Von Stuttgart nonstop in 45 Minuten bis nach Calw im Schwarzwald? Diese Vision klingt allzu kühn. Sie stammt auch aus der Feder der manchmal ziemlich euphorischen Hesse-Bahn-Anhänger „Bürgeraktion Unsere Schwarzwaldbahn“.

Renningen/Weil der Stadt - Vom Hauptbahnhof in der Landeshauptstadt nonstop in 45 Minuten bis nach Calw im Schwarzwald? Diese Vision klingt allzu kühn. Sie stammt auch aus der Feder der manchmal ziemlich euphorischen Hesse-Bahn-Anhänger „Bürgeraktion Unsere Schwarzwaldbahn“. So soll in Ergänzung zu der von 2018 an fahrenden Dieselbahn zwischen Renningen und Calw ein Eilzug im Stundentakt verkehren – wie auf der Gäubahn auch.

 

Schon der Regionalverband hatte in einer ersten Stellungnahme von einem bemerkenswerten Vorschlag gesprochen. Offenbar hat man auch im Verkehrsministerium den Artikel unserer Zeitung über einen Expresszug mit Interesse gelesen. „Das Konzept ist eine interessante Perspektive, die auch das Ministerium bereits betrachtet hat“, erklärt Babett Waschke, die Sprecherin des Ressortchefs Winfried Hermann (Grüne).

„Erhebliche Zusatzkosten“

Allerdings verweist man auf einige Schwierigkeiten: Die Strecke zwischen Weil der Stadt und Calw müsste dazu elektrifiziert werden. Bislang kann dort aber nur ein Dieselwagen verkehren. „Der Vorschlag wäre zudem mit erheblichen Zusatzkosten verbunden“, räumt Waschke ein.

Zudem sei die Anbindung an den Hauptbahnhof ungeklärt, wenn dieser mit Stuttgart 21 unter die Erde verlegt werde. Die Bewertung der Ministerialen für eine Expresslinie bleibt trotz Bedenken insgesamt positiv: „Wir sehen keine kurzfristige Umsetzungsmöglichkeit, aber durchaus eine mittel- bis langfristige Option.“

Auch der Stuttgarter Bahnexperte Klaus Wößner, der das Online-Portal „S-Bahn-Chaos“ mit begründet hat und als Gutachter für die Gegner der Hesse-Bahn mehrfach im Einsatz war, sagt: „Der Eilzug wäre ohne Frage ein interessantes Angebot an die Bahnkunden von Calw bis Leonberg.“ Allerdings bewertet er den Vorstoß der Bürgeraktion deutlich skeptischer: Zwischen Zuffenhausen und Feuerbach müsste der Zug die S-Bahngleise kreuzen, die an Werktagen fast acht Stunden lang in beide Richtungen im Fünf-Minuten-Takt fahren würden.

„Da lässt sich eine Regionalbahn nicht störungsfrei einfügen“, erklärt Wößner. Vor allem sei eine solche Lösung ziemlich teuer. Auch stellt der Stuttgarter die Frage, was mit dem Regionalexpress im Tiefbahnhof passieren soll, möglicherweise wäre ein Abstellgleis nötig, wenn er nicht in eine andere Richtung weiterrollen würde.

Die Gegner melden sich zu Wort

Kein gutes Haar lassen erwartungsgemäß die Hesse-Bahn-Gegner an dem Vorschlag der Bürgeraktion. „Wenn dieser alte Hut so revolutionär sein soll, warum dann die Zwischenlösung mit dem unnötigen wie überflüssigen Diesel-Zug der Hesse-Bahn?“, fragt Norman Polensky von der Malmsheimer Bürgerinitiative. Aus seiner Sicht wäre es dann logischer, die Strecke gleich mit Stromleitungen auszustatten und den Expresszug fahren zu lassen – auf die Hermann-Hesse-Bahn könnte man dann aus seiner Sicht ganz verzichten.

Sein deftiges Fazit: „Damit soll nur von dem Schwachsinn eines Dieselzugs auf einer S-Bahnstrecke abgelenkt werden.“

Die Initiatoren sind zufrieden mit der Resonanz auf ihren Vorschlag. Der Leonberger Hans-Joachim Knupfer von der Bürgeraktion bleibt optimistisch: „Wenn der politische Wille da ist, scheitert ein solches Projekt in der Praxis nicht.“