Innerhalb von 15 Minuten sollte ein Rettungswagen spätestens am Einsatzort sein. Doch im Kreis Göppingen klappt das wohl nicht überall. Vor allem in Wäschenbeuren fühlt man sich nicht wohl damit.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Wäschenbeuren - Heiningen oder Hayingen? Die Verwechslung der beiden Orte durch einen Polizeibeamten am Notruftelefon 110 in Ulm hat im Juni einen Aufschrei produziert. Seit der großen Polizeireform, die Göppingen die Polizeidirektion kostete, mangele es an der Ortskenntnis. Doch auch unter der Nummer 112 gibt es solche Fehler: Als jüngst in Breech ein Unfall passierte, schickte die Leitstelle einen Rettungswagen los. Allerdings rauschte er nicht in den Börtlinger Ortsteil, sondern nach Brech im Rems-Murr-Kreis.

 

Zwar befindet sich die Leitstelle nach wie vor in Göppingen, im vorliegenden Fall war der Notruf aber im Nachbarkreis eingegangen, was an den Rändern des Kreises   offenbar immer wieder vorkommt. „Eigentlich dürfte so etwas nicht passieren“, sagt Matthias Nagel, der Leiter der Abteilung Katastrophenschutz im Landratsamt. Selbst beim Mobilfunk gebe es Techniken, die eine genaue Zuordnung ermöglichten. Es könne sich nur um Einzelfälle handeln, die man untersuchen müsse.

Ein Mediziner und sein Notruferlebnis

Doch vor allem in Wäschenbeuren, das sich die Vorwahl mit Lorch im Ostalbkreis teilt, gibt es selbst am Festnetz Fehlläufer. Erst habe er alle fünf W-Fragen brav beantwortet, dann sei er nach Göppingen verbunden worden und habe das Gleiche noch einmal erzählen dürfen, berichtet ein Mediziner von seinem persönlichen Notruferlebnis. Und dann habe es ewig gedauert, bis der Rettungswagen eingetroffen sei. Dabei gilt in Baden-Württemberg eine verbindliche Hilfsfrist von 15 Minuten. In 95 Prozent der Fälle müssten Rettungsdienst und Notarzt dann vor Ort sein. Für Wäschenbeuren klingt diese Frist ziemlich ambitioniert. Ohne Verkehr dauert allein die Fahrt von der Klinik am Eichert laut Routenplaner 20 Minuten. Selbst mit Blaulicht dürfte es kaum schneller gehen.

Wie die Zahlen für seinen Ort aussehen, würde Wäschenbeurens Bürgermeister Karl Vesenmaier natürlich brennend interessieren. Doch sie sind unter Verschluss. Die 95-Prozent-Grenze müsse nur kreisweit erreicht werden und nicht in jedem einzelnen Ort, sagt der Leiter des Dezernats für Recht und Ordnung des Kreises, Adalbert Küchler. 2013 lag die Quote bei 96 Prozent. Lediglich bei den Notärzten gab es Verbesserungsbedarf (93,2 Prozent). Ein dritter Notarztstandort in Süßen soll dies ändern und das Lautertal, einst bekannt als „Tal des Todes“, besser versorgen.

Eine Gemeinde hilft sich selbst

Mehr Handlungsbedarf sieht der paritätisch mit Vertretern der Krankenkassen und der Rettungsdienste besetzte Bereichssausschuss gegenwärtig nicht. Das sei in Ordnung, findet das Landratsamt als Rechtsaufsicht. Dennoch hat der Landrat Edgar Wolff nun alle Beteiligten für nächsten Mittwoch an einen Tisch gebeten, um die Wäschenbeurer Bedenken zu klären. „Es muss etwas getan werden“, sagt Vesenmaier. Vorerst hilft sich die 4000 Einwohner zählende Gemeinde selbst. Drei Defibrillatoren wurden bereits gekauft.