. „Wir kämpfen seit Jahren dafür, irgendwann muss es mal ein Ende haben“, erklärte der CDU-Fraktionschef Peter Weiß. Ohne die Anbindung nach Süden fürchtet etwa Wolfgang Steudle (CDU) 3000 zusätzliche Fahrzeuge im Ort. Der FW-Fraktionschef Marcus Schautt betonte ebenfalls: „Auch die Landwirtschaft braucht die Südrandstraße.“

Hermann: Zu viel Flächenverbrauch

Nun stellt sich allerdings der Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) quer. Für ihn verbraucht die große Lösung zu viel Platz – daher will er die kleinere, ohne Südrandstraße, und ohne – man ahnt es – die Holländer-Rampen. Nun beharrt der Gemeinderat aber etwas trotzig auf genau die Rampen – auch wenn er weiß, dass sie nicht den Vorschriften entsprechen. Alfred Kaufmann (FW) sagte: „Das ist wie beim Taschengeld. Man fordert zehn Euro, um acht zu bekommen.“

Allerdings gibt es auch andere Stimmen. Thomas Mauch (SPD) enthielt sich der Stimme. „Ich will niemand den Vorwand geben, dass die Lösung auf den St. Nimmerleinstag verschoben wird“, sagte er. Und Jochen Breutner-Menschick (Grüne) machte sich für das aktuelle Provisorium stark: „Was wir jetzt haben, ist eine gute Lösung.“ Resi Berger-Bäuerle sagte: „Ein Provisorium hält ewig.“ Die Mehrheit sah es anders. Nun muss verhandelt werden.