Acht Fußballfelder groß ist die neue Naturlandschaft, die nach 28 Jahren Deponiebetrieb hier wieder entstanden ist. Mit ihr wird ein Ausgleich geschaffen dafür, dass die Malmsheimer durch das Bosch-Entwicklungszentrum Freizeitfläche verlieren.

Renningen - Die Aussicht vom 466 Meter hohen Hügel ist atemberaubend. Grün, so weit das Auge blickt. Bei gutem Wetter kann man bis zum Schwarzwald schauen. Nur eine vorbeiziehende S-Bahn zerschneidet das romantische Panorama.

 

Acht Fußballfelder groß ist die neue Naturlandschaft, die nach 28 Jahren Deponiebetrieb hier wieder entstanden ist. Mit ihr wird ein Ausgleich geschaffen dafür, dass die Malmsheimer durch das Bosch-Entwicklungszentrum im Norden nicht mehr so einfach in ihren geliebten Hardtwald marschieren können.

Nicht nur der Bürgermeister Wolfgang Faißt ist begeistert. „An klaren Tagen vermittelt der Blick einen wunderbaren Eindruck vom typischen Charakter dieser alten Kulturlandschaft“, schwärmt der Rathauschef. Das Rankbachtal mit seinen Auenwiesen, das Heckengäu mit seinem Mosaik aus Äckern, Halbtrockenrasen, Hecken und Wäldern – ein erholsamer Kontrapunkt zu der stürmischen Entwicklung der Rankbachstadt, in der seit Jahren fast ständig Beton verlegt wird. „Das zeigt vorbildlich, wie solche Flächen wieder in ihre natürliche Umgebung integriert werden können“, freut sich auch der Landrat Roland Bernhard.

Dabei hat der Standort hier über Jahrzehnte hinweg wenig Charme versprüht. „Seit ich denken kann, ist hier ein Steinbruch gewesen“, erzählt der Stadtbaumeister Hartmut Marx, der ein Ur-Malmsheimer ist. Der wurde bis Ende der 70er Jahre betrieben, danach hat der Landkreis das Grundstück gekauft. „Im Jahr 1985 begann der Betrieb der Erddeponie“, erklärt Dusan Minic, der Sprecher des Landratsamtes.

Insgesamt wurden dort 2,3 Millionen Kubikmeter Erdaushub abgelagert. „Das entspricht nahezu dem Volumen der größten Pyramide von Gizeh“, erklärt der Landrats-Sprecher. Vor zwei Jahren war alles voll, die Deponie wurde stillgelegt. Sehr zum Leidwesen vieler Bauunternehmen und Häuslebauer. Wie berichtet, gab es zeitweise einen starken Engpass.

Nun ist mit dem Steinbruch in Magstadt eine Alternative für die Bauherren in der Region Leonberg gefunden. Die ehemalige Kreisdeponie in Malmsheim wurde nun renaturiert, wie es in der Fachsprache heißt. 230 000 Euro hat das Vorhaben gekostet.

„Entgegen der ursprünglichen Pläne wurde auf eine Auffüllung der Steinwand verzichtet“, erklärt Dusan Minic. So bieten die Steinwände Platz für Vögel oder andere Tiere, dazu gibt es Laichgewässer und Streuobstwiesen. Auch seltene Küchenschellen sollen hier einen Platz finden.

„Das ist ein schönes Biotop für viele Pflanzenarten“, urteilt der Renninger Stadtbaumeister Hartmut Marx. Der Naturschutzbund freut sich über ein Paradies für viele Tierarten, von der Gelbbauchunke bis zu Salamandern.

Für die Spaziergänger dürfte der Aussichtspunkt auf dem Gipfel des Hügels besonders beeindruckend sein. Bänke und eine große Schaukel laden Groß und Klein zum Verweilen ein. „Das ist ein richtiger Hingucker“, sagt Marx. Die Wege schlängeln sich, man kann die Anhöhe entweder über eine Naturtreppe aus Kalksteinen oder auch barrierefrei erreichen.

Ein wichtiges Thema ist das Beweiden eines Teils der Fläche durch Ziegen und Schafe. Das hatte unter den Naturschützern im Vorfeld Bedenken ausgelöst. Inzwischen ist der Pachtvertrag mit dem Renninger Landwirt Andreas Kindler aber unter Dach und Fach.

„Wir haben als Stadt Renningen Wert darauf gelegt, dass wir bei dem Pachtvertrag mit im Boot sind“, betont Hartmut Marx. Ursprünglich wollte das der Landkreis in Eigenregie erledigen.

Der auf dem ehemaligen Deponiegelände gelegene Wertstoffhof und der Häckselplatz werden übrigens weiter betrieben. Und noch ein Hinweis ist wichtig: Fahrradfahrer oder gar Mountainbiker haben auf dem Gelände nichts verloren. „Das haben wir verboten – es soll alles so naturnah wie möglich sein und viel Lebensraum für die Tierwelt bieten“, sagt Marx.

Schon am ersten Wochenende haben die Spaziergänger sich ihr neues Freizeitgelände zurückerobert, das nun nach Jahrzehnten endlich wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist. So mancher stau- und lärmgeplagter Renninger dürfte hier nicht nur am Wochenende durchschnaufen .