Der Republica-Mitveranstalter Markus Beckedahl wird von den Netzaktivisten attackiert: warum ist der Verein Digitale Gesellschaft ein so exklusiver?

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)

Berlin - Markus Beckedahl hatte eine Problem: er sah sich mit zu vielen Anfragen konfrontiert. „Jeden Tag kamen Einladungen von Fraktionen oder anderen Gruppen“, sagt er bei der Republica. Als ehrenamtliche Aktivisten stehe man professionellen Netzlobbyisten gegenüber, die viel mehr Ressourcen mitbringen würden. Mit der Gründung des Vereins „Digitale Gesellschaft“ hat der Blogger mehrere Ziele. Er will einen Plattform aufbauen, um mit Partnern Kampagnen im netzpolitischen Bereich zu starten. Vorbilder sind Greenpeace oder Campact. Außerdem will er den weniger netzaffinen Teil der Gesellschaft einbeziehen. „Wir wollen netzpolitische Fragen runterbrechen“, damit das auch unsere Eltern verfolgen können“, sagte er. Beckedahl forderte die Zuhörer auf, bei Twitter unter dem Hashtag #warum netzpolitische Frage an Wirtschaft und Politik zu stellen.

 

 Viele bei der Republica finden es grundsätzlich gut, dass es endlich eine Lobbyorganisation gibt. Sie hätten sich allerdings mehr Offenheit und Transparenz gewünscht. Dass Markus Beckedahl schon lange plante, eine Kampagnenplattform für digitale Bürgerrechte zu gründen, war bekannt. „Er hat sich die Domain schon vor Jahren gesichert“, sagt der Stuttgarter Netzexperte Alvar Freude. Trotzdem war die Überraschung in der Netzgemeinde groß, als der Spiegel das Projekt Anfang der Woche im „Spiegel“ vorstellte. Kaum jemand wusste, wer außer Beckedahl beteiligt war.

Am Donnerstag trat zumindest eine kleine Gruppe von Vereinsmitgliedern mit Beckedahl auf die Bühne. „Einige wollen nicht so politisch in Erscheinung treten, weil sie andere Jobs haben“, sagte Beckedahl. Doch im Großen Saal der Kalkscheune war der Unmut ziemlich groß. „Wann kann man stimmberechtigtes Mitglied werden?“, wollte jemand wissen. Beckedahls Antwort: „Fördermitglied kann man jetzt schon werden, stimmberechtigtes irgendwann später.“ Seine Argumentation: Man wolle erst einmal Strukturen aufbauen und genügend Geld haben, dann könne man sich öffnen. Aus Erfahrung wisse er, dass zu große Gruppen zu wenig schlagkräftig seien. Auf Begeisterung stieß das nicht gerade. Auch mangelnde Legitimation und Berlinlastigkeit wurde den Vereinsgründern vorgeworfen.

Andererseits meldeten sich auffällig viele Mitglieder der Piratenpartei zu Wort. Netzpolitik ist eines ihrer wichtigsten Felder. Da könnte ein wenig Neid im Spiel sein, meinen einige. Markus Beckedahl konnte sich eine kleine Spitze gegenüber der Konkurrenz nicht verkneifen: „Gibt es bei Euch den keine Hierachien, geht da alles basisdemokratisch zu?“