Das Ostfilderner Reparatur-Café bietet im Treffpunkt Parksiedlung Instandsetzungsarbeiten für Elektro- und Kleingeräte sowie Raum für Begegnungen an. Jetzt ist es für sein soziales Engagement und sein Umweltbewusstsein ausgezeichnet worden.

Ostfildern - Wer das Reparatur-Café im Treffpunkt Parksiedlung in Ostfildern zum nächsten Termin am Donnerstag, 14. Dezember, besucht, trifft auf eine zertifizierte Einrichtung. Denn jüngst hat das Landessozialministerium das Café für sein Bemühen um das soziale Miteinander und sein Umweltbewusstsein ausgezeichnet. Denn an diesem Ort werden nicht nur lieb gewonnene Dinge repariert, anstatt weggeworfen. Nein, das Café dient auch als Stätte der Begegnung.

 

Reparaturquote liegt bei 54 Prozent

Das erst vor zweieinhalb Jahren aus der Taufe gehobene Reparatur-Café hat sich als echte Erfolgsgeschichte erwiesen. Der Initiator Ulrich Höschle ist nicht nur handwerklich geschickt, sondern auch der Ansicht, dass viele elektrische Geräte allzu schnelle auf dem Müll landen, wenn sie defekt sind. Dabei könnten sie oftmals repariert werden und weiter ihren Dienst tun. Aus dieser inneren Einstellung heraus entwickelte sich die Idee, einen Reparaturservice auf ehrenamtlicher Basis anzubieten. Bei der Stadt Ostfildern stieß dieses Ansinnen auf Wohlwollen, und so nahm die städtischen Koordinierungsstelle für Bürgerschaftliches Engagement das Projekt nach eineinhalb Jahren unter ihre Fittiche. Birgit Romanowicz kümmert sich seitdem um die 20 Ehrenamtlichen, die sich im Café einbringen. Sie verschaffte ihm zudem im Treffpunkt Parksiedlung in der Robert-Koch-Straße 87/1 ein adäquates Domizil, in dem – außer im August – an jedem dritten Donnerstag im Monat von 18 bis 21 Uhr geschraubt wird, was das Zeug hält.

Egal, ob Toaster, Bügeleisen, Föhn, Lampen, Kaffeemaschinen, Radios, Handys, Spielzeug oder Kleinmöbel – im Reparatur-Café wird versucht, fast alles wieder instandzusetzen und funktionstüchtig zu machen. Die Reparaturquote liegt bei immerhin 54 Prozent, womit gut der Hälfte der Dinge „deren Wert zurückgegeben wird“, wie Birgit Romanowicz erklärt.

Die ehrenamtlichen Helfer, die sich der Reparaturen annehmen, sind Fachleute, die im Ruhestand oder in ihrer Freizeit Freude daran haben, kaputte Gegenstände zum Laufen zu bringen, Tipps zu geben, zu tüfteln und sich auszutauschen. Kommunikation zwischen Auftraggebern Schraubern werde groß geschrieben, sagt Ulrich Höschle: „Das ist nicht wie in der Werkstatt, wo man sein Auto abgibt und Stunden später wieder holt.“ Der Kunde sitze daneben, komme mit dem Reparateur ins Gespräch, trinke einen Kaffee und esse ein Stück Kuchen.

Treffpunkt beugt der Vereinsamung vor

Damit ist das Reparatur-Café auch eine Begegnungsstätte, die der Vereinsamung vorbeugt. Die Kunden kommen laut einer Mitteilung aus dem Rathaus aus der ganzen Stadt, knapp sechs Prozent sogar aus Stuttgart und nahezu acht Prozent aus Esslingen – obwohl es in den beiden Städten ebenfalls Reparatur-Cafés gibt. Bei den Kunden handle es sich eher um ältere Bürger, die das Bewusstsein für eine Werterhaltung mitbringen und die Mentalität verinnerlicht hätten, nichts wegzuwerfen. Einige von ihnen seien aber auch wegen ihrer finanziellen Situation auf günstige Reparaturen angewiesen – diese sind kostenfrei, Spenden aber willkommen. Andere wiederum hingen an den Dingen – etwa der Mann, der ein altes Tonbandgerät vorbeibrachte.

Allerdings seien viele Geräte nicht mehr dafür ausgelegt, repariert zu werden, schränkt Höschle ein. Die Gehäuse seien so konstruiert, dass man sie zerstören müsse, um an das defekte Innenleben heranzukommen. Manchmal müssten Dinge auch aus dem Verkehr gezogen werden, um die Besitzer nicht zu gefährden. „Zur Not schneiden wird da auch das Kabel durch“, sagt Ulrich Höschle.