Der österreichische Liedermacher Wolfgang Ambros macht bei seiner Tournee auch Halt in der Stegwiesenhalle und begeistert seine Fans. Und doch hat sich etwas verändert.

Renningen - Er ist seit mehr als 40 Jahren auf unterschiedlichen Musikbühnen unterwegs und wird als die Austropop-Legende schlechthin gehandelt. Seine Fans sind ihm bis heute treu. Und so ist Wolfgang Ambros jetzt auch in der Stegwiesenhalle, wo er während seiner aktuellen Tournee „Ambros pur Vol IV“ Halt macht, überschwänglich empfangen worden – und zwar mit tosendem Applaus.

 

Ambros betritt die Bühne, wo bereits ein Barhocker für den Musiker bereitsteht. Neben ihm ein Tisch, darauf ein Getränk. Es wirkt heimelig. Wären da nicht so viele Leute gewesen, man hätte meinen können, man sei zu einem Wohnzimmer-Konzert geladen. Und so lässt Wolfgang Ambros auch in der Interaktion mit seinem Publikum Nähe zu. Er sucht sie sogar. Ist Ambros einst ein stattlicher Kerl gewesen, möchte man den Österreicher heute, ehrlich gesagt, gern unterhaken. Er wirkt angeschlagen, schwach. Seine Stimme zeitweise unsicher. Doch der Liedermacher singt mit Herz, unterhält und witzelt von der Bühne. Pur, ehrlich und vor allem direkt – so sind seine Lieder und seine Sprache. Und da ist ganz eindeutig diese Traurigkeit. Sie ist spürbar und eben auch sichtbar. Unterstrichen wird die Melancholie durch seine Lieder, wie beispielsweise „i bin miad“ oder „kaputt und munter“.

Jede Melodie hat ihre eigene Geschichte

Zu all seinen Liedern hat er Geschichten mit im Gepäck. „Jetzt wird’s a bissle trauriger, aber do hob i au a Gschicht dazua“, kündigt er einige seiner Melodien an. Und dann erzählt er. Von seinem Konzert in Ludwigshafen anno 1991: „Da, wo die BASF ist. Grau in Grau. Tieftraurig der Blick aus dem Panoramafenster.“ Das nächste Lied sollte dann eigentlich ein nicht ganz so trauriges werden. „Es ist nicht traurig, aber auch nicht lustig. Es ist sentimental“, betont er beim Anstimmen des Liedes „Der allerschönste Sommer“: „In deinem Duft bin ich ertrunken, hab’ nimmer g’wusst, wo ist oben, wo ist unten. Du warst für mich der allerschönste Sommer. Ein Sommer, den i nie vergiss“, heißt es im Liedtext.

Und auch kurz vor der Pause führt er das Lied „Gut und Schön“ mit den folgenden Worten ein: „Das Lied ist was zum Nachdenken. Und zwar jeder für sich.“ Mit einem „Jetzt geh’mer alle naus, gehn aufs Klo, schaun in den Spiegel, schaun uns an und denken über uns nach“, schließt er den ersten Teil seines Konzerts. Das erste Set ist von Melancholie und Wehmut geprägt.

„Leckts mi olle om Orsch“

Nach der Pause spricht er dann über seinen langjährigen, bereits verstorbenen Freund Georg Danzer, über sein Treffen mit Hubert von Goisern und schließt den Großteil seiner Lieder, wie auch im ersten Set, bereits kurz vor dem eigentlichen Ende. „Das erhöht die Spannung“, lächelt er schelmisch. Auch Tom Waits hat den Künstler beeinflusst. Er präsentiert „Nach mir die Sintflut“ oder – wie von ihm selbst frei übersetzt – : „Leckts mi olle om Orsch“.

Gemeinsam mit dem Keyboarder Günther Dzikowski und Multiinstrumentalist Thomas Vogel spielt Wolfgang Ambros unplugged. Der Renninger Verein „Kult und Fun“ hat Ambros in die Stegwiesenhalle geholt, der Abend mit ihm ist ein ungezwungenes, offenes Konzert.

Da muss es nicht andächtig still sein, soll es wahrscheinlich gar nicht. Auch ist das Sitzenbleiben auf dem Stuhl kein Muss. Da geht der eine und andere Besucher schon mal während des Konzerts auf eine Zigarette nach draußen, um mit einem Bier wieder in den Saal zu kommen. Wie sagte Ambros nach dem ersten Set: „Seid ihr olle wieder da? Na, Gott sei Dank“. Und natürlich sind sie alle da, sie sind Wolfgang Ambros Fans und bleiben ihm treu.