Eigentlich hätte er schon mit dem Start der S 60 im Dezember in Betrieb gehen sollen, die Deutsche Bahn hatte Barrierefreiheit angekündigt. Doch Lieferschwierigkeiten und Gleissperrungen verzögerten den Einbau um mehrere Monate.

Renningen - Das mühevolle Hochschieben hat ein Ende. Seit knapp drei Monaten gibt es am Bahnhof in Renningen einen Aufzug. Radfahrer, Eltern mit Kinderwagen sowie Rollstuhlfahrer und Senioren mit Rollator können nun zu den Bahnsteigen zwei und drei gelangen, ohne ihre Gefährte hochtragen oder schieben zu müssen. „Endlich“ sagen die Mitglieder der Ortsgruppe Renningen-Rutesheim-Magstadt des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC).

 

„Wir waren eigentlich davon ausgegangen, dass es den Aufzug schon mit Inbetriebnahme der neuen S-Bahnlinie S 60 geben wird – also schon im Dezember 2012“, erzählt Jörg Stenner, Sprecher der Ortsgruppe. Doch daraus wurde nichts. Stattdessen dauerte es bis Ende Juli 2013, bis der lang ersehnte Fahrstuhl in Betrieb ging.

Dabei war die Annahme der ADFC-Mitglieder bei weitem nicht aus der Luft gegriffen, stand doch im Werbeprospekt der Deutschen Bahn, dass „alle sieben S-Bahn-Stationen entlang der S 60 barrierefrei ausgebaut werden.“ Damit nicht genug, ist der barrierefreie Zugang zum Renninger Bahnhof alles andere als eine neue Idee. Schon in den 1990er Jahren haben das Land Baden-Württemberg und die Deutschen Bahn einen Vertrag geschlossen, der einen barrierefreien Zugang zum Bahnhof Renningen beinhaltet, wie Christof Dustmann, Leiter des Fachbereichs Planen-Technik-Bauen der Stadt Renningen, auf Nachfrage erklärt.

Das Vorhaben wurde schließlich zwischen der Gemeinde und der Bahn aufgeteilt. Die Stadt sollte sich um den Bau der neuen Unterführung kümmern und die Bahn um die Installierung eines Aufzugs im Bereich der neuen Unterführung. Als die Linie S 60 im Dezember vergangenen Jahres eingeweiht wurde, war die neue Unterführung zwar fertig – doch einen Aufzug konnten die Radfahrer vom ADFC nirgendwo finden.

„Es wurde dann von einer Inbetriebnahme im März gesprochen“, erzählt Stenner. Doch auch im März dieses Jahres war Fahrstuhl fahren am Renninger Bahnhof nicht möglich. „Es gab zwar einen Aufzug, aber der war mit Holz verkleidet“, erklärt das ADFC-Mitglied. Im Sommer riss ihm schließlich der Geduldsfaden und er formulierte einen offenen Brief an die Deutsche Bahn und den Verband Region Stuttgart, in dem er um eine Stellungnahme bat. Eine solche erhielt er von offizieller Seite jedoch nie. Weiteres Nachfragen war dann aber auch nicht mehr nötig: Seit Ende Juli ist der Aufzug in Betrieb und befördert täglich Menschen zu den Bahnsteigen.

Was aber war der Grund für die späte Inbetriebnahme des Aufzugs? Laut einem Bahnsprecher gab es Verzögerungen beim Lieferanten Thyssen Krupp. Dies kostete vier Monate Zeit. Erschwerend kam hinzu, dass für den Einbau des Aufzugs die Gleise links und rechts gesperrt werden mussten. Schließlich bedurfte es noch einer Notrufleitung, die durch die Telekom gelegt werden musste – dies führte abermals zu einer Verzögerung von zwei Wochen.

Mit dem neuen Aufzug zeigen sich die Mitglieder des ADFC zufrieden. Das ein oder andere Manko gibt es dann aber doch. „Wir sind froh, dass es ihn nun gibt. Allerdings dürfte er etwas größer sein“, sagt Lothar Braun, Radverkehrsbeauftragter der ADFC-Ortsgruppe. „Wenn ein Radfahrer große Gepäcktaschen mitführt, wird es im Fahrstuhl schon eng. Und auch für Tandem-Fahrräder wird es schwierig.“