Die Edelgriechen sind weiter auf dem Vormarsch, wie auch ein schickes Lokal im Heusteigviertel beweist. Im Alten Landtag sind die Portionen kleiner und feiner.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Wie es scheint, haben die Griechen ihre Klischees langsam satt. Eine neue Generation zeigt, dass es auch ohne Poseidonplatten und Amphorenkitsch geht. Das jüngste Beispiel trägt dies schon im Namen, denn Mova Kouzina steht für modern variierte Küche, oder wie Konstantinos Tsantos sagt: „modern, ehrlich, griechisch“. Sein Vater betreibt in Waiblingen das Cavos, nun hat der Junior in Stuttgart eine eigene Lokalität gefunden – und was für eine! Das Mova Kouzina ist im Alten Landtag im Heusteigviertel, in dem zuvor das San Pietro des im Januar 2016 verstorbenen Sante de Santis war.

 

Tsantos und seine Frau Dimitria haben die Räume mit nun 140 Plätzen kräftig renoviert. Der vordere Teil ist eine Art Bistrobereich mit blauen Kacheln an den Wänden und auf den Tischen. Daran schließt sich ein Nature-Look mit hellem Holz und Bastlampen an. Und dann gibt es noch den Nebenraum mit von 80 Lichtern illuminierten Stoffwänden. Als „Executive Chief“ für die Küche konnte das Paar Nikos Patsioras gewinnen, der international schon in Sternerestaurants unterwegs war. Ihm zur Seite steht Küchenchef Manos Gaitanakis.

Calamari sind „klassisch“, Fava Santorini ist „modern“

Die Karte ist in „Klassik“ und „Modern“ unterteilt. Calamari gebacken (10 Euro) sind klassisch, aber nicht zu vergleichen mit den Gummiringen, die man vielerorts bekommt, sondern klein, fein, knusprig. Dazu gibt es kretisches Apaki – geräucherte Fleischscheibchen, ein apartes Auberginenmousse und ein schön angerichtetes Salatbouquet. Fava Santorini (16,90 Euro) läuft unter modern. Zum namensgebenden Erbsenpüree gibt es marinierten Oktopus und ein Vielerlei aus Kaiserschoten, Kirschtomaten, Gurken und Fenchel, in dem frische, süße und säuerliche Noten miteinander spielen.

Als „Hauptsache“ haben wir leider recht ähnliche Gerichte, beide in tiefen Tellern geschichtet und mit Reisnudeln, die aber nur einmal als Kritharoto deklariert sind: klassisch mit Rindfleischragout (15 Euro) und Zimt-Touch, modern mit Hähnchen (17 Euro) und einer Fülle an Zutaten (Spinat, Verbena, Baby-Rucola, Gryére-Flocken, Safran, Ingwer und Zitronengras), denen in der Summe aber der Wumms fehlt. Den hat das Dessert: Walnusskuchen mit Schokoladen-Cremeux und Zimteis – süßlich, saftig, schwer, aber gut.

Um unser Bild abzurunden, hatten wir anderntags als „Business Lunch“ marinierte Lammkotelettes vom Grill (12,50 Euro) mit Kartoffelchips, sprich Pommes (mit Kräutern), dazu eine etwas dezente Joghurt-Minze-Creme. Saubere Sache! Und – zurück zu den Klischees – der griechische Wein? Den gibt es auch, aber längst nicht nur. Weil der rote Hauswein (4,60 Euro für 0,2) aus war, haben wir vom sehr freundlichen, aber auch etwas vergesslichen Service einen süffigen Axia (25 Euro die Flasche) zum Hausweinpreis bekommen – und natürlich einen Ouzo aufs Haus!

Die Bewertung und Adresse

Küche: ****

Service: ****

Ambiente: ****+ 1/2*

****** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.