Der Restaurantbetrieb im Autohaus Lorinser in Waiblingen kann noch etwas öffentlicher werden, aber ein Besuch in Björn Bergmanns Küche lohnt sich.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Waiblingen - Im dritten Anlauf hat es dann geklappt. Zuvor waren wir mit der Reservierung an geschlossenen Gesellschaften gescheitert, obwohl doch schon jeder Samstag dafür vorbehalten ist. Die Relation zwischen öffentlichem Restaurant und Eventbude kann sich also noch besser einspielen, merken wir auch, als wir am Freitagabend – okay, VfB-Heimspiel – die einzigen Gäste sind. Insofern fällt es schwer, Ambiente und Service zu bewerten: Wer abends allein im Glashaus sitzt, fremdelt, zumal das Interieur zwar stylish, aber wenig gemütlich ist. Was den Service angeht: Dessen volle Aufmerksamkeit haben wir natürlich, und er weiß auch was zu den Weinen (einem Mix aus regional und international zwischen 3,80 und 5 Euro für 0,1 l), allerdings vertut er sich am Ende zu unseren Ungunsten beim Zusammenzählen von Menü- und A-la-carte-Preisen.

 

Die Kreationen sind mitunter ziemlich deftig

Dass der in der Sternegastronomie geschulte Björn Bergmann kochen kann, wissen wir aus der Krone in Geradstetten, die er nach sechs Jahren Pacht und „viel Herzblut“ aufgegeben hat. Nun steht er in der „top ausgestatteten“ gläsernen Küche des Mille Miglia, die sieben Jahre lang brach lag. Und was kommt heraus? Zuerst einmal ein etwas zu kräftiger Gruß mit Kürbis-Curry-Schaumsüppchen und Wildfanggarnele. Deftig geht es weiter mit der Vorspeise des regionalen Menüs (drei Gänge mit Suppe 42 Euro, mit Vorspeise 49 Euro): ein Bollen Tatar vom Saibling (einzeln 17,50 Euro) mit viel Zwiebeln auf einem Rösti-Taler. Für mehr Leichtigkeit sorgen eingelegte Radieschen, Rote Bete, Gurke sowie Crème Frâiche mit Saiblingskaviar. Eleganter ist die Consommé (einzeln 12,50 Euro) des internationalen Menüs (drei Gänge mit Suppe 52 Euro, mit Vorspeise 68 Euro), weil dezenter gewürzt und mit Steinpilzen, Ravioli und Nockerln als Einlage.

Gut gefällt uns der gebratene Stör (einzeln 28 Euro), wenngleich wir auf das Zweierlei an Kaviar obenauf verzichten könnten, das die Summe zu salzig macht. Dazu gibt es mild geräucherten Kartoffelstampf und wunderbar frischen Babyspinat. Die glacierte Kalbsleber (26 Euro) ist zart-rosa und wird von Sellerie, knackig (Staude) und geschmeidig (Püree), geschmortem Apfel und gebackener Zwiebel begleitet – wie übrigens beide Hauptgerichte von intensiven Saucen. So aufwendig wie gelungen dann das Délice von Schokolade mit lauwarmem Kuchen, mit Vanillesauce gefüllter Haube, Eis und einem nur leicht „exotischen Obstsalat“ (12 Euro).

Die Steaks kommen aus dem 800-Grad-Grill

Die Steakkarte (36 bis 56 Euro) haben wir ignoriert, weil wir andere Gerichte interessanter finden, gehen aber davon aus, dass der 800-Grad-Westwood-Grill einen guten Job macht. Das kann man auch von Bergmann und seinem Team sagen. Allerdings könnten einige Portionen und Kreationen noch ein feminines Feintuning vertragen, es sei denn, nur PS-affine Kerle sollen im Autohaus glücklich werden.

Die Bewertung:

Küche vier von fünf Sternen

Service drei Sterne

Ambiente drei Sterne