Im Basketball geht es wieder bei Null los: An diesem Wochenende starten die Play-offs – mit dem Derby-Knüller Ulm gegen Ludwigsburg, das den Tabellenführer diese Saison schon zweimal besiegt hat. Gelint am Samstag der nächste Coup?

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Ob Thorsten Leibenath das Lachen noch vergeht? Am vergangenen Wochenende zeigte sich Ulms Trainer jedenfalls bestens gelaunt, trotz der deutlichen 61:79-Niederlage in der Basketball-Bundesliga bei den MHP Riesen Ludwigsburg. Und nachdem seine favorisierte Mannschaft schon im Pokal-Viertelfinale im Januar an dem württembergischen Rivalen gescheitert war, sagte er mit einer Brise Humor: „Ludwigsburg hat zweimal gegen uns gewonnen – also sind sie Favorit.“

 

Darüber wiederum kann sein Kollege John Patrick nur müde lächeln. „Das war ironisch gemeint. Es ist ein Team der Superlative“ – das in der Liga mit 26 Spielen ohne Niederlage eine neuen Rekord aufgestellt und am Ende nur zweimal verloren hat (daneben noch gegen die Bayern). Natürlich ist Ulm Favorit, dazu genügt ja ein Blick auf die Tabelle, was aber nichts daran ändert, dass die Serie über maximal fünf Spiele wieder bei Null beginnt „und wir die Herausforderung annehmen“, wie Teamkapitän David McCray betont.

Zwei verschiedene Spielstile

Zwar hat Ludwigsburg dem Gegner zwei Niederlagen zugefügt, man dürfe aber auch nicht vergessen, „dass wir in Ulm keine Chance gehabt haben“. Spielt also der Heimvorteil die große Rolle? „Da steht zumindest auch die gastgebende Mannschaft unter Druck“, meint John Patrick zu der Kulisse von 6000 Zuschauern in der stets ausverkauften Ratiopharm-Arena. „Also wollen wir in Ulm rausgehen – und versuchen, die Fans ruhig zu stellen.“ Bis auf die eigenen, die bei diesem Derby ebenfalls lautstark vertreten sein dürften. Es ist das Duell zweier Spielstile, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Die Ulmer Offensiv-Maschine trifft auf Ludwigsburger Defensiv-Spezialisten.

Ein Rolle dürfte auch spielen, wie sich die Verletztensituation auf beiden Seiten entwickelt. Ludwigsburgs Vorsitzender Alexander Reil ist davon überzeugt, „dass bei Ulm mehr Spieler zurückkehren werden als bei uns“. Da rechnet der Trainer lediglich mit Spielmacher Cliff Hammonds, der zuletzt stark erkältet war, während Kelvin Martin, Tekele Cotton und Chad Toppert in dieser Runde möglicherweise gar nicht mehr zum Einsatz kommen werden.

Welche Verletzte kommen zurück?

Ein Handicap, zumal der Tabellenführer beim Gastspiel vergangenen Samstag „einige Spieler geschont hat“, so Patrick: So ist wohl mit der Rückkehr des Spielmachers Braydon Hobbs (Daumenverletzung) zu rechnen, der bei der Niederlage schmerzlich vermisst wurde. Trainer Thorsten Leibenath setzt auf den Faktor Zeit: „Je länger wir in den Play-offs bleiben, desto größer werden die Chancen, dass Spieler zurückkehren.“ Und wenn nicht, setzt der Coach eben auf seine jungen Talente, von denen Ulm einige besitzt, nachdem das Farmteam den Aufstieg in die zweite Liga geschafft hat – und diesen auch wahrnehmen wird. „Es war eine sehr schwere Entscheidung“, sagt Thomas Stoll. „Uns ist klar, dass der Schritt in die ProA ein sehr mutiger und mehr als ambitionierter ist, aber wir glauben an die Jugend“, beton der zuständige Sportchef im Hinblick auf den Unterbau. Die Arbeit der Ulmer nötigt auch Reil Respekt ab. „Ich habe große Achtung vor dem, was in Ulm aufgebaut wurde“, sagt er in seiner Funktion als BBL-Präsident, „aber am Samstag ist es mit der Achtung vorbei.“

Ob es am Ende auch zum großen Wurf (dem Titel) für Ulm reicht, bleibt abzuwarten. „Jeder, der sich im Basketball etwas auskennt, weiß, dass Bamberg und die Bayern die großen Favoriten auf den Titel sind“, sagt Leibenath – wohlwissend, dass es sich in der Außenseiterrolle auch gut leben lässt. Während die Bamberger seit einigen Wochen ohne die Doppel- und Dreifachbelastung unter der Woche in der Euro League frische Kräfte tanken, haben die Münchner sich im Laufe der Saison eminent gesteigert und nach einer Serie von neun Spielen ohne Niederlage erst am vorletzten Spieltag in Bayreuth verloren.

Zum Schluss macht Ulms Trainer Thorsten Leibenath dann noch seine eigene Rechnung auf – und die klingt ganz logisch: „Wir haben zu Hause noch kein Spiel verloren. Wenn wir das beibehalten können, wird es ein schönes Ende.“