Seit 1987 ist Rolf Böskens Revierleiter in Winnenden. Nun geht der Vollblut-Polizist in den Ruhestand.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)
Stuttgart - Es war ein glücklicher Zufall, dass wir an dem Tag alle da waren." Am 11. März 2009 bereitet sich Rolf Böskens mit einem Kollegen auf eine Pressekonferenz vor. Im Polizeirevier an der Eugenstraße in Winnenden sind alle Polizisten des Interventionsteams anwesend, die zusammen Szenarien eines Amoklaufs trainiert haben. Der Chef des Reviers ahnt nicht, dass einer der schlimmsten Tage seines Lebens vor ihm liegt. "Überall hätte ich mir das vorstellen können, aber nicht in Winnenden." Um 9.32 Uhr kommt der Notruf aus der Albertville-Realschule: Amoklauf! Weitere Anrufe kommen. "Im Hintergrund hat man die Schüsse gehört", erinnert sich Böskens. Ein Schüler telefoniert aus einem Klassenzimmer: "Kommen Sie schnell, da wird geschossen!"

Innerhalb weniger Augenblicke sind alle acht Polizisten des Interventionsteams auf dem Weg. "Die erste Streifenwagenbesatzung hat dabei die Aufgabe, sofort in das Gebäude zu gehen und den Täter zu stellen. Das ist hoch riskant" Rolf Böskens sitzt im dritten Streifenwagen, drei seiner Leute sind in der Schule, die zweite Besatzung ist bereits im Schlossgarten, wo Schüsse zu hören waren. "Ich war dann die Schnittstelle zum Revier und gleichzeitig der Einsatzleiter, bis der Leiter der Polizeidirektion vor Ort war."

Böskens ist ein Mensch, der eine freundliche, heiter-gelassene Stimmung ausstrahlt, aber auch die Gewissheit, dass eben deshalb in brenzligen Situationen Verlass auf ihn ist. Während des Amoklaufs und in den Wochen danach hat der heute 60-Jährige eine Aufgabe gemeistert, die vor ihm noch kein Revierleiter in Baden-Württemberg zu bewältigen hatte. Der permanente Stress habe ihn an seine Grenzen gebracht. Jetzt geht er in den Ruhestand. "Aber ganz regulär", sagt er schmunzelnd.