„Leicht, lecker, lässig“ lautet das Motto des Biorestaurants, das vom Westen in den Osten umgezogen ist. Vom Frühstück über Mittagstisch sowie Kaffee und Kuchen bis zum Dinner wird man hier gut versorgt.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Bio ist nicht gleich Bio. Diese allgemeine Feststellung, die sich im Verbraucherdschungel auf Unterschiede zwischen den einzelnen Siegeln bezieht, kann auch für den Geschmack gelten. Längst muss man mit Bioküche nicht mehr nur gesund und langweilig verbinden, sondern darf auch intensive und spannende Erlebnisse haben. Gutes Beispiel dafür ist das Biorestaurant Lässig, übrigens nach strengen Demeter-Kriterien zertifiziert, das Mitte März aus der ehemaligen Bauernmarkthalle im Westen in den Osten an die Gerokstraße umgezogen ist.

 

Im denkmalgeschützten Bau mit der „ersten freitragenden Leichtbetondecke der Bundesrepublik Deutschland“ unter Beteiligung eines gewissen Dr. Ing. F. Leonhardt, wie auf einer Tafel steht, war zuvor das etwas rumpelige Café Gant. Nun ist dank Sabine Brand-Lässig und Joachim Latsch alles klarer und schöner: frisch gestrichen, neuer Holzboden, einheitliches Mobiliar samt Sofasitzecke; die Theke vom Vogelsang wurde erweitert, die Küche umgebaut. Und was daraus kommt, wurde im Laufe unseres Testabends immer besser.

Nach den Vorspeisen wurde es deutlich besser

Das heißt aber auch, der Auftakt war eher enttäuschend. Nach einem Apfel-Karotten-Ingwer-Shot als Gruß hatten wir eine Suppe mit ähnlichen Bestandteilen (Karotten-Ingwer, 6,50 Euro), in der uns zwischen Süße vorne und Schärfe hinten die würzige Mitte fehlte. Auch die zweite Vorspeise überzeugte nicht recht: Der grüne Spargel- und Pflücksalat (8,50 Euro) hatte zwar ein geschmeidiges Dressing, aber hier vermissten wir ebenso Substanz, die durch Garnelen für vier Euro mehr vermutlich auch nicht gegeben worden wäre.

Dann aber die Hauptgerichte: Die veganen Tagliatelle mit Zucchini, Kirschtomaten und Salsa verde (13,50 Euro) waren mit ihrem Mix von Kräutern, Kapern und Cornichons ein intensiver Knaller. Perfekt das Fleischgericht: Die beiden Kalbsfilets kross und zartrosa, dazu ein sauberer, aromatische Thymianjus und je vier Kleckse von gut gewürztem Blattspinat und luftiger, aber wie eine Eins stehender Selleriemousseline erwiesen sich als Traumkombi. Hier merkt man, dass der aus Somalia stammende Koch Abdi Abukar in deutschen Sterneküchen ausgebildet wurde. Und der Preis von 27,50 Euro ist mehr als okay, wenn man weiß, was gute Biofleischprodukte kosten.

Zum Schluss noch ein schönes Champagnerparfait (7,50 Euro) in einem gar nicht säuerlichen Rhabarber-Fruchtspiegel und zwei trotz Gaggia schlechte Espressi. Unser Hinweis auf die bittere Plörre ohne Crema samt Ursachenforschung wurde vom an diesem Abend wenig informierten Service zwar freundlich registriert, aber trotzdem auf der Rechnung präsentiert (zwei mal 2,10 Euro) – dafür einen halben Stern Abzug. Generell aber sehen wir viel Potenzial im neuen Lässig, in dem es auch gute Bioweine zu fairen Preisen (für uns zwischen 2,80 und 3,70 Euro für 0,1 l) sowie Frühstück, Mittagstisch und Kuchen gibt.