Bei den Retro Classics, der Oldtimer-Messe auf den Fildern, kommt zusammen, was zusammengehört: Reizende Damen posieren in schönen Autos. Dazu gereicht werden Speisen von Sternekoch Rolf Straubinger und Weine aus dem Hause Württemberg.

Stuttgart - „Ja, ja, auf dieser Oldtimermesse gibt es schon ein paar heiße Geräte“. Ein wenig Distanz zum Sujet lässt sich aus Regina Halmichs Facebook-Eintrag vom Freitag durchaus herauslesen. Zumal ihr Foto von der Retro Classics weniger alte Autos zeigt, sondern vielmehr die Boxerin selbst an der Seite von Model Mia Gray. So viel zu den „Geräten“. Die „Gefährte“ spielten bei der Eröffnungsparty der Messe am Mechatronik-Stand tatsächlich eine Nebenrolle. Und das, obwohl der Mercedes 300 SL seine Flügeltüren wie ein sterbender Schwan in die Höhe hob.

 

Im Prinzip ging es aber erstens ums Boxen und zweitens um den guten Zweck. Die Spielbank Stuttgart und Baden-Baden hatte einen Roulette- und Black-Jack-Tisch aufgebaut. Für 50 Euro gab’s bei der unwiderstehlichen Mia Gray ein rotes Säckchen mit Jetons zu kaufen – nicht rücktauschbar. Der Erlös der Charity-Spiele geht an die Lernstiftung von Uwe Hück.

Training in der Folterkammer

Der Porsche-Betriebsratsvorsitzende kam entspannt in Runde zwei – nachdem das Buffet von Sternekoch Rolf Straubinger von Burg Staufeneck in Salach längst eröffnet war. Kohlenhydrate gehen gerade sowieso gar nicht mehr. Hück trainiert eisern für seinen Charity-Boxkampf gegen Henry Maske am 25. Juli in Aspach im Rems-Murr-Kreis. „Man muss gönnen können“, sagt Hück. „Reichtum ist nicht schlimm, aber abgeben auch nicht.“ Nach dem verlorenen Match gegen Luan Krasniqi will der 53-Jährige eine Schippe drauf legen. Eine Stunde trainiert er an sechs Tagen die Woche in seiner „Folterkammer“. Wer mochte, durfte das Ergebnis befühlen. Brettharte Bauchmuskeln.

Die anderen Gäste, von Vera Niefer bis Eberhard Mahle, stärkten sich bei Frühlingsspaghetti aus dem Parmesanlaib oder Rinderrücken auf Krautknöpfle. Oder sie genossen „Soulfood for Car Lovers“. Seelenfutter für Autoliebhaber will Mechatronik-Chef Frank Rickert mit seinem Hochglanzmagazin „Cartique“ bieten, das am Donnerstag Premiere feierte. Die dottergelbe Erstausgabe macht mit exklusiven Fotostrecken Lust auf mehr. Ist offenbar nötig, denn längst sind noch nicht alle mit dem Oldtimer-Virus infiziert.

So hat Rolf Straubinger von Burg Staufeneck kürzlich seinen Oldtimer verkauft. Zur Hochzeit hatte er das gute Stück von seinem Schwiegervater geschenkt bekommen, inzwischen trägt es ein H-Kennzeichen. „Ich bin im Jahr bloß 60 Kilometer gefahren. Und wer weiß, ob es in 30 Jahren überhaupt noch Benzin gibt.“

Der Herzog hat zwei linke Hände

Michael Herzog von Württemberg – von ihm kamen die Weine, die zum Ereignis gereicht wurden – hat zwei linke Hände und ist deshalb auch nur begrenzt autoaffin. „Ich kann nicht schrauben, ich will ins Auto sitzen, es anlassen, tuk, es fährt.“ Außerdem dürfe man in einem Oldtimer doch bestimmt nicht rauchen?

Thomas Haas als Generalbevollmächtigter der Schwäbischen Bank stellte klar: Oldtimer sind keine Geldanlage, sondern Kunstwerke. „Banken haben in diesem Geschäft nichts verloren.“ In Notzeiten gebe ein Bauer seinen Sack Kartoffeln auch niemals für ein altes Auto her. Spekulieren nein – lieb haben ja, bilanzierte Haas und zeigte auf den Schriftzug am Stand der Walser Bank: „Man wird nicht erwachsen, nur die Spielzeuge werden größer.“