Die Fische im Strudelbach haben eine Ausweichstrecke bekommen. Eine Folge der Bosch-Ansiedlung. Denn in Renningen bot sich keine passende Möglichkeit für eine Ausgleichsmaßnahme an.

Renningen/Weissach - Fischen im Weissacher Strudelbach werden vorsätzlich Steine in den Weg gelegt. Aus gutem Grund. Denn ein in der Fachsprache „Umgehungsgerinne“ unweit der Ölmühle erleichtert den Bachforellen die Laichwanderung. Finanziert wurde das Projekt von der Robert Bosch GmbH – als Ausgleich für den Bau des Forschungszentrums in Malmsheim.

 

Bis vor kurzem stellten das Mühlwehr und das starke Gefälle des Strudelbachs unterhalb der Ölmühle die Fische vor ein überwindbares Hindernis. Nun schafft eine 225 Meter lange Ausweichstrecke Abhilfe. Den rund acht Meter hohen Aufstieg bewerkstelligen die Fische künftig mit Hilfe von insgesamt 91 Steinriegeln. Hinter jedem der etwa 800 Kilogramm schweren Steine können die Fische in einem kleinen Becken verschnaufen, bevor sie sich auf den weiteren Weg machen.

„Der Strudelbach mit seinem starken Gefälle bringt sehr schnell große Hochwassermengen, daher sind die Riegel, auf die eine enorme Kraft einwirkt, fest in den Untergrund verbaut“, erklärte der Landschaftsarchitekt, Holger Kappich, im Beisein der Baubeteiligten, darunter die Weisscher Bürgermeisterin Ursula Kreutel, Renningens Bürgermeister Wolfgang Faißt sowie der Böblinger Vize-Landrat Wolf Eisenmann.

Weshalb der Umbau wichtig für die Fische im Strudelbach ist, das erklärte Reinald Hoffmann von der Fischereibehörde des Regierungspräsidiums. „Die Durchgängigkeit ist nicht nur für die Laichwanderung von Bedeutung, sondern auch für den genetischen Austausch“, sagte der Fachmann. Möglicherweise habe es im oberen Abschnitt des Strudelbachs eine Fischpopulation gegeben, die nie in Kontakt mit den Artgenossen weiter unten gekommen sei. „Sollte ein Fischsterben drohen, dann ist ein solches Gerinne hilfreich, um den betroffenen Abschnitt wieder zu besiedeln“, betonte Hoffmann am Ufer des Strudelbachs. Schließlich sei eine Fischpopulation nur dann stabil, wenn sie einen möglichst weiträumigen Raum umfasse.

Bosch bezahlt die Ausweichstrecke

Die Kosten für das Ende 2013 begonnene Projekt belaufen sich auf 320 000 Euro, die komplett von Bosch übernommen wurden. Das Unternehmen ist gesetzlich verpflichtet, für die bei Malmsheim zerstörte Natur einen Ausgleich zu schaffen.

Dass dies nicht wie sonst üblich direkt vor der eigenen Haustür stattfand, das stieß wiederum Umweltschützern aus Renningen übel auf. Doch der Landschaftsarchitekt Kappich, der bei der Suche nach einer möglichen Alternative in Weissach fündig wurde, rechtfertigte den Schritt: „Es ist grundsätzlich nicht einfach, eine geeignete Ausgleichsmöglichkeit in dem vorgegebenen Zeitfenster zu finden. Auf der Gemarkung Renningen gab es einfach keinen entsprechenden Bedarf.“

Während die Bürgermeisterin Ursula Kreutel im festen Schuhwerk und mit einem kühlen Glas Birnensaft in der Hand von einem „wichtigen Baustein“ im sogenannten Gewässer-Entwicklungsplan der Gemeinde sprach, lobte der Renninger Kollege Faißt das „interkommunale Projekt, das seinesgleichen suche“.

Renningen und Weissach freuen sich

Dass die Zusammenarbeit eine Win-win-Situation für alle Beteiligten darstelle, davon waren sie beide überzeugt. Die Bachforellen im Strudelbach wird es freuen – abseits aller politischen Grenzen, Zuständigkeiten und Gesetzeslagen . . .