Der große Boom beim Risikokapital ist erst einmal vorbei - und zwar weltweit, stellt die Beratungsgesellschaft KPMG in einer aktuellen Studie fest. Inbesondere für Deutschland war 2016 kein gutes Jahr.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Venture Capital, also Risikokapital, ist ein Begriff, der untrennbar zu der auch in Deutschland sich zusehends verankernden Start-up-Kultur. Dies sind Investitionen bei denen risikobereite Geldgeber auf meist technologiebasierte, stark wachstumorientierte Firmen setzen - mit entsprechendem hohen Risiko. Doch mit Ausnahme von Asien gab es laut der Studie der Beratungsgesellschaft KPMG im vergangenen Jahr einen teilweise deutlichen Dämpfer. Global ging das Investitionsvolumen um ein Viertel zurück. Auf dem größten Markt USA gab es einen Einbruch um fast ein Drittel - beschleunigt im vierten Quartal. Im Jahr 2015 gab es weltweit 17992 solcher Beteiligungen. Im vergangenen Jahr waren es noch 13665 . „Dies ist allerdings beinahe das doppelte der Risikokapital-Investitionen im Jahr 2013“, schreiben die Autoren. Es sei ein „zyklischer Abschwung nach zwei starken Jahren.“ KPMG sieht dies als durch die globalen Risikofaktoren des Jahres 2016 ausgelösten Rückschlag, nicht als Trendwende.

 

Risikokapital in Deutschland fast halbiert

In Deutschland war der Dämpfer mit einem Minus von 47 Prozent beim (auf Dollarbasis gemessenen) Investitionsvolumen besonders drastisch. Nach 3,6 Milliarden Dollar im Jahr 2015 kamen jetzt noch 1,9 Milliarden Dollar zusammen. In die jeweiligen Start-ups wurde im Durchschnitt weniger Geld gesteckt, denn die absolute Zahl der Unternehmensbeteiligungen ging nur um 15 Prozent von 407 auf 345 zurück. Bei beiden Kennzahlen liegt Deutschland aber immer noch über dem Niveau von 2013. Vom Gesamtvolumen der globalen Deals von 140,6 Milliarden sind weniger als 1,4 Prozent nach Deutschland geflossen. In den USA wurde im gleichen Zeitraum 36mal so viel Risikokapital investiert.

Auch die Gründer-Metropole Berlin schwächelt

Selbst die Start-up-Metropole Berlin wirkt in diesem Maßstab klein. Hier brach das Investitionsvolumen sogar um 60 Prozent ein. Damit floß mit rund einer Milliarde Dollar aber immer noch mehr als die Hälfte des Risikokapitals in Deutschland in die Hauptstadt. Zum Vergleich: Das vom Brexit gebeutelte London sammelte dreimal so viel Kapital ein. Ein globaler Trend könnte allerdings potenziell für Baden-Württemberg interessant sein. Entgegen der generellen Entwicklung wächst die Bereitschaft von Unternehmen in Start-ups zu investieren. Dies ist ein Bereich, bei dem es im Südwesten besonders viel Potenzial gibt. „Es gibt kaum Zweifel, dass eine wachsende Zahl von etablierten Unternehmen auf die langfristigen Chancen blicken, die in der Unterstützung von Start-ups und eines Innovations-Ökosystems liegen“, heißt es in der Studie. „Folglich ist zu erwarten, dass der Anteil von Etablierten in absehbarer Zeit hoch bleiben und sogar noch wachsen wird.“