Der Gemeinderat beschließt, eine neue Vollzeitstelle in der Schulsozialarbeit einzurichten.

Renningen - Sie sind Ansprechpartner für Kinder und Jugendliche, helfen bei der Integration und organisieren Projekte rund um den Schulalltag: Sozialarbeiter haben eine wichtige Stellung an heutigen Bildungseinrichtungen, und der Bedarf wächst. Auf einen Antrag der Frauen für Renningen hin richtet die Stadt nun eine zweite Vollzeitstelle in der Schulsozialarbeit ein, damit auch die Grundschulen abgedeckt sind. Der Gemeinderat folgte einstimmig dem abschließenden Beschlussvorschlag der Verwaltung. Die Kosten liegen bei circa 55 000 Euro pro Jahr, etwa 16 700 Euro davon erhält die Stadt als Zuschuss vom Land.

 

Die Schulsozialarbeit wurde im Schuljahr 2012/13 am Bildungszentrum Renningen eingerichtet, und zwar für die Werkreal- und Realschule sowie für das Gymnasium. Die Anstellung erfolgte über den Verein für Jugendhilfe im Landkreis Böblingen. „Dieses Angebot wird zwischenzeitlich sehr gut angenommen“, heißt es in der Beschlussvorlage. Auf den Antrag der Frauen für Renningen hin hat sich die Stadtverwaltung mit den Schulleitern zusammengesetzt, um herauszufinden, ob noch weiterer Bedarf besteht. Und in der Tat: Vor allem im Bereich der Grundschule wurde dieser Bedarf „klar artikuliert und darum gebeten, eine Aufstockung vorzunehmen“, teilt die Verwaltung mit.

Ein Sozialarbeiter kommt auf 1850 Schüler

Die Aufstockung würde sich auch positiv auf das Zahlenverhältnis Schüler zu Sozialarbeiter auswirken. Denn im Landesdurchschnitt kommt immer ein Sozialarbeiter auf 1000 Schüler. In Renningen sind es insgesamt um die 1850, verteilt auf die fünf verschiedenen Einrichtungen.

Die Arbeit speziell an Grundschulen unterscheidet sich noch einmal von der an weiterführenden Schulen, erklärt die derzeitige Schulsozialarbeiterin Peggy Simmert. „Die Kinder dort machen zum Beispiel erste Erfahrungen mit Leistungsbewertung.“ Zugleich seien sie natürlich noch nicht so selbstständig, „die Eltern werden deshalb stärker mit ins Boot geholt“.

Unabhängig vom Schulalltag möchten die Sozialarbeiter auch Ansprechpartner für diejenigen sein, die zu Hause Probleme haben – etwa weil sie mit häuslicher Gewalt zu kämpfen haben, oder Opfer von Mobbing sind. „Mobbing kommt selbst in der Grundschule immer öfter vor“, weiß Peggy Simmert. Diese Punkte unterstreicht Resi Berger-Bäuerle (FfR) noch einmal. Gerade die Opfer von Mobbing oder Gewalt seien nicht automatisch diejenigen, die im Schulalltag auffallen, deshalb sei es umso wichtiger, dass diese einen Ansprechpartner hätten.

Vom einzelnen Schüler zum sozialen Miteinander

„Aber wie finden die Schüler eigentlich zu Ihnen?“, möchte Alfred Kauffmann (Freie Wähler) wissen. „Natürlich muss sich das erst einspielen“, sagt Peggy Simmert. Am Anfang stelle sie sich immer allen Schülern vor und komme dann immer wieder mal mit ihnen ins Gespräch. Mit der Zeit lernten die Kinder dann, was es mit der Schulsozialarbeit auf sich hat und dass sie dort mit ihren Problemen hinkommen könnten. Auch in Vorbereitungsklassen für Flüchtlinge sei sie aktiv. „Je enger der Kontakt ist, desto eher bekommen diese Kinder ein Bild davon, was wir eigentlich machen und wofür wir hier sind“, so Simmert.

Die Bedeutung des Angebots fasst Peggy Simmert abschließend noch einmal zusammen: „Schulsozialarbeit setzt beim einzelnen Schüler an. Und das hat am Ende Auswirkungen auf das ganze soziale Miteinander und das Klassenklima.“

Stelle soll möglichst bis zum 1. September besetzt sein

Die Ratsmitglieder sind überzeugt und sprechen sich durchweg für den Vorschlag der FfR aus. „Lehrer und Streitschlichter können Schulsozialarbeiter nicht ersetzen, die zum Beispiel auch Schweigepflicht haben“, unterstreicht Gerhard Kicherer von der SPD, der zugleich Leiter der Werkrealschule Renningen ist.

Peter Weiß (CDU) schließt sich an: „Wir hätten dem Antrag auch ohne Zuschuss zugestimmt“, sagt er. „Schulsozialarbeit ist eine notwendige und sinnvolle Kooperation von Schule und Jugendhilfe.“ Gerade an Grundschulen könne sie viel bewirken, „da kommt man an die Kinder und Eltern noch viel eher ran“, erklärt der CDU-Fraktionsvorsitzende im Renninger Gemeinderat.

Die Stelle soll möglichst bis zum 1. September besetzt sein. In der Grundschule Malmsheim soll es dann auch feste Bürozeiten geben. Nach Wunsch des Gemeinderats werden die Schulleiter in die Bewerbersuche einbezogen. Nach einem Jahr wird über die Ergebnisse des neuen Schulsozialarbeiters reflektiert.