Der Weltmeisterringer Frank Stäbler verlässt den in der Bundesliga unter Dopingverdacht geratenen ASV Nendingen und startet künftig für die Konkurrenz. Auf dem Weg nach Rio wird er von einem neuen Sponsor unterstützt.

Stuttgart - Frank Stäbler ist ein fröhlicher Mensch. Ein Mann, der gerne und viel lacht. Und wenn das Fliegengewicht gut drauf ist, kann ihn auf der Matte kaum einer schlagen. Unruhe und Stress in seinem Umfeld sind für den Ringer Gift. Und so wundert es nicht, dass der Weltmeister zu Beginn des wichtigsten Jahres seiner Karriere mit dem Höhepunkt im August bei den Olympischen Spielen in Rio sein Umfeld wieder sortiert. Seit Montag ist offiziell, dass Frank Stäbler den ASV Nendingen verlässt, für den er vier Jahre lang in der Bundesliga auf die Matte gegangen war und mit dem Team aus der Region Schwarzwald-Baar dreimal nacheinander die deutsche Mannschaftsmeisterschaft gewann. Vergangene Saison siegte er in all seinen zwölf Kämpfen für die Nendinger.

 

In diesen Tagen wurde aber bekannt, dass zwei ASV-Ringer aus Osteuropa im Finale gegen Germania 04 Weingarten positiv auf Doping getestet wurden. Die beiden sollen sich mit einem verbotenen Herzmedikament aufgepeppt haben. Sollte die B-Probe den Befund bestätigen, droht Nendingen der Verlust des Titels an Weingarten. Und genau für diesen Verein im Kraichgau wird Stäbler nun in der kommenden Saison in der Bundesliga antreten. Der Wechsel habe aber mit den Dopingvorwürfen gegen Nendingen nichts zu tun, erklärt Stäbler: „Weingarten hat sich schon sehr früh und intensiv um mich bemüht“, sagte er, „der Wechsel steht lange fest, die sportliche Perspektive ist großartig und es war auch für mich Zeit für etwas Neues.“

Wo Stäbler, ist der Titel

Weingartens Trainer Frank Heinzelbecker sagte bei der Vertragsunterzeichnung: „Da wo Stäbler ringt, ist der Titel. Stäbler hat 82 Prozent seiner Kämpfe gewonnen, der musste einfach zu uns.“ Das Umfeld ist also gerichtet, jetzt will der 26-jährige Schwabe einfach in seinem Sport „der Beste sein“, wie er sagt. Die Olympischen Spiele in Rio sollen seiner großen Karriere die Krone aufsetzen.

Dafür trainiert er zehn Einheiten pro Woche, etwa 25 Stunden verbringt er im Ringerraum seines Heimatvereins TSV Musberg, meist begleitet von seinem Trainer Andreas Stäbler (nicht verwandt). Im Moment bereitet er sich auf die Europameisterschaften in Riga vor, wo er am 13. März wie in der Bundesliga in der 71-Kilo-Klasse antreten will – also fünf Kilo über der Fliegengewichts-Klasse, in der er bei den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro starten wird.

Die EM ist auch nur ein Schritt auf dem Weg zu den Spielen, bei dem er sich das ganz große Gewichtabkochen erspart. Drei Kilo müssen aber doch noch weg bis Sonntag. Eine Medaille in Riga wäre schön, aber angesichts der höheren Gewichtsklasse und einer gerade erst überstandenen Windpocken-Infektion nicht einfach zu erreichen. „Ich kann nicht in Topform dort antreten, aber ich will es versuchen.“

Die Konzentration gilt Rio

Die Konzentration gilt aber Rio, und dazu braucht Frank Stäbler die heimatliche Atmosphäre, das Training nur ein paar Hundert Meter von zu Hause entfernt. Er genießt Abende mit seinen alten Ringerfreunden oder mit der Familie und seiner langjährigen Partnerin Sandra. Stäbler wohnt im ersten Stock des Elternhauses, im Wohnzimmer hängen seine vielen Medaillen – da gibt es auch noch ein wenig Platz.

Frank Stäblers Weg nach Rio läuft also gut, zumal auch in der langjährigen Fehde zwischen der Ringerabteilung des TSC Musberg und dem Hauptverein seit einigen Wochen eine Art Burgfriede herrscht, der Stäblers Olympiavorbereitung nur gut tun kann. Gut tut ihm auch, dass er einen neuen persönlichen Sponsor gefunden hat. Die Musberger Firma MHZ, ein Anbieter von Sonnenschutz-Technik, wird Stäbler zunächst für ein Jahr mit einem weiteren Jahr als Option unterstützen, um seine Bekanntheit zu erhöhen.

Nichts soll stören

Damit ist der Weg nach Rio frei. Und nichts soll stören. Stäbler hatte ja Ende 2015 bundesweit für Aufsehen gesorgt, als er zusammen mit seinen Weltmeister-Kollegen Christina Schwanitz (Kugelstoßen) und Marco Koch (Schwimmen) ein Interview gab, in dem die drei die minimalem Vermarktungschancen im olympischen Sport bemängelten. Tenor: Leben wie ein Profi, verdienen wie ein Amateur. Michael Vesper, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hat sich danach bei Stäbler nach dem Alltag eine Spitzenringers erkundigt. Stäbler hat Vesper darauf nach Musberg eingeladen. Vor ein paar Tagen war der DOSB-Funktionär denn auch auf den Fildern, um einen Trainingstag zu erleben. Laut Stäbler war Vesper am Ende „beeindruckt mit welch einfachen Mitteln ich hier arbeite“. Das nächste Treffen der beiden wird dann spätestens in Rio sein.