Der Betreiber experimentiert gerne in der Küche und interpretiert klassische Gerichte aus dem Iran neu. „Im Iran geht es mehr nach dem Geschmack, hier isst man auch mit dem Auge“, sagt der Inhaber. Wir haben das Lokal getestet.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)

Stuttgart - Da war doch früher der Goldfish? Ja, richtig, an der Ecke Schloss-/Weimarstraße gab es früher Fusion Food aus diversen asiatischen Ländern. Der Ex-Goldfish-Betreiber ist jetzt mit seiner Fahrküche auf Street-Food-Märkten unterwegs. Akbar Delnavazi hat die Räume übernommen und im Juli das Safran in dem Eckhaus eröffnet. Unter demselben Namen hatte der gebürtige Iraner bereits fünf Jahre lang ein kleineres Lokal an der Hauptstätter Straße betrieben, „eher imbissmäßig“, wie er sagt. Weil die Zahl der persischen Restaurants in Stuttgart überschaubar ist, wagte er mit seiner Familie den Neustart. Am neuen Standort im Westen ist die Einrichtung eher von schlichter Eleganz als orientalisch-opulent, großformatige Fotos mit Motiven aus Ishafan & Co. werden so zum Blickfang.

 

Akbar Delnavazi floh vor 32 Jahren während des ersten Golfkriegs nach Deutschland, mittlerweile ist der 53-Jährige wieder regelmäßig im Iran unterwegs. Mit einem gewissen Amüsement beobachtet er die kulinarischen Eigenarten der beiden Kulturen. Kürzlich hat er im Safran eine besonders köstliche Spezialität angeboten: Koriandersoße, die in seiner Heimat zu Fisch serviert wird. Er hat sie stattdessen mit Rindfleisch gereicht. „Solch eine Kombination würde man niemals im Iran anbieten, niemals!“, sagt der Gastronom lachend, seine Landsleute seien da nicht so offen wie seine deutschen Gäste.

Für Vegetarierer gibt es Linsen- und Gemüdegerichte

Und noch einen großen Unterschied gebe es: „Im Iran geht es mehr nach dem Geschmack, hier isst man auch mit dem Auge.“ Die Vorspeise Musir (4,90 Euro) zum Beispiel – mit Joghurt, Bärlauch, Mango plus eine Art Chutney – wird deshalb im Safran appetitlich in einem Glas aufgetischt. Das sieht schön aus und schmeckt raffiniert, nämlich säuerlich-scharf-fruchtig. Für die etwas Experimentierfreudigen ist die persische Vorspeise Kaschkebadenjan mit Auberginen, gebratenen Zwiebeln, gerösteten Linsen, Pistazien, Schafskäsesoße (7,90 Euro) eine gute Wahl. Kaschke ist eigentlich getrockneter Joghurt, der hervorragend mit den Auberginen harmoniert. Neuen Gästen empfiehlt Delnavazi als Hauptgang eine Art Probierplatte mit diversen Grillspießen, Salat, Reis und Gemüse (14,90 Euro). Das saftige Fleisch, darunter Lamm, Kalb und Hähnchen, ist zart und auf den Punkt gegart. Viel Genuss für einen absolut akzeptablen Preis.

Vegetarier finden auf der Speisekarte einige Linsen- und Gemüsegerichte (9,90 Euro), aber das Angebot ist noch ausbaubar. Das weiß auch Delnavazi. Vom Kaspischen Meer hat er zwei neue Rezepte mitgebracht, die er ein bisschen neu interpretiert. Denn hierzulande darf er ja kulinarisch mutiger sein als im Iran, das nehmen ihm die Gäste gar nicht übel.