Bei einer Studienreise, die über die Schiller-VHS gebucht werden konnte, stand plötzlich statt der Besichtigung der UNO in Genf eine Tour durch das Internationale Rote Kreuz auf dem Programm. Die Reisenden sind verärgert – und wittern Betrug.

Ludwigsburg/Schwieberdingen - Ich fühle mich einfach betrogen“, sagt Renate Gärtner-Scholl aus Löchgau. Mit ihren politisch interessierten Enkeln wollte die Rentnerin einen Ausflug zur UNO in Genf machen und hat dazu eine Studienreise über die Schiller-Volkshochschule gebucht. Dort sollte das UNO-Gebäude und das CERN, die Europäische Organisation für Kernforschung, besichtigt werden. Pro Kopf hat sie 400 Euro dafür gezahlt. Am Ende aber hat sie – wie die gesamte Reisegruppe – nichts von der UNO zu sehen bekommen.

 

Dass es Probleme geben könnte, hat sie zwar vor Beginn der Reise noch erfahren, aber zu spät. Erst zwei Werktage vor der Abreise hat sie einen Brief erhalten, in dem sie darauf hingewiesen wurde, dass es mit den Schwerpunktveranstaltungen bei dieser Reise nichts wird. Anstatt dass große UNO-Gebäude zu besuchen, wurde die Reisegruppe in die Räume des Internationalen Roten Kreuzes geführt.

Das veranstaltende Reisebüro aus Schwieberdingen hatte am 25. Oktober einen Brief mit der entsprechenden Information an die Reise-Teilnehmer versandt. Den Brief habe sie zu spät gesehen, sagt Gärtner-Scholl. „Ich habe dann beim Reisebüro angerufen“, sagt die 75-Jährige. Sie habe beabsichtigt, von der Reise zurückzutreten – immerhin war der Höhepunkt des Ausflugs weggefallen. Am Telefon sagte man ihr jedoch, dass die Zuständige für Reiserücktritte leider nicht im Haus sei.

Bis zum Reiseantritt nicht zur zuständigen Mitarbeiterin durchgedrungen

Bis zum Reiseantritt sei sie zu dieser zuständigen Mitarbeiterin nicht durchgedrungen, erzählt die Rentnerin, und sei darum eben trotzdem mit ihren Enkeln nach Genf gefahren. „Die Stimmung im Bus war schlecht“, erzählt sie. Anderen sei es ähnlich wie ihr ergangen.

Das Schwieberdinger Reisebüro schreibt dazu in einer E-Mail: „Alle Reisegäste wurden noch vor Antritt der Reise von den Leistungsänderungen – für die wir nichts können – in Kenntnis gesetzt. Der Ausfall des Besuches bei der UNO kam durch eine Terminverschiebung des CERN zustande. Den Gästen wurde als Ersatz ein Besuch beim Internationalen Roten Kreuz angeboten. Der Kunde habe das Recht gehabt, von der Reise zurücktreten oder eine Ersatzreise zu verlangen. Das Reisebüro schreibt weiter: „ Sobald die Kunden aber die Reise antreten, haben sie der Leistungsänderung zugestimmt. Nachträgliche Erstattungsansprüche lassen wir derzeit rechtlich prüfen.“

Die Schiller-VHS hatte die Reise zum dritten Mal im Programm. „Für uns ist das auch ärgerlich“, sagt Stefanie Bott, die Fachbereichsleiterin Studienreisen. Einige Reisende hätten sich auch bei der VHS beschwert: „Wir haben sie an den Veranstalter verwiesen.“ Auch sie habe dann bei dem Schwieberdinger Reisebüro nachgehakt und keine zufriedenstellende Antwort erhalten. „Wir haben die Reise jetzt aus dem Programm genommen“, sagt sie.