Die intensive Aufarbeitung der Missbrauchs-Fälle am Gymnastik- Stützpunkt Schmiden hat weitere Erkenntnisse gebracht. Nach Trennung von Gruppen-Trainerin Karina Pfennig rücken nun Vorwürfe gegen die Betreuerin der besten deutschen Einzelgymnastinnen in den Blickpunkt.

Schmiden - Nur gut drei Monate nach der Trennung von Gruppen-Chefcoach Karina Pfennig ist auch Gymnastik-Trainerin Galina Krilenko vorläufig freigestellt worden. Sie wurde von ihrer Aufgabe am Nationalmannschaftszentrum der Rhythmischen Sportgymnastik in Fellbach-Schmiden vorerst entbunden, teilte der Schwäbische Turner-Bund (STB) am Mittwoch mit.

 

„Im Zuge unserer Optimierungsmaßnahmen haben wir binnen weniger Wochen eine neue Vertrauenskultur geschaffen. Damit einher gingen viele intensive Gespräche, in denen uns am Montag dieser Woche ein neuer Vorwurf bekanntgeworden ist“, erläuterte Standortmanager Michael Breuning das Vorgehen.

Konkret geht es um einen möglichen Vorfall während der Gymnastik-Weltmeisterschaft 2011 in Montpellier. Hier soll es laut STB zu einer Handgreiflichkeit der Trainerin gegenüber einer Gymnastin gekommen sein. Krilenko bestreite die Vorwürfe und sei bis zur Klärung der Situation freigestellt, hieß es in der Mitteilung.

„Hier steht momentan Aussage gegen Aussage - deshalb möchte ich da keine Wertungen abgeben“, sagte Rainer Brechtken, der Präsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB) der Nachrichtenagentur dpa. Krilenko ist derzeit beim TSV Schmiden angestellt und wird teilweise mit Mitteln des Schwäbischen Turner-Bundes finanziert. Seit Jahren betreut die im weißrussischen Minsk geborene Spezialistin die beiden besten deutschen Gymnastinnen Jana Berezko-Maggrander und Laura Jung am Leistungszentrum.

„Unsere Personalentscheidung ist keineswegs eine Vorverurteilung von Frau Krilenko. Aber wir nehmen die Vorwürfe gegenüber der Trainerin sehr ernst und haben im Interesse aller Beteiligter Frau Krilenko bis zur Klärung der Situation freigestellt“, erläuterte Breuning. Der Vorwurf sei an die zuständigen Behörden weitergeleitet worden. „Erst dann wird sich herausstellen, wer die Wahrheit gesagt hat“, sagte Breuning der dpa.

Erst im Juli hatte sich der Deutsche Turner-Bund „in gegenseitigem Einvernehmen“ von Karina Pfennig als Teamchefin der deutschen Sportgymnastinnen getrennt. Auslöser waren schwere Vorwürfe einer ehemaligen Auswahl-Gymnastin aus Halle/Saale. Sie und ihre Mutter hatten Strafanzeige erstattet und in einem offenen Brief die Anwendung von körperlicher Gewalt, Beleidigung, Essensentzug sowie die Verabreichung verschreibungspflichtiger Medikamente angeprangert. Pfennig wies die Vorwürfe zurück.