Gastwirt Rolf Schlegel hat einen Investor gefunden, der das Gebäude des renommierten Stettener Restaurants renovieren soll. Dieser will aber gleichzeitig im rückwärtigen Freibereich zwei Häuser bauen. Das stößt auf Bedenken.

Stetten - Das Gasthaus zum Ochsen zählt zu den bedeutenden Kulturdenkmälern in Stetten. Um so größer ist die Freude im Gemeinderat Kernen, dass der barocke Bau, der 1769 auf historischen Fundamenten errichtet wurde, in absehbarer Zeit und noch vor der Remstal Gartenschau 2019 renoviert und modernisiert werden soll. Bei aller Begeisterung der meisten Gemeinderäte gab es allerdings auch denkmalschützerische Bedenken, sollte der Bau merklich verändert werden.

 

Außerdem stört sich der OGL-Fraktionsvorsitzende Andreas Stiene an der Größe der Häuser, die im bisherigen Parkplatz- und Gartenbereich, auf der unattraktiven Rückseite des schmucken Gasthofs entstehen sollen: ein giebelständiges Haus an der Kirchstraße und ein Flachdach-Winkelbau im Innern des Gebiets. Dafür liegt allerdings erst eine Konzeptstudie vor.

Architekt und Investor ist gefunden

Die neuen Bauten im Rückbereich und die Renovierung des Gasthofs sind allerdings fast untrennbar verbunden. Der Gastwirt Rolf Schlegel hat, um die Modernisierung zu stemmen, einen Architekten und Investor gefunden, der nicht nur den Ochsen renovieren, sondern, offenbar zur Finanzierung, auch die zwei Häusersamt einer Tiefgarage und einem oberirdischen Parkplatz für die Gastronomie im Ochsengarten in der Klosterstraße errichten will. Auch er ist im Ort bekannt: Architekt Gerhard Jeggle hat das schon zum Abriss freigegebene Gebäude Hindenburgstraße 37 erhalten und zum auffälligen Architektenbüro umgebaut.

Bauwunsch in einer Überschwemmungsfläche

Entgegen steht möglicherweise, dass der Ochsengarten ebenso wie weitere große Teile des Ortskerns eine Überschwemmungsfläche des Haldenbachs sind. In dieser darf niemand bauen, ohne dass die Gemeinde zuvor den Damm am Krebenweg erhöht. Gemeinderäte wie Christoph Leibbrand (OGL) und Eberhard Kögel (PFB) befürchteten in der Sitzung am Donnerstag daher, dass der Bürgermeister mithilfe des Bauprojekts den nach wie vor im Rat umkämpften Hochwasserschutz durchsetzen will. Der Damm müsse ohnehin erhöht werden, sagte Stefan Altenberger: „Dafür gibt es Vorschriften.“ Das bestritt Kögel: „Darüber werden wir uns streiten müssen.“

Bei zwei Enthaltungen gab der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung am Donnerstag ein klares Votum ab, entsprechend den Vorschlägen weiter zu planen und sich mit den zuständigen Behörden über die verzwickten Detailfragen zu einigen. Altenberger hob das Engagement Rolf Schlegels und seines Investors für das Areal hervor: „Wir sind dankbar dafür.“

Offen ist, was mit dem Tanzboden geschieht

Zuvor hatte der Ochsenwirt eine kurze Rede gehalten: „Wenn wir sehen, dass nichts weitergehen kann, kann es sein, dass irgendwann eine Ruine übrig bleibt“, warnte Schlegel. Sanierungsbedarf gibt es vor allem im Anbau mit den Stallungen, der ehemaligen Metzgerei und dem Tanzsaal. Wenn, wie von Stiene gefordert, der Tanzboden in seiner bestehenden Form erhalten bleiben soll, „guckt die nächsten 50 Jahre keiner rein“, rief der Gastwirt aus. „Es muss sich was tun. Alles restauriert – das wird was Tolles“, sagte er unter Applaus. Schlegel will auch das gastronomische Angebot ausbauen durch eine neue Terrasse, die in den Sommermonaten eine Außenbewirtschaftung ermöglicht.

Der Gasthof als ein Kulturdenkmal

Das Denkmal
Das Gasthaus zum Ochsen in der Kirchstraße 15 stellt eine besonders reich ausgestattete und in ihrem Bauprogramm mit Tanzsaal, Stallungen und Metzgerei vollständig überlieferte Einheit dar. Insbesondere der allerdings aufgrund baulicher Mängel derzeit nicht benutzbare Tanzsaal besitzt heute in der Region nach Einschätzung von Denkmalschützern Seltenheitswert, weswegen am Erhalt des gesamten Areals ein öffentliches Interesse besteht. Errichtet wurde der Hauptbau in seiner heutigen Form 1769.

Ein historischer Vorgängerbau

Über den Vorgängerbau gibt es unterschiedliche Annahmen. Der auch als Heimatforscher tätige OGL-Fraktionsvorsitzende Andreas Stiene spricht davon, dass eine einstige Wehranlage, die die Dorfkirche eingeschlossen hat, einer Hauswand als Fundament gedient habe. Am häufigsten wird im Ort berichtet, dass der Vorgängerbau die ältere Herberge der Herren von Stetten gewesen sei. In einer Quelle wird berichtet, dass ein herrschaftlicher Bauhof in den Neubau einbezogen worden sei.

Das Gebäude des Gasthofs ist reich ausgestattet

Das ganze Gebäude ist auf zwei Gewölbekellern errichtet. Ein großes Barockportal an der Kirchstraße fällt auf, ebenso der schmiedeeiserne barocke Gasthausausleger. Im Innern sind zwei Gasträume mit diagonal angeordneten Kassettendecken ausgestattet.