Die Verwaltung will nun an der Flugfeld-Allee eine stationäre Geschwindigkeitsüberwachungsanlage installieren. Wann es so weit ist, steht noch nicht fest. Die Nachbarstadt Böblingen und die Polizei fordern den Blitzer schon seit Langem.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Sindelfingen - Die Beschwerden landen meist an der falschen Adresse: „Das Flugfeld wird schon als Bronx von Böblingen verschrien“, musste sich Wolfgang Lützner von einem erbosten Anwohner sagen lassen. Der Grund der Aufregung waren die illegalen Autorennen auf der Flugfeld-Allee. Doch Böblingens Oberbürgermeister konnte den Bürger nur an die Nachbarstadt verweisen. „Die lange gerade Strecke, welche die relativ jungen Fahrer missbräuchlich nutzen, liegt ausschließlich auf Sindelfinger Gemarkung“, schrieb er auf der Internetseite „Frag den OB“ – und dass seine Verwaltung sowie die Polizei schon seit Langem eine Blitzanlage zur Überwachung der Raser forderten. Die Beschwerden scheinen nun in Sindelfingen angekommen zu sein: „Es ist beabsichtigt, stationäre Geschwindigkeitsmessanlagen an der Flugfeld-Allee aufzustellen“, teilt die Pressesprecherin Nadine Izquierdo jetzt mit.

 

Keinen konkreten termin für die INstallation der Blitzer

Einen konkreten Termin für die Installation der Blitzer an der berühmt-berüchtigten Raserstrecke kann die Stadtverwaltung allerdings nicht nennen. Beim Thema stationäre Radaranlagen ist in Sindelfingen Geduld gefragt. Im Jahr 2004 hatte die Verwaltung im Gemeinderat beantragt, an drei Standorten in der Stadt blitzen zu dürfen – und war damit abgeblitzt. Erst elf Jahre später setzte sich die Fraktion der Grünen mit ihrem Vorschlag durch, doch solche Kontrollmethoden für Ampeln und Geschwindigkeitsbeschränkungen in der Stadt einzuführen. Im vergangenen Dezember stimmte der Gemeinderat dem Antrag zu. „Derzeit sind wir dabei, die Standorte festzulegen“, sagt Nadine Izquierdo. Erste Überlegungen würden vorliegen und in einem Konzept zusammengetragen.

Aber im vergangenen Juli war die Flugfeld-Allee wohl noch nicht Teil dieses Konzepts. Damals fand eine Besprechung auf Abteilungs- und Amtsleiterebene der Städte Sindelfingen und Böblingen sowie dem Leiter des Böblinger Polizeireviers statt. „Die Polizei und wir von der Stadtverwaltung haben hierbei nochmals die Notwendigkeit betont, eine stationäre Geschwindigkeitsmessanlage zu installieren“, berichtet Wolfgang Lützner dem Anwohner. Die Vertreter Sindelfingens hätten jedoch keine Zusage für die Flugfeld-Allee machen können. Auch Nadine Izquierdo bestätigt, dass die Polizei „auf häufige Geschwindigkeitsübertretungen durch Rennen hingewiesen“ und sich für eine Messstelle an der Straße ausgesprochen habe.

Polizei hat auf die Beschwerden reagiert – und kontrolliert

Die Polizei hat derweil schneller auf die Beschwerden der Anwohner reagiert. Allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres positionierten sich die Böblinger Beamten rund 70-mal mit ihrem Radargerät entlang der Strecke. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren sie nur 40-mal dort gewesen. Dabei wurden 290 Verstöße festgestellt. Der schnellste Autofahrer war mit 112 Stundenkilometer statt der erlaubten 50 unterwegs. „Die mitunter sehr hohen Fahrgeschwindigkeiten bestätigen die Notwendigkeit von Kontrollmaßnahmen“, teilt Peter Widenhorn mit.

Vor einem Jahr war der Sprecher des Ludwigsburger Polizeipräsidiums der Meinung, dass sich die Lage an der Flugfeld-Allee beruhigt habe. Im August 2015 war die Zahl der Verstöße zurückgegangen. Wenige Monate zuvor war die bis dahin erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 70 Stundenkilometer auf die im Stadtgebiet üblichen 50 gesenkt worden, eine neue Ampel bremste zudem den Verkehr. Gebracht haben diese Maßnahmen offenbar wenig. Die Polizei gehe davon aus, „dass die Einrichtung stationärer Geschwindigkeitsmessanlagen die Situation auf dieser Strecke positiv beeinflussen kann“, erklärt Peter Widenhorn.