Prominenz aus Kultur und Politik hat beim Richtfest für das neue Stadtmuseum in Stuttgart gefeiert. Das Haus soll im Herbst 2017 eröffnet werden – Star der Ausstellung könnte ein außergewöhnliches Modell werden.

Stuttgart - Die Sache ist ungewöhnlich für Stuttgart: Es kommt zu einem ganz großen Bahnhof – und niemand regt sich auf. Keiner muss einräumen, dass das Projekt erheblich teurer wird als gedacht und leider auch deutlich später fertig wird. Denn beim Neubau des Stadtmuseums im historischen Wilhelmspalais läuft derzeit alles nach Plan – wovon sich am Mittwoch einige Hundert geladene Gäste beim Richtfest überzeugt haben. Zur Feierstunde kamen zahlreiche Prominente, vorwiegend aus dem Kultur- und Politikbetrieb, unter ihnen der frühere Oberbürgermeister Wolfgang Schuster, der das Museum einst auf den Weg gebracht hatte.

 

Sein Nachfolger Fritz Kuhn bezeichnete das künftige Museum als das „neue Gedächtnis der Stadt“. Nach der Eröffnung würden die Bürger hier einen neuen Raum finden, in dem sie über aktuelle Themen der Stadtentwicklung diskutieren könnten. Das Stadtmuseum soll im Herbst 2017 eröffnet werden. Auf mehr als 4000 Quadratmeter Fläche will es Wissen über die Stadt und ihre Geschichte vermitteln und gleichzeitig zu einem wichtigen Treffpunkt in der Innenstadt werden: Das Erdgeschoss mit seinem Foyer, ein Veranstaltungssaal mit einem Salon, ein Café mit einer Terrasse – das alles soll sich für die Besucher wie ein Wohnzimmer anfühlen.

Traum von der Flaniermeile Planie

Auf diese Weise knüpft der Bau an seine früheste Nutzung an: Das Wilhelmspalais wurde 1840 vom italienischen Hofbaumeister Giovanni Salucci erbaut. Es diente zunächst den beiden Töchtern Wilhelms I. – Marie und Sophie – als Wohnhaus. Künftig wird das Stadtmuseum den Bürgern gehören, wie die Architektin Jorunn Ragnarsdóttir aus Island bei einem Rundgang durch den Rohbau betonte. Dennoch hofft die Architektin auf eine Renaissance eines Teils der Lokalgeschichte: Einst war die Planie die wichtigste Flaniermeile der Stadt. „Es ist unser großer Traum, dass dies eine Wiederbelebung erfährt“, sagte Ragnarsdóttir. Derzeit ist der Bau durch die B 14 faktisch abgetrennt vom städtischen Raum rund um das Kunstmuseum.

Noch lässt sich zwischen Pfeilern und nackten Betonwänden lediglich die Raumstruktur des neuen Museums erahnen. Mitarbeiter des Stadtmuseums erklärten auf Rundgängen durch das Haus jedoch bereits, wie der Bau künftig genutzt werden soll: Die ständige Ausstellung legt einen Schwerpunkt auf die Geschichte Stuttgarts im 19. und 20. Jahrhundert. Herzstück der Dauerausstellung soll ein Modell der Stadt sein, das für die Besucher die Topografie Stuttgart erlebbar macht. In „Stadtgesprächen“ rund um das Modell erleben die Besucher, was in Stuttgart Gesprächsstoff geliefert hat und die Stadt noch heute prägt.