Im Winterbacher Teilort Engelberg setzt Michael Oehmig auf junge schwäbische Küche. Wir haben das traditionsreiche Lokal unter neuer Führung getestet und einen Favoriten auf der Speisekarte ausgemacht.

Stuttgart - Ob die Schafe extra bestellt worden sind? Auf jeden Fall ist der Blick von der Terrasse auf Wiese und Wald idyllisch – und das keine 30 Fahrminuten von der Stuttgarter City. Hoch oben im Winterbacher Teilort Engelberg, fast am Ende einer Sackgasse, liegt die Sandwegklause. Mehr als 30 Jahre lang hat Angelika Oehmig das Lokal geführt. Mitte September hat ihr Sohn Michael mit gerade mal 23 Jahren das Zepter in der Wirtschaft übernommen. Er hat zuvor seine Ausbildung zum Koch bei Jörg Rauschenberger im Cube absolviert.

 

Klassiker vom Wurstsalat bis Maultaschen

Der Junior hat die Terrasse renoviert – die Gabionen mit den Holzbänken sind sicher begehrte Plätze im Sommer. Auch der Innenraum mit seinen 40 Plätzen wurde behutsam modernisiert, Tische und Stühle sind neu. Das dunkle Holz kontrastiert mit weißen Wänden, die Kupferlampen sind schlicht schön, die Dekoration wechselt mit den Jahreszeiten. Für die Neuigkeiten aus dem Ort ist Oehmigs Bruder Matthias zuständig, der sehr charmant aushilft, bis ein Kellner gefunden ist.

Die Speise- ist ebenso wie die Getränkekarte übersichtlich und listet Klassiker von Wurstsalat bis Maultaschen auf. So war es auch bei Mutter Oehmig schon, denn für Schickimicki wie im Cube sei die Sandwegklause nicht gemacht, meint der Sohn. So bleibt die Weinauswahl aus der Remstalkellerei solide, das Bier kommt aus Stuttgart und München, etwa das Weißbier von Hacker Pschorr (3 Euro).

Unser Rostbraten ist wie bestellt perfekt medium gegart. Da hat der Schwabe, was er sehr schätzt, nämlich was zum Kauen, und doch ist das Fleisch schön mürbe. Es schwimmt in dunkler Soße und trägt eine Haube aus zart geschmelzten Zwiebeln. Dazu gibt es Bratkartoffeln und Salat. Der kommt kunstvoll geschichtet im Schüsselchen auf den Tisch und ist ob seiner Fülle zwar nicht mit Anstand, aber dafür mit großem Genuss zu essen (18,20 Euro). Das Schnitzel ist knusprig gebräunt, die Pommes bleiben dagegen blass (für 9,20 Euro gibt es eine gewaltige Kinderportion).

Unser Favorit sind die Kässpätzle

Der „Grieche“ ist der einzige Exot auf der Karte: Das Schweinegeschnetzelte kommt bodenständig mit Olive, Feta, Pommes und Krautsalat auf den Tisch (15 Euro) – hinterher gibt’s ’nen Ouzo. Trotzdem: Unser Favorit sind die Kässpätzle. Sie werden in der gusseisernen Pfanne aufgetragen und haben anders als das Allgäuer Original ordentlich Rahm abbekommen (10,80 Euro). Als Nachtisch muss es trotzdem der lauwarme Schokoladen-Brownie mit Erdbeereis und Sahne von der Tageskarte sein (3,80 Euro) – sie steht auf der schwarzen Wand am Eingang. Wir schlecken den Löffel ab und schwören uns: Nächstes Mal steigen wir den Engelberg zu Fuß nach oben. Quasi als Buße vorab für die Kaloriensünden, die ganz sicher wieder folgen.

Die Bewertung

Küche *** von fünf Sternen

Service *** von fünf Sternen

Ambiente *** von fünf Sternen

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.