Martin Wolf, Ehrenpräsident des Chorverbands Johannes Kepler, ist die Liebe zum gemeinsamen Liedvortrag in die Wiege gelegt worden. Das Landratsamt Böblingen hat den 73-Jährigen jetzt für 60 Jahre im Dienste der Musik geehrt.

Renningen - Früh ist Martin Wolf zur Musik gekommen. Die Freude am Singen, verbunden mit der Tätigkeit als Chorleiter, begleiten den ehemaligen Beigeordneten der Stadt Renningen schon ein Leben lang. Dafür ist er mehrfach ausgezeichnet worden, zuletzt beim Ehrenamtsempfang des Landkreises Böblingen.

 

Die Musik ist ein wichtiger Teil seines Lebens. „Singen ist Lebensfreude, ich kann es nur jedem empfehlen“, sagt Martin Wolf. Der 73-Jährige hat sich früh dem Chorgesang verschrieben, dieser war ihm gewissermaßen in die Wiege gelegt worden, denn auch sein Vater leitete zu Hause in Großbottwar einen Männerchor. Die ganze musikalische Familie – Martin Wolf hat zwei Schwestern – tat sich immer wieder zur Hausmusik zusammen.

Bereits als 16-Jähriger musste Martin Wolf für seinen Vater von der Rolle des Sängers in die des Chorleiters schlüpfen. So arbeitete er schon als Jugendlicher mit den Sängern des Bezirks-Männerchors der evangelisch-methodistischen Kirche Prevorst-Beilstein, absolvierte einen Chorleiter-Lehrgang und sang zur gleichen Zeit noch im Schulchor seines Marbacher Gymnasiums.

Neben dem Klavier hat er die Posaune entdeckt

Auf dem Bundesposaunentag auf dem Stuttgarter Killesberg 1959 entdeckte er neben dem Klavier, das er von klein auf gelernt hatte, ein weiteres Instrument für sich: die Posaune. „Das hat mir so gefallen, dass ich es unbedingt lernen wollte“, erzählt er. Was er dann prompt tat und später auch einen Posaunenchor aufbaute.

Während seiner Ausbildung mit Studium an der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung in Stuttgart gründete er die „Verwaltungschorherren“ mit, die zum Schwäbischen Schulteschor Stuttgart wurden, den es heute, gut 50 Jahre später, immer noch gibt. Bis vor sechs Jahren leitete Martin Wolf die muntere Herrentruppe, die sich nach wie vor einmal im Monat zum Singen trifft.

Und diese Herren waren es dann auch, die beim Ehrenamtsempfang des Landkreises Böblingen im Oktober ein Ständchen für ihren langjährigen Chorleiter gaben. Als Martin Wolf 1974 nach Renningen kam – er wurde zum Beigeordneten gewählt, als der vorherige Amtsinhaber Bernhard Maier Bürgermeister geworden war – gab er viele seiner musikalischen Engagements auf. Bis zu seinem Ausscheiden 2006 kümmerte er sich unter anderem um die Finanzen in der Rankbachstadt. „In den Jahren nach dem Zusammenschluss von Renningen und Malmsheim gab es viel zu tun“, erinnert er sich. So wurden beispielsweise Schulen und das Bürgerhaus gebaut. Aber auch die Musikschule entstand – eine Herzensangelegenheit des musikalischen Verwaltungsmannes. Als seinen Ausgleich zur Finanzwelt sah er für sich auch die von ihm mit aufgebaute Renninger Reihe mit ihren Kulturveranstaltungen.

Präsident des Chorverbands Johannes Kepler

Später engagierte sich Martin Wolf von 1996 bis 2009 als Präsident des Chorverbands Johannes Kepler für die Arbeit der Gesangvereine im Altkreis Leonberg. „Dort habe ich mal die Aussage gemacht, dass kein Chor aufhört, so lange ich Chef bin“, sagt er rückblickend und schmunzelt. Und weil er sich schließlich selbst beim Wort nehmen musste, stieg er 1999 als Aktiver und Vizechorleiter beim Renninger Liederkranz 1849 ein, als es dort akut an männlichen Sängern mangelte. In diesem Jahr wurde er für 60 Jahre Singen geehrt. Noch heute ist er Ehrenpräsident der Vereinigung, zu der 66 Chöre gehören.

Inzwischen verstärkt seine Stimme, die er von Bariton bis Tenor einsetzen kann, außerdem noch den Chor der Camerata Randingae des Renninger Gymnasiums, die Kantorei der evangelischen Kirche, den Chor der Universität Stuttgart-Hohenheim und natürlich weiterhin den Schwäbischen Schulteschor.

„Es ist toll, wenn viele Stimmen einen einheitlichen Klang erzeugen“, beschreibt Martin Wolf seine Leidenschaft für die Chormusik. Das Erleben der Musik, wenn etwa die Werke der großen Meister wie Bach und Händel einstudiert werden, vermittle ein tiefes Gefühl bei den Sängern. Vor allem anspruchsvolle Projekte wie etwa das „Deutsche Requiem“ von Brahms, das die Kantorei gerade einstudiert und am Sonntag, 20. November, in der Petruskirche aufführt, mache ihm großen Spaß.

Der musikalische Terminkalender von Martin Wolf, zu dessen Familie zwei Söhne und sechs Enkelkinder gehören, ist gut gefüllt. So ist er demnächst mit der Camerata Randingae in Mennecy, der französischen Partnerstadt von Renningen. Dort singt er nicht nur, sondern kann gleichzeitig einer anderen Leidenschaft frönen: der Liebe zu Frankreich. „Ich bin frankophil“, sagt der Pensionär Wolf und lacht. Der Kontakt zu den Partnern in Mennecy, von denen einige längst zu Freunden geworden sind, sei ihm auch in seiner Zeit als Beigeordneter stets sehr wichtig gewesen.